"König Charles hat Krebs", titeln Le Soir, Het Nieuwsblad, Het Laatste Nieuws und La Dernière Heure. Fotos des britischen Monarchen prangen heute auf vielen Titelseiten. Die Meldung von seiner Krebsdiagnose hat viele Menschen überrascht. Genauere Einzelheiten sind nicht bekannt, lediglich, dass die Behandlung schon begonnen hat. Bis auf Weiteres wird Charles III. keine repräsentativen Aufgaben mehr wahrnehmen.
Einige Zeitungen machen heute aber auch mit einer belgischen Erfolgsgeschichte auf. "Ostflämischer Spekulatius erobert die Welt", so etwa die Schlagzeile von De Standaard. Wie die Süßwarenfirma Lotus Bakeries bekannt gab, hat der Umsatz des Unternehmens erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Schwelle geknackt. Der Börsenkurs ging daraufhin durch die Decke. "Lotus Bakeries ist jetzt 7,5 Milliarden Euro wert", bemerkt L’Echo auf Seite eins.
Von Lembeke aus in die ganze Welt
Das Wachstum des Traditionsunternehmens aus dem ostflämischen Lembeke ist beeindruckend, lobt L'Echo in seinem Leitartikel. Lotus Bakeries ist es gelungen, den belgischen Spekulatius, eigentlich ein denkbar simples Produkt, weltweit bekannt zu machen. Im Nahen Osten und selbst im Pazifikraum gehört Spekulatius inzwischen zu den Grundzutaten eines jeden Desserts. Ein wirklich phänomenaler Erfolg. Und die Aktionäre können sich die Hände reiben: Der Aktienkurs hat sich innerhalb der letzten zwölf Jahre "mal eben" verzwanzigfacht.
La Libre Belgique macht mit einer explosiven Meldung auf: "Katargate - die Aussagen eines Polizisten könnten die Ermittlungen in die Luft jagen", schreibt das Blatt. Besagter Inspektor hat offenbar zugegeben, dass die Ermittler sehr wohl wissen, dass der Kronzeuge in der Katargate-Affäre lügt. Gemeint ist also Pier Antonio Panzeri, der unter anderem den belgischen EU-Abgeordneten Marc Tarabella schwer belastet hatte. Diese Aussagen könnten die Ermittlungen in Gefahr bringen, glaubt La Libre Belgique.
Einige Leitartikler beschäftigen sich derweil auch heute noch mit der in Paris geplanten Verdreifachung der Parktarife für SUV. Bei einem Referendum hatte sich eine Mehrheit der Einwohner für eine solche Maßnahme ausgesprochen. "Das ist doch eine reine Neid-Steuer", ereifert sich Het Laatste Nieuws. Allgemein wird die Volksabstimmung als ein Sieg für die Demokratie und die Umwelt gefeiert, beides stimmt nicht. Erster Punkt: Die Wahlbeteiligung belief sich auf gerade mal sechs Prozent, da kann man schwerlich von einem Fest der Demokratie sprechen. Und zweitens: Ob sich durch die Maßnahme die Luftqualität entscheidend verbessern wird, das sei ebenfalls dahingestellt. Einwohner von Paris sind nämlich von der Maßnahme ausgenommen. Und auch darüber hinaus gibt es viel zu viele Ausnahmen. Ein Sieg ist das Ganze allenfalls für das Pariser Stadtsäckel.
Mehr Schutz für Mensch und Umwelt
De Standaard sieht das ganz anders. Hier geht es durchaus um Umweltschutz. SUV sind nun mal größer und schwerer, deswegen verbrauchen sie eben mehr Treibstoff, sofern es sich nicht um eine elektrische Variante handelt. Diese Fahrzeuge nehmen zudem mehr Platz ein und in einer Großstadt ist der Raum eben begrenzt. Und dann gibt es noch den Sicherheitsaspekt: Weil ein SUV höher liegt, sind die Gefahren für schwache Verkehrsteilnehmer bei einem Aufprall größer. SUV ins Fadenkreuz zu nehmen, das ist also vollkommen logisch. Die Gegner berufen sich auf ihre persönliche Freiheit. Dieses Argument hat man von diesen Leuten nicht gehört, als die Umweltzonen eingeführt wurden. Besitzer von Firmenwagen oder großen Luxusfahrzeugen fühlten sich da wohl nicht angesprochen.
De Tijd versucht ihrerseits, einen salomonischen Standpunkt einzunehmen. Viele der ins Feld geführten Argumente sind nicht falsch. Zum Beispiel die Tatsache, dass arme Familien auf ihren alten Diesel verzichten mussten, während die Reichen weiter mit ihren "Panzern" freie Fahrt hatten. Dass Unfälle mit SUV für Fußgänger doppelt so oft tödlich sind, das geht ebenfalls aus Studien hervor. Die Umweltaspekte sind auch nicht von der Hand zu weisen. Und doch eignet sich das Pariser Beispiel nur bedingt als Vorbild für Belgien. Erstmal brauchen wir hierzulande zum Beispiel große Parkplätze an den Stadträndern mit einer effizienten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Nichtsdestotrotz: Vielleicht ist es auch in Belgien Zeit für eine wirkliche Parkplatz-Debatte. Dann aber für alle Autos, auch die der Einwohner.
Glaubwürdigkeit tut Not
"Nur jeder fünfte Wallone vertraut noch der Politik", so derweil die Aufmachergeschichte von L’Avenir. Das zumindest geht aus einer neuen Umfrage hervor. "Die Wallonen verlieren das Vertrauen in die Politik", schreibt auch das GrenzEcho. Das Blatt nennt das Ergebnis "erschreckend".
Und gerade in diesen Tagen äußern sich der Ärger und der Frust noch einmal besonders nachdrücklich, kann Le Soir nur feststellen. Bauernproteste, Streiks bei der TEC, bei Dienstleistungsschecks-Unternehmen oder in den Gefängnissen … Im Augenblick scheint so ein bisschen überall ein "Nase-voll-Gefühl" vorzuherrschen. Gerade jetzt, einige Monate vor den Wahlen, ist da aber für die politischen Parteien die Versuchung groß, den Protestierenden "nach dem Mund zu reden", den Menschen Reformen und Lösungen vorzugaukeln, von denen sie sehr wohl wissen, dass sie undurchführbar oder unrealistisch sind. Falsche oder nicht gehaltene Versprechen schüren aber die Anti-Politik, lassen die Menschen zu dem Schluss kommen, dass es eigentlich keinen Sinn hat, seine Stimme abzugeben. Deswegen der Appell an die Politik: "Versprecht den Menschen nichts, was ihr nicht halten könnt! "
Roger Pint