"Das Lächeln der Hoffnung", titelt Gazet van Antwerpen. "König Charles III. zum ersten Mal in der Öffentlichkeit nach seiner Krebsdiagnose", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Nach einem Plausch mit Prinz Harry, erholt sich Charles zu Hause", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Auf vielen Titelseiten prangen heute wieder Fotos des britischen Königs Charles III. Man sieht ihn zusammen mit seiner Ehefrau Camilla in einem Auto, mit einem etwas gequälten Lächeln im Gesicht. Nach einem Treffen mit seinem Sohn Harry ist Charles III. zu seinem Landsitz abgereist, wo er seine Behandlung fortsetzen und sich erholen will. Einige Blätter beleuchten das doch tragische Schicksal des Monarchen, der sehr lange auf seine Krönung warten musste, um dann gleich ernsthaft krank zu werden. Le Soir nennt ihn den "verfluchten König". "Aber, dass der König überhaupt bekanntgibt, dass er an Krebs leidet, das ist eine Revolution", sagt ein Royalty-Experte auf Seite eins von La Dernière Heure. Früher hätte es so etwas nie gegeben.
Flandern wird derweil von einer sehr misslichen Geschichte erschüttert: "Kindergärtner wegen Sittendelikten an einer Schule festgenommen", titelt Het Nieuwsblad. "Lehrer missbraucht Kleinkinder an einer Schule", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Der Fall hat sich im ostflämischen Geraardsbergen ereignet. Der 38-jährige Lehrer soll anzügliche Fotos von seinen Schülern gemacht und die auch verbreitet haben.
Akute Krise am belgischen Mietmarkt
"Die Mietpreise explodieren", so derweil die alarmierter Schlagzeile von La Dernière Heure. "Die Mieten in Brüssel sind noch nie so drastisch gestiegen", bemerkt L'Echo auf seiner Titelseite. "Ähnlicher Trend im Norden des Landes: "Beispielloser Anstieg der Mietpreise in Flandern", so die Schlagzeile von De Tijd.
Insbesondere in Brüssel muss man inzwischen von einer akuten Krise am Mietmarkt sprechen, konstatiert La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Im Gegensatz zu anderen Metropolen ist nicht der Mangel an Wohnraum das Problem, es sind schlichtweg die hohen Mietpreise, die das Budget vieler Haushalte übersteigen. Der Kauf einer Wohnung ist erst recht keine Alternative; ein Appartement kostet heutzutage fast dreimal so viel wie vor 30 Jahren. Vielen Brüsselern bleibt da nur noch das Exil. Es gibt also Grund genug, sich um die Zukunft unserer Kinder Sorge zu machen. Zumal sich das Problem längst nicht mehr auf die Hauptstadt beschränkt.
Die Rettung der Mittelschicht als Wahlkampfthema
"Wir brauchen dringend einen Masterplan", fordert Het Nieuwsblad. Für bezahlbare Mieten zu sorgen, das wird eine der wichtigsten Aufgaben für die nächsten jeweils zuständigen Regierungen sein. Denn der Mietmarkt ist innerhalb kürzester Zeit in eine doch dramatische Schieflage geraten. In Flandern etwa muss man im Durchschnitt 868 Euro pro Monat allein für seinen Wohnraum zahlen. Da kann man nicht mehr sehr viel zurücklegen, um sich irgendwann den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Das ist ein weiteres Indiz für die langsame Verarmung der Mittelschicht. Die Rettung eben dieser Mittelschicht, dieses Thema dürfte wohl zentral stehen bei den Wahlen vom 9. Juni.
Nun kann man nicht behaupten, dass die aktuelle flämische Regierung sich nicht um die Mittelschicht gekümmert hätte, bemerkt De Tijd. Eher im Gegenteil. Im Zweifel hat die Equipe um den N-VA-Ministerpräsidenten Jan Jambon diese Bevölkerungsgruppe eher noch bevorteilt. Das treibt mitunter seltsame Blüten. So wurde eine Prämie von 5.000 Euro ausgelobt für den Kauf eines E-Autos. Ob Käufer solcher Fahrzeuge wirklich noch einen Zuschuss brauchen, das sei dahingestellt. Zu allem Überfluss stellt die flämische Regierung für diese Maßnahme aber auch noch viel zu begrenzte Haushaltsmittel zur Verfügung. Der Topf dürfte im Nullkommanichts leer sein, was für gewaltigen Frust sorgen wird. Nicht umsonst hat der Staatsrat in dieser Woche ernste Bedenken angemeldet. Mit dieser wohl als Wahlkampfgeschenk gedachte Prämie hat sich die flämische Regierung heillos festgefahren.
Fetter Kratzer für den Green Deal
Einige Zeitungen beleuchten die Entscheidung der EU-Kommission, die die geplante Begrenzung des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft erstmal zurückgezogen hat. Die Bauern glauben, dass sie hier einen Sieg errungen haben, aber da irren sie sich, ist De Standaard überzeugt. Wenn's ihnen wirklich um die Zukunft ihrer Betriebe geht, wenn sie wirklich hoffen, dass auch noch ihre Kinder Landwirtschaft betreiben können, dann ist das der falsche Weg. 60 Prozent der Böden in Europa sind schon krank. Und es ist unbegreiflich, dass sich die Bauern mit Händen und Füßen gegen ein alternatives Modell wehren, also eben den teilweisen Verzicht auf Pestiziden. Der Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, das ist die einzige Option, wenn die Branche überleben will.
Und die Entscheidung aus Brüssel ist zudem ein gefährliches politisches Signal, meint Het Belang van Limburg. Die Bauern müssen den Eindruck haben, dass sie – erst recht im Vorfeld von Wahlen – der Politik alles abringen können. Wenn sich die Politik Hals über Kopf den Frieden erkaufen will, indem sie Wasser in ihrem Wein gießt, dann hat das aber nichts mehr mit einer Zukunftsvision zu tun. Der so oft beschworene Green Deal bekommt so jedenfalls einen fetten Kratzer.
Rechtsextremisten feiern die Lockerungen ihrerseits als einen Sieg, und könnten jetzt erst recht noch Wind in die Segel bekommen. Das Ganze ist in jedem Fall eine Einladung für Nachahmer, sich die harten Bauernproteste zum Vorbild zu nehmen.
Roger Pint