"Putsch im Niger: Was bedeutet der Machtwechsel für Europa?", fragt das GrenzEcho auf Seite eins. "Nach dem Niger könnten auch andere afrikanische Länder fallen", befürchtet L'Echo. "Militärische Machthaber der Nachbarländer stellen sich hinter Putschisten im Niger", so De Morgen im Innenteil.
Ein Jahrzehnt dauert der Einsatz insbesondere Frankreichs gegen den Dschihadismus in der Region bereits – mit bestenfalls überschaubaren Ergebnissen, fasst L'Echo zusammen. Noch schlimmer: Die putschenden Generäle haben die Franzosen wegen ihrer Militärpräsenz zum Sündenbock gemacht und rechtfertigen so ihren Staatsstreich im Niger. Gleichzeitig reiben sich die russischen Söldner schon die Hände.
Hinzu kommen die potenziellen Auswirkungen des Putsches auf die Versorgungssicherheit Europas mit Uran. Auch in puncto Flüchtlingspolitik droht Europa im Niger der Verlust eines wichtigen Brückenkopfes. Und dann ist der Putsch natürlich auch ein weiterer Rückschlag für die Demokratie in Afrika. Die Lehre, die die Europäer aus den jüngsten Ereignissen ziehen sollten, ist nicht nur, dass es essenziell ist, ihre Werte und Interessen in der Region zu verteidigen. Sondern auch, dass das Investitionen erfordert – und zwar nicht nur in Sicherheit, sondern auch in die Wirtschaft und Kultur der Länder der Sahelzone, so L'Echo.
Niger: Intelligent und diskret vorbereiten
Die globalen Machtverhältnisse haben sich in wenigen Jahren mit dramatischer Geschwindigkeit verschoben, kommentiert L'Avenir – auch in Afrika. Der Einfluss des Westens hier hat sich als schwächer als gedacht herausgestellt und hat immer weiter abgenommen. China, Russland und andere haben mit Geld, Waffen und simplistischen und populistischen Kampagnen auch dank der sozialen Medien die Amerikaner und Europäer verdrängt. Das Wohl des Kontinents haben sie damit zwar sicher auch nicht im Sinn, aber ihre Methoden funktionieren. Derweil warten die Dschihadisten geduldig darauf, im resultierenden Chaos ein neues Kalifat errichten zu können. Auf diese neue Situation wird man sich intelligent und diskret vorbereiten müssen, fordert L'Avenir.
De Standaard befasst sich mit der Ankündigung der Putschisten, Frankreich kein Uran mehr zu liefern: Frankreich produziert 70 Prozent seines Stroms mit Atomkraftwerken, 15 Prozent des dafür notwendigen Urans stammen aus dem Niger. Dennoch ist ein neuer Energieschock bislang ausgeblieben. Zum einen liegt das daran, dass Frankreich genug Brennstoffvorräte für zwei Jahre hat. Zum anderen hängt das aber auch mit den diversifizierten Lieferketten für Uran zusammen: Kasachstan, Kanada und Australien sind mindestens genauso wichtige Uran-Lieferanten wie der Niger. Aber angesichts des immer größer werdenden Uran-Hungers Chinas und der Möglichkeit Russlands, zum Beispiel die Versorgung aus Kasachstan zu stören, sollte allen klar sein, wie wichtig Uran als Grundstoff für unsere Energieversorgung bleibt, unterstreicht De Standaard.
Koranverbrennungen und "Earth Overshoot Day"
Het Belang van Limburg greift in seinem Leitartikel die Problematik von Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark auf: Beide Länder versuchen nun, ihre Gesetze anzupassen, um dagegen vorgehen zu können. Aber wer fest entschlossen ist, Ärger machen zu wollen, wird sich durch so etwas nicht aufhalten lassen. Gegen solche Taten von Fanatikern und ihre potenziell weitreichenden Folgen können wir uns selbst mit strengsten Gesetzen nicht wappnen – zumindest nicht in Demokratien. Hinzu kommt, dass neue, strengere Regeln weitere Provokationen geradezu herausfordern werden. Die einzige mögliche Antwort, die Schweden und Dänemark erbosten ausländischen Regimen geben können, ist, dass sie keine Verantwortung übernehmen können für jeden einzelnen Bekloppten, der auf ihrem Staatsgebiet lebt, empfiehlt Het Belang van Limburg.
Le Soir erinnert daran, dass heute "Earth Overshoot Day" ist, der weltweite Erdüberlastungstag. Ab heute sind die für dieses Jahr verfügbaren natürlichen Ressourcen verbraucht, lebt die Menschheit ressourcentechnisch also wieder auf Pump. Wie jedes Mal scheiden sich auch dieses Mal die Geister daran. Kritiker sprechen von wissenschaftlichem Nonsens und sehen eher eine Kommunikationsmasche als einen verlässlichen Indikator. Die Befürworter räumen ein, dass bei der Methode zwar noch Luft nach oben ist, aber beteuern, dass das zumindest eine Nachverfolgung der jährlichen Entwicklung erlaubt. Das Wichtigste ist in jedem Fall, dass das Verhältnis der Menschen zu ihrem Planeten neu definiert werden muss, schreibt Le Soir.
Keine Daseinsberechtigung mehr für Provinzen
Das GrenzEcho beschäftigt sich mit den deutschsprachigen Vertretern im Lütticher Provinzialrat: Ende Juni hat das Parlament der DG, das PDG, Fakten geschaffen und beschlossen, dass die Provinzialräte nach den nächsten PDG-Wahlen nicht mehr als beratende Mandatare an Parlamentssitzungen in Eupen teilnehmen dürfen, weil sie keinen "Mehrwert" für die Arbeit dort darstellten. Ein folgerichtiger Schritt im Zuge der gewachsenen Autonomie der DG. Damit wird allerdings auch eine Verbindung zwischen der DG und der Provinz Lüttich gekappt, die in Ostbelgien längst ein Buhmann ist. Das deutsche Sprachgebiet ist jedoch noch immer Teil der Provinz. Dabei haben die Provinzen im föderalen Belgien ihre Daseinsberechtigung verloren. Ihre wichtigen Dienstleistungen könnten andere Institutionen übernehmen, von denen es in Belgien sicherlich genügend gibt, meint das GrenzEcho.
Boris Schmidt