Im Mittelpunkt der Kommentare steht nach wie vor die politische Lage, insbesondere nach der Kundgebung der Schande vom Sonntag. Weitere Themen sind eine Klage gegen Bart De Wever und Geheimpläne der CD&V.
"Russland in Tränen" titelt heute Gazet van Antwerpen. De Morgen spricht auf Seite 1 von einem "neuen Blutbad in Moskau". Le Soir hebt hervor, dass offensichtlich "Ausländer Ziel des Anschlags" waren. Und Het Laatste Nieuws schreibt in Blockbuchstaben: "Belgier befanden sich 70 Meter von der Bombe entfernt".
Verheerender Anschlag in Moskau - Belgier knapp entkommen
Bei einem Terroranschlag am internationalen Flughafen von Moskau sind mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen, etwa 170 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Passagiere eines Fluges von Brussels Airlines hatten Glück im Unglück, wie viele Zeitungen hervorheben. Ihr Flug war verspätet, außerdem war die Warteschlange an der Passkontrolle länger als sonst, wie unter anderem Het Laatste Nieuws und Gazet van Antwerpen berichten. "Wenn wir zwei Minuten früher durch den Zoll gewesen wären, dann wären wir jetzt tot" zitiert Het Nieuwsblad einen belgischen Passagier.
Einige Zeitungen stellen schon die bange Frage nach den möglichen Folgen des Anschlags. Die Spur weist wieder einmal in den Kaukasus, notiert etwa Het Nieuwsblad. Dort muss man sich jetzt wieder auf harte Repressalien einstellen. Im Endeffekt kurbelt man damit aber nur die Spirale der Gewalt wieder an, nach dem Motto: Gewalt schürt Gegengewalt, und die wiederum Gewalt. Dieser Zyklus erscheint leider Gottes endlos.
De Morgen befürchtet seinerseits auch innenpolitisch in Russland eine härtere Gangart. Im kommenden Jahr stehen Präsidentschaftswahlen an. Das politische Klima dürfte jetzt erst recht noch rauer werden. Und das sind vor allem schlechte Neuigkeiten für Oppositionelle und Journalisten.
Gut gemeinte Demo schafft die Probleme nicht aus der Welt
Im Mittelpunkt der Kommentare steht aber einmal mehr die innenpolitische Lage, insbesondere nach der Shame-Kundgebung vom Sonntag. Einer Blitzumfrage zufolge war ja die übergroße Mehrzahl der Demonstranten französischsprachig. Deswegen misst die N-VA der Demo auch nur eine relative Bedeutung bei, wie unter anderem L'Avenir hervorhebt.
Hinzu kommt, wie Het Laatste Nieuws kritisiert, dass einige frankophone Parteien so dumm waren, die Demonstration für ihre Zwecke vereinnahmen zu wollen. Das gilt vor allem für die cdH und für Ecolo. Milquet, Javaux und Co. haben eine Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten. Mit ihren Instrumentalisierungsversuchen haben sie eine sympathische Initiative von besorgten flämischen Jugendlichen politisch getötet. Im Grunde müsste man jetzt wieder von vorn beginnen.
Ohnehin konnte die Demonstration auf politischer Ebene keine Wunder bewirken, konstatiert Gazet van Antwerpen. Die mitunter unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Flamen und Frankophonen konnten sich schließlich nicht einfach so in Luft auflösen. Es muss aber auch jedem einleuchten, dass das Land eine gründliche Staatsreform braucht. Gemeinschaftspolitische Streitpunkte müssen aus der Welt geschafft werden. Die Regierung Leterme ist das beste Beispiel. Seit sie sich nicht mehr um institutionelle Probleme kümmern muss, funktioniert sie effizient. Die angeblich schlechteste Regierung aller Zeiten mutierte damit zum besten geschäftsführenden Kabinett der Geschichte.
Hemmschuh N-VA - Impuls muss von außen kommen
Bis auf weiteres muss man aber den Realitäten ins Auge sehen: Die Verhandlungen stecken in einer Sackgasse.
Schuld daran ist einzig die N-VA, wettert La Libre Belgique. Immer wenn die Frankophonen Zugeständnisse machen, packt De Wever noch ein drauf. Alle wollen verhandeln, nur er nicht. Man müsste eigentlich die Probe aufs Exempel machen: Man sollte die sieben Parteipräsidenten zu einer gemeinsamen Sitzung einladen. Und wer nicht kommt, der ist eben nicht da.
Die Mission von Johan Vande Lanotte hängt am seidenen Faden, analysiert De Standaard. Und im Augenblick ist niemand in Sicht, der nach Vande Lanotte das Heft in die Hand nehmen könnte. Anders gesagt: das Signal der Kundgebung vom Sonntag droht zu verpuffen. Inzwischen ist die Lage so aussichtslos, dass ein entscheidender Impuls nur noch von außen kommen kann: Entweder von der EU oder von den Finanzmärkten.
Sieben Monate nach der Wahl muss jetzt auf jeden Fall etwas passieren, meint Het Belang van Limburg. Entweder man versucht jetzt endlich den Sack zuzumachen. Oder eben: Man räumt sein Scheitern ein. Am wahrscheinlichsten ist die zweite Option. Die Frage ist einzig noch, wer den Stecker rauszieht.
Klage gegen De Wever
Unter anderem L'Avenir berichtet heute über eine Klage gegen Bart De Wever. Eingereicht hat die ein Bürger aus Tournai. Der sieht in dem Interview, das Bart De Wever Ende letzten Jahres dem Spiegel gewährt hatte, mindestens zwei Verstöße gegen das Pressegesetz: Erstens wird demnach der König verunglimpft. Und zweitens hat De Wever mit seiner Aussage, Belgien sei der kranke Mann Europas, den übergeordneten Interessen des Landes geschadet.
CD&V-Geheimplan
La Libre Belgique hat Einblick in ein Geheimdokument der CD&V bekommen. Darin plädieren die flämischen Christdemokraten für eine teilweise Regionalisierung der Krankenversicherung. Eine Folge wäre insbesondere, dass auch die Krankenkassen je nach Sprachzugehörigkeit aufgespaltet werden müssten.
Reynders kritisiert Scheck-Chaos
In Le Soir äußert MR-Chef und Finanzminister Didier Reynders harsche Kritik an den unlängst eingeführten Ökoschecks. Hier handele es sich um eine eher improvisierte Maßnahme. In den Wildwuchs von Mahlzeitschecks, Ökoschecks etc. müsse Ordnung gebracht werden, wird Reynders zitiert.
Karneval vor dem Aussterben?
Het Laatste Nieuws schließlich sorgt sich um die Zukunft des Karnevals von Aalst. Dort will kaum noch jemand Karnevalsprinz werden. Der Grund: Prinz Karneval zu sein ist einfach zu teuer.
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