"Club Brügge steht zum Verkauf, titeln Het Nieuwsblad, Gazet van Antwerpen und L'Echo. La Dernière Heure spricht in diesem Zusammenhang von einem "Erdbeben". "Die Club-Brügge-Bosse waren das ewige Warten auf ein neues Stadion leid", glaubt Het Laatste Nieuws zu wissen.
Die Nachricht schlug gestern Nachmittag, zumindest in der belgischen Fußballwelt, wie eine Bombe ein: Anscheinend will der Unternehmer Bart Verhaeghe seine Mehrheitsbeteiligung am FC Brügge abstoßen. Jedenfalls hat er eine internationale Spitzenbank damit beauftragt, einen Verkauf zu prüfen. Entschieden ist noch nichts, aber der 18-malige Landesmeister steht wohl vor unsicheren Zeiten.
Der Zeitpunkt mag vielleicht überraschend sein. Aber, dass Bart Verhaeghe den FC Brügge irgendwann in die Vitrine stellen würde, das war klar, analysiert Het Nieuwsblad in seinem Sportkommentar. Verhaeghe ist eben nicht nur Vorsitzender eines Fußballvereins, sondern in erster Linie Unternehmer. Und er könnte mit dem Verkauf seiner Anteile ein verblüffend gutes Geschäft machen. Als er damals, vor elf Jahren, ins Kapital von Club Brügge einstieg, da bekam Verhaeghe die Anteile fast nachgeworfen. Fünf Landesmeistertitel und einen Pokalgewinn später, ist der Verein zu einem Schmuckstück geworden.
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch heute noch mit der Befreiung von Olivier Vandecasteele, die ja durch ein Abkommen zwischen Belgien und dem Iran ermöglicht wurde. Belgien hatte ja im Gegenzug den Iranern einen verurteilten Terroristen überstellt.
Vandecasteele – Fader Beigeschmack oder Erfolg?
Für L'Avenir behält das Ganze denn auch einen faden Beigeschmack. Allein schon die Art und Weise, wie man die Aktion rechtfertigte, klingt irgendwie abenteuerlich. Man berief sich ja auf Artikel 167 der Verfassung, was daraus hinausläuft, dass es hier um die nationale Sicherheit ging. Nicht nur, dass das etwa verwegen klingt; man kann sich zudem die Frage stellen, warum die Regierung auf dieser Grundlage dann nicht früher aktiv geworden ist.
Die Kritiker können erzählen, was sie wollen: Dass die Regierung Olivier Vandecasteele nach Hause zurückgeholt hat, das ist und bleibt eine gute Sache, ist demgegenüber De Morgen überzeugt. Allzu oft hört man da Sätze, die mit "Ja, aber…" beginnen. "Ja, aber da wurde doch mit einer Diktatur verhandelt, die die Geiseldiplomatie perfektioniert hat". "Ja, aber man musste im Gegenzug einen Terroristen laufen lassen". Das alles ist ja nicht falsch. Aber die Alternative wäre eben gewesen, dass man Olivier Vandecasteele seinem Schicksal überlässt. Und das wahrscheinlich mit fatalem Ausgang. Der Iran ist nun mal ein Schurkenstaat, das muss man sich immer vor Augen halten. Und auf der Grundlage dessen, was wir heute wissen, kann man der Regierung bescheinigen, dass sie mit der Befreiung von Olivier Vandecasteele einen großen diplomatischen und politischen Erfolg verbucht hat. Eigenlob ist da legitim. Aber man muss es auch nicht übertreiben, wie es einige Minister getan haben. So torpediert man nur den eigenen Erfolg.
La Dernière Heure ärgert sich ihrerseits über die Kritik, die in sozialen Netzwerken auf Olivier Vandecasteele hereinprasselt. "Was hatte der überhaupt im Iran zu suchen?"; "Man hätte ihn dort lassen sollen"; "Selber schuld", "Aber einem reichen Muttersöhnchen wird natürlich geholfen". Klar: Das sind die Meinungen einer lauten Minderheit. Hoffentlich sieht Olivier Vandecasteele das genauso. Das Besorgniserregende: Diese virtuellen Peitschendiebe kommen von Landsleuten, nicht von einem menschenverachtenden Regime.
Skandalös niedrige Zinsen
La Libre Belgique beschäftigt sich in ihrem Leitartikel einmal mehr mit den Sparzinsen. Am Ende werden die belgischen Banken wohl keine Wahl mehr haben. Der Druck ist inzwischen so groß geworden, dass sie wohl nicht mehr umhinkönnen, ihre Sparzinsen anzuheben. Denn, mal ehrlich, der Sparer bekommt einen Mindestsatz von 0,11 Prozent, während die Banken ihr Geld für 3,25 Prozent parken können. Das ist doch ein Skandal!
Die Argumente der Geldhäuser klingen da irgendwie hohl: "Eine Zinserhöhung würde die Stabilität des Sektors in Gefahr bringen". Ach so? Wie kommt es denn, dass die Banken im vergangenen Jahr mehr als zehn Milliarden Gewinn gemacht haben? Das beweist einmal mehr: Die Banken denken zuallerletzt an ihren Kunden.
KI-Boom trotz erheblicher Risiken
De Tijd schließlich beschäftigt sich mit den Perspektiven, die die neuesten Errungenschaften im Bereich der Künstlichen Intelligenz eröffnen. Beispielhaft steht da der amerikanische Chip-Produzent Nvidia. Dessen Aktienkurs legte allein in diesem Jahr um 30 Prozent zu. Und dadurch überschritt der Börsenwert des Konzerns jetzt die Schwelle von 1.000 Milliarden Dollar. Damit ist Nvidia auf Augenhöhe mit Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft. Grund für den Höhenflug: Die Computerchips aus dem Hause Nvidia eignen sich offensichtlich perfekt für KI-Anwendungen. Und spätestens seit ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz ja das "next big thing", die neue Zukunftstechnologie, um die sich bald alle Welt reißen wird.
Das alles klingt tatsächlich vielversprechend, doch darf man die damit verbundenen Gefahren nicht außer Acht lassen. Neue Möglichkeiten der Desinformation oder der Manipulation sind da noch das kleinste Problem. Mehrmals schon haben Experten und Brancheninsider davor gewarnt, dass Künstliche Intelligenz sogar das Ende der Menschheit herbeiführen könnte. Die Anleger, die Nvidia gerade in die Stratosphäre hochgejazzt haben, sollten diese Gefahren vielleicht auch besser mal vor Augen haben.
Roger Pint