Weitere Themen sind die steigenden Steuereinnahmen, der derzeit geltende Smogalarm und die möglich Einführung einer Winterreifenpflicht.
"Eine Million Ägypter gehen heute auf die Straße" titelt L'Avenir. "Marsch der Millionen gegen Mubarak", meint Het Belang van Limburg auf Seite 1. Für De Standaard erreicht der "Volksprotest seinen Siedepunkt". Die meiste Zeitungen sind sich einig: Für den ägyptischen Präsidenten Mubarak schlägt heute die Stunde der Wahrheit. Trotz Ausgangssperre soll eine neue Großkundgebung in Kairo stattfinden. Die ägyptische Opposition erwartet eine Million Demonstranten.
Schicksalsstunde für den Pharao
In den nächsten Stunden wird sich das Schicksal von Hosni Mubarak entscheiden, notiert La Dernière Heure in ihrem Kommentar. Die pathetischen Versuche des "Pharao", wie Mubarak genannt wird, das wütende Volk zu besänftigen, etwa durch eine Kabinettsumbildung, zeigen allenfalls, wie wenig er seine "Untertanen" versteht. Gleich wie der heutige Tag endet, ein Volk, das nach Freiheit dürstet, kann man nicht stoppen.
Ähnlich sieht das La Libre Belgique. Eins dürfte jetzt klar sein: Mubarak hat sein Schicksal nicht mehr selbst in der Hand. Entweder, er darf noch demokratische Reformen anstoßen. Oder er folgt seinem ehemaligen tunesischen Kollegen Ben Ali ins Exil.
Zwischen Geopolitik und demokratischen Grundsätzen
Für L'Echo ist die arabische Welt in ihrer Gesamtheit ins Wanken geraten. Das schürt paradoxerweise im Westen gleichermaßen Hoffnungen und Ängste. Auf der einen Seite kann man sich als Demokrat über den Sturz autokratischer Regime nur freuen, auf der anderen Seite herrscht die Angst vor einer Machtergreifung durch Islamisten. Das darf aber Europa und die USA nicht davon abhalten, diese Länder auf dem Weg hin zu Freiheit und Rechtsstaat zu unterstützen.
De Morgen schließt sich diesem Aufruf an: Die Angst vor einem Schreckensszenario ist selten ein guter Ratgeber. Wenn der Westen es bei Lippenbekenntnissen zu demokratischen Grundprinzipien belässt, wenn er die Demokratie auf dem Altar von geopoltischen Erwägungen opfert, dann verliert er seine Glaubwürdigkeit. Und nur damit treibt man die Menschen in die Arme von Islamisten. Erst recht im Hinblick auf einen möglichen Dominoeffekt in der arabischen Welt sollte der Westen jetzt klar Farbe bekennen.
Flucht aus Ägypten
Die Situation in Ägypten ist derweil inzwischen derartig explosiv, dass belgische Unternehmen damit begonnen haben, ihr Personal aus Ägypten abzuziehen, berichtet L'Echo. Das Außenministerium empfiehlt Landsleuten in Ägypten, ihre Wohnung möglichst nicht zu verlassen.
Auch die Reiseveranstalter fliegen ihre Kunden aus Ägypten aus. Aber nicht alle, wie Het Nieuwsblad auf Seite 1 berichtet. Während "Jetair" seine Kunden evakuiert, weil Panzer in die Badeorte am Roten Meer eingerückt sind, wartet "Thomas Cook" noch ab. Das Ganze sorgt für Unbehagen bei Touristen. Het Nieuwsblad zitiert eine Branchenkenner mit den Worten: Entweder Jetair sieht Panzer, wo keine sind, oder Thomas Cook ist blind.
Folgen der Ägyptenkrise
Die Unruhen in Tunesien und Ägypten bleiben naturgemäß nicht ohne Folgen. Stichwort Tourismus: Wie Het Laatste Nieuws auf Seite 1 berichtet, ziehen die Preise für Badeurlaub stark an. Weil Ägypten und Tunesien derzeit nicht in Frage kommen, könnten sich die Preise Ferien in der Sonne mitunter verdoppeln, warnt die belgische Vereinigung der Reiseveranstalter.
Zweite, viel spürbarere Folge: Der Ölpreis zieht drastisch an. "Ägypten treibt den Ölpreis über die Marke von 100 Dollar" titelt heute Le Soir. Demnach ist der Preis für ein Fass Öl so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Die Märkte sind beunruhigt wegen der Gefahr eines Dominoeffekts in der der Region, aber mehr noch wegen der strategischen Bedeutung des Suezkanals. Damit zeigt sich, wie Gazet van Antwerpen bemerkt: Die Ereignisse in Nordafrika gehen uns durchaus etwas an. Demokratie hat ihren Preis, und wir beteiligen uns an den Kosten.
König sucht Heilsbringer
In Belgien richten sich indes alle Augen auf den Königspalast. König Albert schließt heute seine Konsultationsrunde ab. Das Staatsoberhaupt ist auf der Suche nach einem Heilsbringer, so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Tatsächlich geht dem König nach dem Rücktritt von Johan Vande Lanotte das Personal für heikle Vermittlungsmissionen aus. Die einen plädieren dafür, N-VA-Chef Bart De Wever eine zweite Chance zu geben, für andere ist die PS am Zug. Und dann kursieren noch zwei weitere Namen: Guy Verhofstadt zum Beispiel, wobei ein neuerliches Comeback des Altpremiers eher unwahrscheinlich ist. Oder vielleicht sogar: Yves Leterme?
Rahmentarifabkommen in Gefahr
Für De Standaard steht heute indes heute ein noch viel wichtigeres Ereignis an: Heute soll sich die christliche Gewerkschaft CSC über das Rahmentarifabkommen aussprechen. Sollte die CSC das Abkommen abschießen, dann droht der Text zur Makulatur zu verkommen. Und das wäre ein herber Schlag für den allseits gepriesenen belgischen sozialen Dialog.
Dickeres Steuersäckel
Allen voran das Börsenblatt L'Echo hat heute eine gute Neuigkeit zu vermelden, zumindest für den Fiskus: Demnach sind die Steuereinnahmen im vergangenen Jahr deutlich höher ausgefallen als erwartet. 2010 landeten fünf Milliarden Euro mehr im Steuersäckel als im Vorjahr. Das Niveau von 2008 wurde damit aber noch nicht erreicht.
Smog-Alarm
Weiter herrschen Smog-Alarm und damit verbunden Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den wichtigen Verkehrsachsen. Die Polizei hat die Einhaltung des Tempolimits offenbar massiv kontrolliert. Wie L'Avenir auf seiner Titelseite berichtet, wurden 2.500 Verkehrsteilnehmer geblitzt.
Het Laatste Nieuws stellt sich in seinem Leitartikel die Frage nach Sinn oder Unsinn des Tempolimits. PKW sind mit Abstand das kleinste Übel. Die weitaus größeren Verursacher von Feinstaub sind Lastwagen, die Industrie und Heizungen. Außerdem geht jedes Land anders mit der Feinstaubbelastung um. Hier bedürfte es eigentlich eines gemeinsamen europäischen Ansatzes.
Winterreifenpflicht?
Stichwort Straßenverkehr: Der wallonische Verkehrsminister Benoît Lutgen will nach einem Bericht von La Dernière Heure eine Debatte über die Einführung einer Winterreifenpflicht anstoßen. Gelten würde die demnach aber nur für Verkehrsteilnehmer, die bei winterlichen Bedingungen auch tatsächlich auf der Straße sind.
Bild: Andre Liohn (epa)