"Nach dem Luftangriff auf den Jemen", heißt es im Aufmacher von De Morgen. Die Krise im Roten Meer lässt die Ölpreise steigen und destabilisiert die Produktion in Europa, berichtet L'Echo auf Seite eins. "Steigende Unsicherheit im Roten Meer", schreibt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite.
Der Militärschlag der USA und Großbritanniens gegen Stellungen der Huthi-Milizen im Jemen beschäftigt einige Zeitungen auch in ihren Leitartikeln.
De Tijd überlegt: Es darf bezweifelt werden, ob der Beschuss zur Deeskalation in der Region beiträgt. Das Gegenteil dürfte wohl eher der Fall sein. Denn da auch die Huthi selbst ihre Aktionen gegen westliche Frachtschiffe als eine Unterstützung der Hamas im Kampf gegen Israel sehen, scheint es klar, dass ein regionaler Flächenbrand nicht auszuschließen ist. Und das wird dann schwere Auswirkungen auf den Welthandel haben, befürchtet De Tijd.
Bemerkenswert bei der Militäraktion war, dass sich aus der EU nur die Niederlande daran beteiligt hat. Der Grund dafür liegt auch darin, dass die EU militärisch einfach zu schwach ist. Daran muss sich etwas ändern. Wenn die EU ihre Wirtschaftsinteressen durchsetzen will, muss sie militärisch aufrüsten, fordert De Tijd.
Trump und Miss Belgien
De Morgen zeigt sich ein bisschen verloren angesichts der zahlreichen Krisen weltweit und gibt zu bedenken: Auf der einen Seite kann Europa es nicht zulassen, dass seine wirtschaftlichen Interessen durch die Huthis sabotiert werden. Auf der anderen Seite muss Europa aber auch aufpassen, sich nicht in einen militärischen Konflikt hineinziehen zu lassen. Solche Konflikte in Nahost sind ein Teufelskreis.
Europa sollte da lieber auf diplomatischem Parkett versuchen, die Lage zu beruhigen. Und außerdem darauf achten, andere drohende Krisenherde nicht aus den Augen zu verlieren. Zum Beispiel die Möglichkeit, dass die USA unter einem Präsidenten Trump Europa allein im Konflikt mit Russland lassen könnten, oder ein Krieg zwischen China und Taiwan die europäische Wirtschaft noch härter treffen würde als die Huthi-Sabotage jetzt im Roten Meer, mahnt De Morgen.
Die MR hat die Radio- und Fernsehmoderatorin Julie Taton als Kandidatin für die Föderalwahlen aufgestellt. Dazu kommentiert La Dernière Heure: Dass die MR auf diese Kandidatin zurückgreift, spricht Bände. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass eine Partei einen Kandidaten aus der Zivilgesellschaft aufstellt. Auch nicht aus der Medienwelt - das ist sogar schon ziemlich häufig vorgekommen. Doch bislang hatten diese Journalisten immer etwas mit Politik zu tun. Bei der ehemaligen Miss Belgien Julie Taton ist das nicht der Fall. Die 40-Jährige sagt auch selbst, dass sie mit ihrer Kandidatur vor allem eine neue "sympathische" Herausforderung sucht. Wie gesagt: Diese Personalie spricht Bände, urteilt La Dernière Heure.
Sie ist nicht dumm, aber …
L'Avenir findet: Ja, Julie Taton war Miss Belgien. Ja, sie hat das Wetter präsentiert und Sendungen bei RTL, Radio Contact, NRJ und TF1 moderiert. Das heißt aber nicht, dass sie dumm ist oder in der Politik nichts zu sagen hätte. Erstaunlich ist vielmehr, dass es mittlerweile ganz normal zu sein scheint, dass Parteien in Belgien auf Persönlichkeiten aus der Welt der Medien oder des Sports zurückgreifen, um ihre Wahllisten zu füllen. Als ob das die einzige Möglichkeit sei, Wähler für sich zu gewinnen, grübelt L'Avenir.
Het Nieuwsblad weiß: Jetzt geht es wieder los mit den Neujahrsempfängen der Parteien. Dieses Jahr stehen sie ganz deutlich im Zeichen der Wahlen im Juni. Da darf man sich auf Einiges gefasst machen. Denn weil es eben ein Wahljahr ist, werden die Regierungsparteien nicht nur gegen die Parteien der Oppositionen wettern, sondern auch gegen die eigenen Koalitionspartner. Und je weniger man als Partei selbst als Ergebnis vorzuweisen hat, umso heftiger prügelt man auf die Partner ein. Denn sie werden dafür verantwortlich gemacht, dass man selbst nur so wenig leisten konnte.
Da dürfen wir uns also auf viel gefasst machen. Denn sowohl die flämische Regierung als auch die Föderalregierung haben nicht wirklich viel zustande gebracht. Die Reden auf den Neujahrsempfängen werden heftig ausfallen. Es droht schmutzig zu werden, prophezeit Het Nieuwsblad.
Kein frischer Wind
Le Soir startet eine neue Serie unter dem Titel "Guten Tag, werden Sie wählen gehen?" und kommentiert dazu: Diese Frage kann überflüssig erscheinen in einem Land, in dem Wahlpflicht besteht. Die vergangenen Wahlen haben jedoch zeigen, dass die Frage durchaus berechtigt ist. Denn 17 Prozent der Wahlberechtigten sind entweder nicht zur Wahl gegangen oder haben eine ungültige Stimme abgegeben. Was treibt diese Menschen um? Wie können sie wieder dazu gebracht werden, wählen zu gehen? Wie kann die Kluft zwischen Politik und diesen Nicht-Wählern geschlossen werden?, fragt Le Soir.
La Libre Belgique meint zur Regierungsumbildung in Frankreich: Ein neuer Wind weht jetzt nicht. Die Regierung Gabriel Attal trägt eher den Stempel: Weiter wie bisher, nur ein bisschen mehr bürgerlich-rechts. Das hätte man anders erwarten können, aber wie dem auch sei. Das Duo Macron-Attal ist zum Erfolg verdammt. Sonst werden sie zum Steigbügelhalter für die rechtsextreme Marine Le Pen ins Präsidentschaftsamt. Falls Marine Le Pen das überhaupt noch brauchen sollte, sorgt sich La Libre Belgique.
Kay Wagner