"Drogenhandel: Die Gewalt explodiert in Brüssel“, titelt Le Soir. "Nach zwei Drogentoten bei Tomorrowland: Nur Pech oder eine Frage der Politik?“, fragt De Morgen auf Seite eins. "Bei Festivals Drogen auf Qualität prüfen“, notiert das GrenzEcho auf seiner Titelseite. Das Thema Drogen beschäftigt die Zeitungen unter verschiedenen Aspekten auch in ihren Leitartikeln.
Le Soir widmet sich dabei der wachsenden Drogenkriminalität in Brüssel: Das Problem ist aus den Niederlanden über Antwerpen jetzt auch bis in die Hauptstadt vorgedrungen. Seit Januar haben die Rivalitäten zwischen Drogenbanden zu sechs Toten und rund 60 Verletzten geführt. Es ist dringend Zeit, darauf zu reagieren, wenn Brüssel nicht zu einem Chicago der 1920er Jahre oder einem Marseille von heute werden soll. Das ist allerdings nicht nur eine Frage der Politik, der Polizei und sonstiger Sicherheitsdienste. Das ist auch eine gesellschaftliche Frage. Drogen sind mittlerweile fast überall salonfähig geworden. Hier muss die Frage geklärt werden, warum das so ist und was dagegen getan werden kann, bemerkt Le Soir.
Prüfstellen als Chance?
De Morgen fordert etwas Ähnliches: Angesichts der beiden Toten, die es bei dem Technofestival Tomorrowland zu beklagen gibt, stellt sich die dringende Frage, wie mit dem Drogenkonsum umzugehen ist. Drogen sind mittlerweile so verbreitet, dass es naiv ist, sie weiter komplett verbieten zu wollen. Drogen ganz legal zuzulassen, ist aber auch keine Lösung. Die Abhängigkeit gerade von harten Drogen kann verheerende Folgen haben. Mit Alkohol haben wir schon eine Droge mit gleichem Effekt, die gesellschaftlich akzeptiert und fast überall zu erhalten ist. Der Vorschlag des Gesundheitsinstituts Sciensano, Drogen von Festivalbesuchern auf die Qualität zu prüfen, ist nicht verkehrt, grübelt De Morgen.
Het Laatste Nieuws findet diesen Vorschlag ebenfalls eine gute Idee: Man sollte solche Prüfstellen von Sciensano auf Musikfestivals einfach mal versuchen. Ähnliche Prüfstellen gibt es bereits in Spanien, Portugal, Großbritannien und in den Niederlanden. Die Politik könnte die Festivals dazu verpflichten, auf eigene Kosten solche Drogenprüfstellen einzurichten. Dann würde das auch den Steuerzahler nichts kosten, schlägt Het Laatste Nieuws vor.
Traurige Gleichheit zwischen Frau und Mann
Die Stiftung gegen Krebs hat gestern gemeldet, dass Lungenkrebs mittlerweile die zweithäufigste Krebsart bei Frauen in Belgien ist. Dazu kommentiert L’Avenir: Auch bei Männern steht Lungenkrebs auf Platz zwei der häufigsten Krebserkrankungen. Es ist traurig festzustellen, dass die Frauen jetzt auf diesem Feld gleichgezogen haben mit den Männern. Grund für den Lungenkrebs ist weiterhin vor allem die Zigarette. Männer wie Frauen bleiben ihr treu. Alle abschreckenden Kampagnen gegen das Rauchen scheinen bei vielen keine Wirkung zu zeigen. Weil Stress, Misere, Angst, Langeweile, mangelndes Selbstvertrauen, Misstrauen und Verzweiflung immer noch Teil unseres Lebens sind, begründet L’Avenir.
La Dernière Heure notiert zum Klima: Während große Teile Europas unter Rekordtemperaturen und Waldbränden leiden, fröstelt Belgien unter einem nicht einmal warmen Regen. Das darf aber nicht dazu führen, dass wir denken, dass der Klimawandel doch nicht da ist. Vielmehr verhält es sich so wie UN-Generalsekretär Guterres es vergangene Woche ausgedrückt hat: Die Zeit der Klimaerwärmung ist beendet, die Ära des globalen Kochens ist angebrochen. Angesichts der Ereignisse dieses Sommers wäre es selbstmörderisch, ihm zu widersprechen, glaubt La Dernière Heure.
Britische Herausforderung
L’Echo schreibt zur Klimapolitik in Europa: Aus Großbritannien kommen schlechte Nachrichten für die EU. Premierminister Sunak hat den britischen Unternehmen erlaubt, mehr CO2 auszustoßen. 40 Prozent mehr als in der EU erlaubt sind. Das führt zu einem deutlichen Wettbewerbsnachteil für EU-Unternehmen. Wie kann die EU darauf reagieren? Sie könnte es genauso machen wie Großbritannien. Aber das wäre ein großer Schritt zurück und würde die ganze Klimapolitik der EU in Frage stellen. Besser wäre es deshalb, jetzt noch mehr aufs Gaspedal zu drücken bei der Entwicklung neuer, sauberer Technologien. Und EU-Unternehmen in der Zwischenzeit durch protektionistische Maßnahmen vor der britischen Konkurrenz zu schützen, rät L’Echo.
Het Belang van Limburg stellt in seinem Leitartikel fest: Die Niederlande sind in vielen Dingen Vorbild für uns. Es ist deshalb überraschend, wenn der Vorsitzende der niederländischen Gewerkschaft FNV jetzt Belgien als Vorbild nennt. Und zwar bei der Koppelung von Löhnen an die Inflation. Kurz: bei der Indexanpassung. Dieser Automatismus würde die regelmäßig wiederkehrenden, zähen Tarifverhandlungen in den Niederlanden überflüssig machen. Für die belgischen Unternehmen wäre die Indexanpassung in den Niederlanden auch eine gute Sache. Ihr Wettbewerbsnachteil gegenüber niederländischen Unternehmen würde wegfallen, erklärt Het Belang van Limburg.
Kay Wagner