"Griechenland brennt und der Tourismus steht unter Druck“, schreibt Le Soir auf Seite eins. "Brände auf Rhodos wüten weiter“ titelt das GrenzEcho. "Solche Waldbrände hat Rhodos noch nie erlebt“, zitiert De Standaard Bewohner der Insel. "Aber nach Angaben der Reiseveranstalter sind alle Belgier auf Rhodos in Sicherheit“, notiert Het Nieuwsblad.
Die Brände auf Rhodos sind nach wie vor nicht unter Kontrolle. Und auch anderenorts in Griechenland brennt es, wie etwa auf den Inseln Korfu und Kos, sowie unter anderem auf dem Peloponnes. Es sind geradezu apokalyptische Bilder, die uns da in diesen Tagen aus Griechenland erreichen, meint nachdenklich Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Tausende Touristen mit Koffern im Schlepptau und kleinen Kindern an der Hand, die inmitten einer aschegrauen Szenerie auf der Suche nach einem sicheren Ort sind.
Alles, was wir jetzt sehen, stand aber schon vor vielen Jahren in den Prognosen der Klimaforscher. Dass die Klimamodelle seinerzeit weder die Politiker noch die Bürger wirklich wachgerüttelt haben, das mag ja noch nachvollziehbar sein. Dass wir aber trotz der extremen Wetterereignisse der letzten Jahre immer noch nicht zur Einsicht gelangen, das ist dann doch mehr und mehr unverständlich. Beispiel: Der Massentourismus hat sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert. Auf Rhodos zeigt sich jetzt, dass dieses Modell nicht auf die Klimaveränderung eingestellt ist. Die Reiseveranstalter wussten nicht wohin mit ihren Tausenden Kunden. Hier wird eine ganze Branche umdenken müssen.
Het Nieuwsblad übt seinerseits harsche Kritik an den Reiseveranstaltern. Die hatten nicht mal den Hauch eines Plan B. Es sei denn, mit "B“ sind die Badehandtücher gemeint, auf denen die Menschen schlafen mussten. Das Geschäftsmodell des Massentourismus beschränkt sich nach wie vor auf die Formel "Billig, billig, billig“. Entsprechend gibt es keine Notfallpläne. Die Kunden waren zurecht wütend auf die Reiseveranstalter. Die gehen ihrerseits davon aus, dass das Ganze bis zum nächsten Sommer schon wieder vergessen ist und dass die Ferienflieger wieder voll sein werden. Und wenn dann keiner mehr nach Rhodos will: Egal. Dann geht’s eben billig anderswo hin. Im Massentourismus kennt der Zynismus keine Grenzen.
Nicht mit Extremisten flirten
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch mit dem Ergebnis der Parlamentswahlen in Spanien. L’Echo bringt es mit einer Schlagzeile auf den Punkt: "Die linken Parteien halten stand, aber erneute Wahlen sind nicht auszuschließen“. Die Umfragen haben einmal mehr daneben gelegen, kann De Standaard in seinem Leitartikel nur feststellen. Der Rechtsblock hat eine absolute Mehrheit verfehlt, die rechtsextreme Partei Vox wird wahrscheinlich doch nicht an der Macht beteiligt. In Spanien wird das Rad der Zeit also vorläufig doch nicht zurückgedreht. Denn dort, wo Vox auf kommunaler oder regionaler Ebene schon mit am Ruder ist, waren schon LGBTQ-Rechte rückgängig gemacht worden und stehen zudem sogar Frauenrechte zur Diskussion. Hat vielleicht der Reality-Check einige Wähler doch noch zum Nachdenken gebracht?
