"Das Drama geht weiter - Taucher stirbt bei der Suche nach vermissten Mädchen" titeln heute fast gleichlautend das Grenz-Echo, Het Laatste Nieuws und Het Belang van Limburg. L'Avenir spricht auf Seite 1 von einem "schmerzlichen Opfer". La Dernière Heure schreibt in Blockbuchstaben auf seiner Titelseite: "Der Fluch".
Tragischer Tauchunfall
Ein 39-jähriger Mann hat gestern bei einer Suchaktion in der Maas sein Leben verloren. Vor rund zehn Tagen waren in Engis, südwestlich von Lüttich, zwei Schwestern von sechs und zwölf Jahren in die Maas gefallen. Die Behörden gehen längst davon aus, dass die Mädchen dabei ums Leben kamen.
Man setzt dennoch alle Hebel in Bewegung, um die Leichen zu finden. Gesucht wurde jetzt also weiter flussabwärts, hinter Lüttich, an einem Wehr bei der so genannten Île Monsin. Und genau dort kam es zu dem tragischen Taucherunglück.
Viele Zeitungen heben hervor, dass es sich bei dem 39-jähirgen Mann um einen äußerst erfahrenen Taucher handelt. "Er war einer der Besten von uns", werden Kollegen unter anderem in Le Soir zitiert. Als die Kollegen an der Oberfläche das verhängnisvolle "Taucher in Gefahr" riefen, wusste man, dass es sehr gefährlich würde, notiert De Morgen. Das Unglück hat die Menschen dermaßen bewegt, dass sogar der Lütticher Bischof Aloys Jousten seine Erschütterung zum Ausdruck brachte, wie La Libre Belgique berichtet.
Sinn oder Unsinn der Suchaktion
Die Eltern der beiden vermissten Mädchen fühlen sich jetzt schuldig, wie unter anderem Het Nieuwsblad bemerkt.
Auch La Dernière Heure stellt sich in einem kurzen Kommentar die Frage, ob es wirklich nötig ist, das Leben von Rettungskräften zu riskieren, bei der Suche nach zwei Mädchen, von denen man weiß, dass sie tot sind.
Doch zitiert unter anderem Het Nieuwsblad einen Psychologen mit der Einschätzung, dass es für die Eltern ganz wichtig ist, dass die Leichen ihrer Kinder gefunden werden, damit sie Abschied nehmen können.
Dank und Respekt den Rettungskräften
Das Tagesgeschehen kann grausam sein, konstatiert Le Soir in seinem Leitartikel. Erst der Feuerwehrmann in Mons, der im Einsatz ums Leben kam. Und jetzt also ein Tauscher des Zivilschutzes. Das ist noch einmal der traurige Beweis für die Feststellung, dass die Mitglieder der Rettungsdienste oft ihre Haut riskieren. Dafür verdienen sie unsere Bewunderung und unseren Respekt.
Allerdings werden sie vom Staat häufig im Stich gelassen: Sie müssen sich mit veraltetem Material herumschlagen und leiden unter Personalmangel. Mögen die beiden tragischen Todesfälle jetzt wenigstens die politisch Verantwortlichen noch einmal daran erinnern, was die Rettungskräfte für die Allgemeinheit leisten, meint auch L'Avenir.
Konjunktur schafft neue Jobs
Le Soir und L'Echo berichten auf ihrer Titelseite über eine neue Prognose des so genannten Planbüros. Demnach fällt das Wirtschaftswachstum mit zwei Prozent höher aus als erwartet. Dadurch könnten über 37.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zwar sind die Wirtschafts- und Finanzdaten besser als erwartet, mahnt allerdings der amtierende Haushaltsminister Guy Vanhengel, doch braucht das Land dennoch schnellstens eine neue Regierung.
Begründung: Die EU schaut den Euroländern seit neuestem noch genauer auf die Finger. Von Belgien erwartet man schon bald eine erste Skizze des Haushalts 2012. Die sieben Parteien am Verhandlungstisch unterschätzten diesen Druck.
Vande Lanotte wieder mal am Scheideweg
Womit wir bei der innenpolitischen Lage wären. Der Vermittler Johan Vande Lanotte unternimmt weiter verzweifelte Versuche, um doch noch die sieben Parteien wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Heute wird er beim König erwartet. Sollten insbesondere N-VA und CD&V bei ihrer starren Haltung bleiben, dann müsste Vande Lanotte eigentlich seine Konsequenzen daraus ziehen, meint Le Soir. Auch die meisten Leitartikler sind ausgesprochen pessimistisch.
Ergebnisfußball
Man fragt sich wirklich, wie die Parteien sich das vorstellen, meint etwa De Morgen. Man kann doch nicht alle, Ernstes glauben dass man einen Kompromiss nur dann erzielen kann, wenn man nicht mehr miteinander redet. Inzwischen sieht es so aus: Bei beiden Mannschaften stehen die elf Spieler vor dem eigenen Tor, um zu verhindern, in Rückstand zu geraten.
Dieser Ergebnisfußball kann vielleicht noch Fans begeistern, der gemeine Fußballfreund hat sich aber längst abgewendet.
Für Het Belang van Limburg liegt der Grund für die Blockade bei den Frankophonen. Der Süden des Landes hat nach wie vor kein Verständnis für die flämischen Erwartungen; diese Pattstellung wird am Ende das Land auseinanderfallen lassen.
Vergiftetes Klima
De Standaard beklagt in einem bemerkenswerten Leitartikel das inzwischen herrschende Klima. Ob sich das vor zwanzig Jahren in Jugoslawien genauso angefühlt hat, fragt sich das Blatt. Mittlerweile wird jeder dazu genötigt, klar Farbe zu bekennen. Man teilt Bevölkerung, Politiker und Medien in gute und schlechte Flamen. Und die Kriterien werden mit jedem Tag strenger. Es muss doch noch möglich sein, eine Meinung zu haben, ohne gleich zu riskieren, dafür an den Pranger gestellt zu werden.
Sprichwörtlich unpünktlich
Het Nieuwsblad und La Libre Belgique befassen sich heute mit der nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB und ihrer inzwischen schon fast sprichwörtlichen Unpünktlichkeit. Jetzt haben wir es schriftlich, meint Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Nur 85 Prozent der Züge waren im vergangenen Jahr mehr oder weniger pünktlich. Das ist ein historischer Tiefpunkt. Da reichen auch keine Versprechen mehr. Vielleicht müsste man dazu übergehen, dass die Bezahlung der drei SNCB -Bosse abhängig gemacht wird von der Pünktlichkeit der Züge.
La Libre Belgique geht nicht ganz so weit zeigt aber auch mit dem Fingerauf die Verantwortlichen. Die SNCB hat viel zu lange geschlafen. Jetzt wird es Zeit dass die Politik noch mal das Heft in die Hand nimmt und die SNCB gegebenenfalls auch einmal einer externer Prüfung unterzogen wird. Jetzt bedarf es jedenfalls drastischer Maßnahmen.
Bild:belga