"Schnee und Glatteis: Belgien auf dem Weg Richtung Stillstand", titelt L'Avenir. "In Flandern ist keine Schnee-Bombe im Anmarsch, aber doch bis zu 10 cm Schnee", so fasst Het Laatste Nieuws die Wettervorhersage zusammen. "20 cm, 5 oder doch 0? Die Helfer sind auf alles vorbereitet, auch auf das Schlimmste", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins.
Die für heute angekündigte Schneefront hält das Land in Atem. Viele Zeitungen bringen Reportagen, die zeigen, wie sich die verschiedenen Dienste vorbereiten. Für die wallonischen Provinzen gilt Warnstufe orange. Der Norden des Landes dürfte derweil glimpflicher davonkommen. Wobei: Wenn am Ende auch nur ein paar Zentimeter Schnee sind, so kann das in Belgien schon reichen, um ein Riesenchaos zu verursachen.
"Jede Werbung ist gute Werbung"
Das Hauptaugenmerk richtet sich aber auf die USA, wo Donald Trump die erste Vorwahl der Republikaner in Iowa klar für sich entscheiden konnte. "Donald Trump hat seinen Start nicht vergeigt", titelt De Morgen. "Trump ist anscheinend von den anderen Republikanern nicht mehr aufzuhalten", so die Schlagzeile von L'Echo. "Trump ist jetzt schon so gut wie sicher der Präsidentschaftskandidat seiner Partei", notiert De Tijd. "Nur ein Richter kann Trump jetzt noch stoppen", bemerkt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Trump ist also tatsächlich zurück, konstatiert De Tijd in ihrem Leitartikel. Allen, die daran vielleicht noch gezweifelt hätten, hat der Ex-Präsident bewiesen, dass er tatsächlich über den Rückhalt einer breiten Basis innerhalb seiner Partei verfügt. Und von außen betrachtet wirkt das dann doch schon ziemlich krank. Wie kann es sein, dass ein Mann, der eine derartige Serie von Gerichtsklagen hinter sich herzieht, so populär ist? Ganz offensichtlich ist es ihm gelungen, seine Anhänger davon zu überzeugen, dass das alles nur eine Hexenjagd ist, die das politische Establishment gegen ihn anstrengt. Ganz davon abgesehen ist die übergroße Mehrheit seiner Fans davon überzeugt, dass die letzte Wahl "gestohlen" war. Die USA stehen vor einem extrem unsicheren politischen Jahr. Sollte Donald Trump am Ende doch noch von Gerichten daran gehindert werden zu kandidieren, dann muss man sogar mit gewaltsamen Reaktionen rechnen…
Im Grunde ist das alles aber sogar noch gut mitgenommen, glaubt L'Avenir. Trump ist ja schon in einigen Fällen verurteilt worden. Geändert hat das nichts. Er trällert vielmehr mit Erfolg das Liedchen vom großen Komplott: "Ich gegen den Rest der Welt". Insofern nützen ihm die diversen Gerichtsverfahren letztlich noch. Sie dienen ihm quasi als Bühne, um sich in seiner Rolle zu produzieren. Hier gilt die alte Maxime von Andy Warhol: "Jede Werbung ist gute Werbung".
Ein Sieg von Donald Trump wäre letztlich auch eine Chance ...
Man muss jedenfalls feststellen, dass Geld alleine nicht reichen wird, um Trump zu stoppen, analysiert De Morgen. Hinter seiner Gegenkandidatin Nikki Haley stehen mächtige Sponsoren, genützt hat ihr das bislang nicht. Trump wird nach wie vor schlafend reich, indem er sich zum Bauchredner der Menschen macht, die sich im Stich gelassen fühlen; und zum Aushängeschild der ultranationalistischen und religiösen Hardliner. Das alles bedeutet aber nicht, dass man die Flinte schon ins Korn werfen muss. In Iowa fiel etwa auf, dass Trump bei Frauen und bei jungen Menschen nicht wirklich punkten kann.
"Aber, was wäre wenn?", fragt sich besorgt Het Belang van Limburg. Was wäre, wenn Donald Trump im November tatsächlich wieder zum US-Präsidenten gewählt wird? Diese Frage beschäftigt auch die Europäische Union und die NATO. Denn die Angst ist groß, dass Trump vollenden könnte, was er in seiner ersten Amtszeit begonnen hatte. Konkret: Er könnte die transatlantischen Verbindungen kappen, könnte gar den Stecker aus der NATO ziehen. Erst in der vergangenen Woche kam heraus, dass Trump europäischen Verantwortlichen gegenüber 2020 erklärt hatte, dass die Amerikaner Europa "nie" zu Hilfe kommen würden, wenn ein europäisches Land angegriffen würde. Für den russischen Präsidenten Putin und insbesondere dessen baltische Ambitionen wäre das alles mit Sicherheit eine gute Neuigkeit. Premierminister Alexander De Croo hat bei seiner Rede vor dem EU-Parlament zum Auftakt der belgischen EU-Ratspräsidentschaft eben davor gewarnt: Dass die EU nach einem Sieg von Donald Trump mehr denn je allein dastehen könnte. Nur sei das letztlich eine Chance. Und da hat De Croo recht.
"Make Europe great enough"
"Make Europe great enough", hakt La Libre Belgique genau da ein. "Macht Europa stark genug". Das war die Botschaft von Premier De Croo. Europa muss zusammenrücken, die EU muss dafür sorgen, dass sie effizienter funktionieren kann. Und da werden auch einige haushaltspolitische Tabus fallen müssen, ist De Croo zu Recht überzeugt. Die EU-Staaten werden nämlich auch investieren müssen; und das Korsett darf da nicht zu eng sein.
In seiner Rede fühlte sich De Croo aber auch an die dunkelsten Stunden der Geschichte erinnert. Und auch da hat er recht, findet Le Soir. Überall sind Feinde der Demokratie auf dem Vormarsch, auch in Europa. Bis zu den Europawahlen bleiben nur noch fünf Monate. Und gegen Populisten aller Couleur hilft nur eins: Taten. Die demokratischen Regierungen müssen liefern, dürfen kein Politikfeld brach liegen lassen, auf die Gefahr hin, dass es von Rechtsextremisten besetzt wird. Ansonsten ist man immer einen Schritt hinter den Demagogen.
Wir müssen unsere demokratischen Freiheiten verteidigen
Das GrenzEcho sieht das genauso. Die zunehmenden Erfolge im rechten oder populistischen Lager sind gerade dort zu beobachten, wo Regierungen schlicht und ergreifend versagen. Nur eine konkrete, greifbare Politik in den zentralen Tätigkeitsfeldern – etwa Arbeit, Lohn, Rente, Gesundheit, Wohnraum –, die den Menschen Sicherheit, Perspektiven und vor allem einen spürbaren Nutzen bietet, wird die Wähler davon überzeugen, keinen Pakt mit dem Teufel zu schließen.
Und diesen Kampf darf man nicht zu schnell aufgeben, ist De Standaard überzeugt. Ja, es gibt Viktor Orban, es gibt Giorgia Meloni, es gibt Geert Wilders. Und auch in Belgien sind die Rechtsextremisten auf dem Vormarsch. Das ist aber kein Naturgesetz, dieser Trend kann sich auch umkehren. In Polen hat der liberale Donald Tusk den autoritären Populismus der PiS-Partei wieder in die Opposition befördern können. Und in den USA ist der Weg von Iowa ins Weiße Haus auch noch lang. Demokratische Freiheiten sind nie endgültig erworben; sie sind aber auch nie von vornherein verloren...
Roger Pint