"Die Glut der Wut", titelt L'Avenir. "Die wallonischen Bauern verschärfen ihre Protestaktionen auf den Straßen", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "Auch flämische Bauern sind mit dabei", schreibt Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite.
Die wallonischen Bauern haben bereits am Wochenende, wie angekündigt, mit ihren Protestaktionen auf den Straßen begonnen. Die ganze Woche wollen Bauern immer mal wieder den Verkehr an verschiedenen Orten des Landes lahmlegen. Einige flämische Bauern schließen sich dem Protest an.
Hier setzt Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel an und schreibt: Es ist nicht nur das neue Stickstoffabkommen in Flandern, gegen das sich der Protest der flämischen Bauern richtet. Es geht um mehr. Genau wie ihre wallonischen Kollegen ächzen auch sie unter der übermaßenden Bürokratie, die sie gleichermaßen erdrückt. Als Unternehmer, die die Bauern sind, wissen sie zwar, dass auch administrative Arbeit zum Beruf gehört. Aber mittlerweile ist es so viel, dass die eigentliche Arbeit der Bauern, nämlich Landwirtschaft zu betreiben, deutlich darunter leidet. "Befreit uns aus der Zwangsjacke, gebt uns Perspektiven und Sicherheit", heißt denn auch der Slogan, mit dem sie sich dem aktuellen Protest anschließen, erklärt Het Belang van Limburg.
Will Europa das?
La Dernière Heure hat Verständnis für die Bauernproteste und warnt: Wir müssen Acht geben, dass die Landwirtschaft in Europa nicht ausstirbt. Das allerdings droht, weil immer weniger junge Menschen dazu bereit sind, diesen Beruf auszuüben. Die zahlreichen Auflagen aus der Politik machen einen Beruf immer unattraktiver, der sowieso schon aufgrund der Arbeitszeiten für viele nicht verlockend ist. Ohne eigene Landwirtschaft würde sich Europa abhängig machen von den Produkten anderer Länder. Europa muss sich fragen, ob dieser Weg der richtige ist, mahnt La Dernière Heure.
Mehrere flämische Zeitungen beschäftigen sich mit einer neuen Debatte um den Schwangerschaftsabbruch. Die Mehrheit der Föderalregierung möchte die Frist, in der ein Abbruch möglich ist, von zwölf auf 16 Wochen verlängern. Die CD&V allerdings ist dagegen.
Dazu kommentiert Het Laatste Nieuws: Die Argumente, die CD&V-Vorsitzender Sammy Mahdi jetzt äußert, erinnern an die Debatte in den USA und an die Argumente, die dort von Abtreibungsgegnern vorgebracht werden. Erspart uns das bitte. Alle Wissenschaftler, auch die von den christlichen Universitäten, sind sich in ihrer Beurteilung einig, dass 16 Wochen unbedenklich sind. Die Kampagne der flämischen Sozialisten von Vooruit gegen die Position der CD&V ist allerdings auch unterste Schublade. Sie bedient sich einer visuellen Rhetorik, die wir von rechtsextremen Parteien kennen. Es ist ein Jammer, dass das Thema Abtreibung zu solch einem politischen Streit führt, bedauert Het Laatste Nieuws.
Strohdumme Kampagne
Het Nieuwsblad analysiert: Vooruit teilt auf Sozialen Medien mit, dass der CD&V-Vorsitzende Mahdi "Frauenrechte blockiere" und "zurück ins Mittelalter" möchte. Diese Schlagworte sind ganz schlecht gewählt, denn sie stimmen nicht. Die CD&V will die Möglichkeit einer Abtreibung lediglich bis auf 14 Wochen ausweiten. Eine Rückkehr ins Mittelalter kann man das nicht nennen. Vooruit schießt sich mit dieser Aktion selbst ins Bein. Und Mahdi kann sich jetzt als Opfer darstellen, notiert Het Nieuwsblad.
De Standaard bemerkt: Der Wanderpokal für die schlechteste Kampagne geht diese Woche an Melissa Depraetere. Die Vooruit-Vorsitzende schreibt in Sozialen Medien über ihren CD&V-Kollegen Mahdi, dass er Frauenrechte blockiere und dass die "Extremrechten und die Konservativen zurück ins Mittelalter wollen". Diese Kampagne überschreitet die Grenzen des schlechten Geschmacks und ist außerdem strohdumm, wertet De Standaard.
Als ob die Parteien verstanden hätten…
La Libre Belgique beobachtet: Die politischen Parteien halten sich bislang auffallend damit zurück, bestimmte andere Parteien als mögliche Koalitionspartner von vornherein auszuschließen. Gerade in Bezug auf die N-VA scheinen die frankophonen Parteien ihre Ablehnung aufzugeben. Das ist zu begrüßen, denn das vergrößert die Möglichkeit, nach den Föderalwahlen relativ schnell eine Regierungskoalition zu bilden. Vielleicht haben die Parteien verstanden, dass Belgien sich eine lange Zeit ohne Regierung aktuell wirklich nicht leisten kann, überlegt La Libre Belgique.
Le Soir berichtet: Nach einem Krankenhausaufenthalt hat jeder sechste Patient einen Grund zur Beschwerde. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von drei Krankenkassen und einem Verband der Krankenhäuser. Ist das eine alarmierend hohe Zahl? Nicht unbedingt. Denn zu den Klagen gehören auch viele Klagen über administrative Fehler. Viele Patienten geben auch an, dass sie zufrieden sind über die Art und Weise, wie die Krankenhäuser mit ihren Beschwerden umgehen. Letztlich ist auch festzuhalten: Es ist gut, dass die Krankenhäuser transparent sein wollen und die Patienten befragen. Außerdem muss daran erinnert werden: Behandlungsfehler können nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, unterstreicht Le Soir.
Kay Wagner