"Die Weltklimakonferenz besiegelt den Anfang vom Ende der fossilen Energieträger", schreibt L'Echo auf Seite eins. La Libre Belgique spricht ihrerseits von einem "Signal zum Anfang vom Ende der fossilen Brennstoffe". "Die Weltklimakonferenz ruft zur Abkehr von fossilen Energien auf", so formuliert es das GrenzEcho.
In Dubai haben sich die Teilnehmer der 28. Weltklimakonferenz auf ein Abkommen geeinigt. In dem Text steht allerdings nichts mehr von einer "Abkehr" von fossilen Energien, die Rede ist lediglich von einem "Übergang". "Während sich die Erde weiter aufwärmt, bläst die Klimakonferenz heiß und kalt", so denn auch die nachdenkliche Schlagzeile von De Morgen. Le Soir sieht es positiver: "Trotz der Unschärfen ist es doch eine echte Kehrtwende", titelt das Blatt.
Ein kollektives Aufbäumen bleibt möglich
"Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer?", fragt sich denn auch La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Ist die Weltklimakonferenz halb gescheitert oder halb gelungen? Diese Frage stellt sich im Grunde nach jedem UN-Klimagipfel, also jetzt schon zum 28. Mal. Aber wenn man ehrlich ist: Den Aufruf zu einem Übergang, weg von den fossilen Energieträgern, kann man doch schon als historisch bezeichnen. Denn zum ersten Mal seit Beginn der multilateralen Klimaschutzkonferenzen vor fast 30 Jahren wird die Wurzel allen Übels ausdrücklich benannt. Bislang war es insbesondere den erdölexportierenden Staaten immer gelungen, jeglichen Verweis auf die fossilen Energieträger aus dem Abschlusstext zu streichen. Erst recht in einer Zeit des Wiederaufkeimens von Nationalismus, in der viele Länder dazu neigen, sich einzuigeln, ist das Abkommen von Dubai ein durchaus positives Signal. Die Botschaft: Ein kollektives Aufbäumen bleibt möglich.
Het Belang van Limburg sieht das genauso. "Fossile Brennstoffe" – dass diese zwei Wörtchen in dem Abschlusstext überhaupt auftauchen, kann man schon als einen Wendepunkt betrachten. Der Elefant im Raum wurde endlich mal klar und deutlich benannt. Das ist umso bemerkenswerter, als das Abkommen doch in einem Ölstaat ausgehandelt wurde. Selbst dort hat man also begriffen, dass die Zeit für nachhaltige Investitionen reif ist.
Historischer Erfolg trotz "halbgaren" Aufrufs
"Immerhin wird der Schuldige jetzt mal ausdrücklich beim Namen genannt", stellt auch Le Soir erleichtert fest. Klar: Auf den ersten Blick wirkt das Abkommen von Dubai wie ein Text nach dem Motto: Nicht Fleisch, nicht Fisch. Oder wie es unsere Großmütter formuliert hätten: Eine Tür ist entweder auf oder zu. Ein "Aufruf zum Übergang" wirkt da tatsächlich halbgar. Und doch ist das Abkommen ein Wendepunkt. Eben weil man das Kind jetzt mal beim Namen nennt. Fossile Energieträger werden jetzt endlich zum Auslaufmodell.
"Und jeder weiß jetzt, dass mit fossilen Brennstoffen langfristig keine Gewinne mehr zu machen sind", hakt Het Nieuwsblad ein. Das Abkommen von Dubai ist ein überdeutliches Signal an Regierungen, Industrie, Investoren und Banken: Kohle, Öl und Gas sind Vergangenheit. Die Zukunft gehört nachhaltigen Energien. Diese 28. Weltklimakonferenz dürfte die Energiewende, die vielerorts schon eingesetzt hat, denn auch nur noch beschleunigen. Und das macht aus der COP28 einen historischen Erfolg.
"Fast schon ein Wunder"
Mit dem Prädikat "historisch" ist L'Echo demgegenüber vorsichtig. Ja, man kann den Gipfel von Dubai als einen Wendepunkt bezeichnen. Wenn man sich allerdings den Ernst der Lage vor Augen führt, dann wirkt das Ganze doch irgendwie wieder wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Für Herumeiern haben wir doch keine Zeit mehr. Im Grunde besiegelt das Abkommen nur einen Prozess, der vielerorts im Gange ist. Das Todesurteil für fossile Brennstoffe muss nach wie vor noch erst geschrieben werden.
Das Fazit von De Standaard wirkt da fast schon salomonisch: "Zu wenig, zu spät, aber doch historisch", urteilt das Blatt. Auf der einen Seite ist es eine Tatsache, dass der Klimawandel immer stärker und schneller voranschreitet. Nur eine Feststellung: Das Jahr 2023 war das wärmste seit Beginn der Messungen. Parallel dazu erwartet die OPEC, also die Organisation erdölexportierender Staaten, dass 2024 ein absolutes Rekordjahr werden könnte. Wissenschaftler sind sich einig: Die Senkung der Treibhausgasemissionen geht bei Weitem nicht schnell genug. Und doch war der Weltklimagipfel kein Schlag ins Wasser. Nicht vergessen: Ein Abkommen kann nur einstimmig zustande kommen. Und die knapp 200 teilnehmenden Länder haben nun mal alle ihre jeweiligen Interessen zu verteidigen, die mitunter diametral entgegengesetzt sein können. Insofern ist das Abkommen von Dubai fast schon ein Wunder.
Papstbesuch – Ein "Sorry" wird nicht reichen
Gazet van Antwerpen beschäftigt sich ihrerseits mit dem für das kommende Jahr angekündigten Papstbesuch in Belgien. Die Visite des Oberhaupts der Katholischen Kirche kommt zu einem sehr heiklen Zeitpunkt, meint das Blatt. Belgien und insbesondere Flandern steht noch ganz unter dem Eindruck der VRT-Doku-Serie über den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Kirchenvertreter. Offiziell kommt Papst Franziskus nach Belgien, um insbesondere den 600. Jahrestag der Gründung der Uni Löwen zu begehen. Doch wird er wohl nicht umhinkönnen, auf den Missbrauchsskandal einzugehen. Alles andere wäre weltfremd und respektlos. Eine bloße Bitte um Verzeihung wäre aber nicht genug. Papst Franziskus wird mindestens die Opfer anhören und auch konkrete Maßnahmen ankündigen müssen. Zum Beispiel die Schaffung eines Entschädigungsfonds. Oder auch einen Aktionsplan, der verhindern soll, dass sich das wiederholt. In dem Moment würde der Belgien-Besuch des Pontifex zu einem historischen Ereignis, weil die Kirche damit ein für alle Mal beweisen würde, dass sie den Missbrauchsskandal wirklich ernst nimmt. Wenn Franziskus aber darüber schweigt, dann wäre das für die Opfer ein Schlag ins Gesicht und außerdem für die Jubiläumsfeier der Uni Löwen ein Schandfleck.
Roger Pint