Aus dem spanischen Wahlergebnis kann man lernen, glaubt La Libre Belgique. Die wichtigste Lektion: Die traditionellen Mitte-Rechts-Parteien, ob nun Liberale oder Konservative, haben kein Interesse daran, sich der extremen Rechten anzunähern. Die Zentrumsparteien müssen vielmehr ihre sozial-wirtschaftliche Politik eigenständig durchziehen, ohne sich durch einen Flirt mit Extremisten oder Populisten die Hände schmutzig zu machen. Gleiches gilt aber auch für die linke Seite: Mitte-Links-Parteien sollten sich nicht auf das Terrain locken lassen, das von Linksextremisten oder Kommunisten besetzt wird. Ein Blick nach Frankreich genügt: Die Sozialisten sind dort in der Versenkung verschwunden.
In Spanien stehen die Parteien jedenfalls vor einem fast unlösbaren Nachwahl-Puzzle, analysiert L’Echo. Weder der linke, noch der rechte Block verfügen über eine absolute Mehrheit. Es sei denn, der amtierende sozialistische Ministerpräsident Pedro Sanchez sucht eine Allianz mit den katalanischen oder baskischen Regionalisten. Das allerdings ist politisch äußerst heikel. In Madrid droht erst mal ein politisches Patt.
Justizreform spaltet Israel
Einige Blätter blicken auch nach Israel, wo Premier Netanyahu trotz beispielloser Straßenproteste seine umstrittene Justizreform durchs Parlament gebracht hat. "Das ist ein erster Sargnagel für die israelische Demokratie“, meint Le Soir besorgt in seinem Leitartikel. Durch die Reform wird die Gewaltenteilung ernsthaft in Frage gestellt. Die demonstrative Gleichgültigkeit, mit der sich Netanyahu und seine rechtsextremen Verbündeten über die Proteste Zehntausender Demonstranten hinweggesetzt haben, verschlägt einem fast die Sprache.
Die Krise in Israel zeigt, wie fragil die Demokratie sein kann, findet auch De Morgen. In Israel wird die Exekutive ohnehin schon wenig kontrolliert, zumal das Land auch nicht über eine Verfassung verfügt. Und dann ist es eine besonders schlechte Idee, wenn man dann auch noch den Hohen Gerichtshof ins Abseits stellt. Was dann nämlich übrig bleibt, das ist eine Regierung mit uneingeschränkter Macht. Die gute Neuigkeit ist die breite Mobilisierung der Zivilgesellschaft, die ihren Protest fortsetzen dürfte. Und dann gibt es ja auch noch die Vereinigten Staaten, die deutlich signalisiert haben, dass sie die Entwicklung in Israel für problematisch halten. Allerdings haben die USA potentiell ein vergleichbares Problem. Und das trägt den Namen Donald Trump.
Das Ganze kann sich für Israel zu einem geradezu existentiellen Problem entwickeln, warnt De Tijd. Mit der Reform treibt die Regierung einen Keil in die Gesellschaft. Die Bevölkerung ist gespalten wie nie. Reservisten und sogar Armeepiloten verweigern ihren Dienst. Das ist brandgefährlich. Israel ist schließlich ein bedrohtes Land. Neben der Gefahr von außen gibt es jetzt aber auch noch ein inneres Zerwürfnis. Und der interne Feind ist immer gefährlicher.
Belgiern geht es gut
Het Belang van Limburg schließlich blickt seinerseits auf Belgien und warnt eindringlich vor übertriebener Schwarzmalerei. Neueste EU-Statistiken belegen, dass die belgische Durchschnittsfamilie zu den reichsten in Europa gehört. Das Nettovermögen eines Durchschnittshaushalts in Belgien ist fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt in der Eurozone. Wir jammern denn auch auf hohem Niveau. Vor allem in Flandern sind die sommerliche Fernreise, der Skiurlaub und auch das eigene Schwimmbad zum Normalzustand geworden.
Parallel dazu ist der Zugang zum Gesundheitssystem oder zu höheren Studien wesentlich direkter und einfacher als in den meisten anderen Ländern. Zu behaupten, dass in diesem Land nichts mehr funktioniert, das ist reiner Populismus. Ja: Es gibt große Herausforderungen und auch Reformbedarf. Nichtsdestotrotz ist und bleibt Belgien ein Land, das gut für seine Bürger sorgt.
Roger Pint