De Morgen hat heute unter anderem die Rolle Brüssels bei Staatsreformen hierzulande auf der Titelseite. Das Blatt verspricht Erklärungen zur Frage, weshalb jede Verfassungsreform mit Brüssel beginnt und endet.
Im Leitartikel heißt es zum Thema Brüssel, dass die Hauptstadt derzeit in den Verhandlungen über eine sechste tiefgreifende Staatsreform wieder zentral steht. Brüssel sei alles oder nichts. Hautstadt eines zweisprachigen Landes mit einer Mehrheit Französischsprachiger. Eine Stadt, mit der die flämischsprachige Minderheit dort aber eine große Symbolik verbindet, ist Brüssel doch immer noch die Hauptstadt Flanderns.
Allerdings, so räumt der Leitartikler ein, sei die flämische Präsenz in Brüssel eher historisch als realistisch. Tatsächlich sei Brüssel eine kosmopolitische Stadt, in der Französisch und stets auch mehr Englisch als Umgangssprachen vorherrschten, Flämisch aber nur eine der zahlreichen Sprachen vielfältigster Gemeinschaften darstelle. Dennoch könne keiner der beiden belgischen Landesteile ohne Brüssel auskommen, auch Flandern nicht. Fazit für den Leitartikler: Eine Lösung für die Probleme Belgiens geht nur über eine gute Lösung für die Hauptstadt, für Brüssel.
Auf dem Weg zum Vier-Regionen-Staat
Die Lösung könnte nach Ansicht des Leitartiklers in Het Belang van Limburg in der Zuerkennung aller Befugnisse und Zuständigkeiten für Brüssel bestehen, die den Status einer vollwertigen Region im Föderalismuskontext des belgischen Staatsgefüges ausmachen. Die Frage, die sich der Leitartikler stellt, ist die, ob ein solcher Status für Brüssel die derzeit feststeckenden gemeinschaftspolitischen Verhandlungen wieder flott machen kann. Möglich sei dies.
Im Grunde sei Brüssel schon seit der Verfassungsreform 1988 eine Region. Die Besonderheit für Brüssel liege in der von ihr ausgeübten Gesetzgebungshoheit. Die in Brüssel ausgefertigten Gesetze können von der Föderalregierung aufgehalten werden. Wenn die Französischsprachigen über eine vollwertige Region reden, so schreibt der Leitartikler, dann würden sie aber an etwas anders denken, nämlich an einen Teilstaat Brüssel, der für Regional- und Gemeinschaftsangelegenheiten zuständig ist.
Das bedeute eine fundamentale Neuordnung unserer Staatsstruktur, hin zu vier Teilstaaten: Flandern, Brüssel, Wallonie und eventuell die Deutschsprachige Gemeinschaft als vierter Teilstaat. Das aber hätten die meisten flämischen Parteien bislang abgelehnt. Bleibe die Frage, ob dieser Teilstaat Brüssel finanziell lebensfähig ist.
Soap Opera
Het Laatste Nieuws geht im Leitartikel heute ebenfalls auf die derzeitige innenpolitische Lage ein und beschreibt die jüngsten Entwicklungen als billige "soap opera". Viele Politiker müssten lernen, den Mund zu halten, und von einem Motto wie "Nach uns die Sintflut" Abstand zu nehmen. Es gehe vielen nur noch darum, sich ins rechte Licht zu rücken. Dagegen müsse Informateur Didier Reynders etwas tun. Seine Mission erscheint wie ein Kamikaze-Auftrag. Vielleicht beginnt Reynders ja damit, seinen Jagdhund Maingain an die Kette zu legen, meint der Leitartikler in Belgiens auflagenstärkster Zeitung.
Sprachlos im Krankenhaus
Het Nieuwsblad macht mit Sprachproblemen in einem Brüsseler Krankenhaus auf und veröffentlicht die Geschichte einer Mutter, die mit ihrem Kleinkind von einer Kinderärztin trotz des hohen Fiebers des Jungen wieder nach Hause geschickt wurde. Grund hierfür war mangelndes Verständnis der Kinderärztin, die kein Niederländisch und nur unzulänglich Französisch sprach.
Gefährliche Familienpanzer
De Standaard macht heute mit den Risiken auf, die von schweren Geländewagen bei Unfällen ausgehen. Die Allradfahrzeuge seien häufiger in Unglücke verwickelt und würden zudem keine der europäischen Normen zur Sicherheit von Fußgängern einhalten.
Rabauken der Lüfte
La Dernière Heure geht heute auf die Praktiken zahlreicher Billigfluggesellschaften ein. Das Blatt nimmt einen Vorfall zum Anlass, der am Wochenende für Aufsehen sorgte. Dabei hatte der Flugkapitän einer Maschine eines irischen Billigfliegers sich geweigert, belgische Studenten von Lanzarote nach Hause zu fliegen. Der Grund war das Verhalten einiger Personen aus dieser Gruppe, die für Unruhe an Bord des Flugzeugs gesorgt hatten, und den Piloten schließlich dazu veranlassten, den Flieger manu militari von der Polizei räumen zu lassen.
Undurchsichtige Treibstoffzuschläge
Auch La Libre Belgique macht heute mit Flugreisen auf und informiert über steigende Ticketpreise, die von den Airlines durch teures Kerosin gerechtfertigt werden. Die Verbraucherschutzorganisation Test-Achats werfe, so schreibt La Libre heute, zahlreichen Fluggesellschaften bei der Anwendung von Treibstoffzuschlägen mangelnde Transparenz vor.
Börsenindex auf Vorkrisenniveau
Le Soir und das Wirtschaftsblatt L'Echo haben heute beide die Hausse des belgischen Börsenindex Bel-20 auf der Titelseite. Beide Blätter berichten übereinstimmend, dass der Bel-20 mit seinem gestern erreichten Niveau einen Schlussstrich unter die Bankenkrise von 2008 gezogen habe. Der Börsenindex sei wieder auf jenen Stand geklettert, den er vor dem Alptraum vom Oktober 2008, als die Großbank Fortis ins Wanken geriet, innehatte.
Bild: belga