La Libre Belgique hat heute den in der vergangenen Nacht erreichten Kompromiss zu einem Rahmentarifabkommen für gut 2,5 Millionen Beschäftigte der Privatwirtschaft auf der Titelseite. Nach zweimonatigen Verhandlungen sei es Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite gelungen, mit dem Entwurf des Abkommens Belgien vor dem Sturz ins Chaos zu bewahren.
Der Kompromiss zeichne sich besonders dadurch aus, dass er überhaupt zustande kam, meint La Libre. Dennoch präsentiert sich das Rahmentarifabkommen in einer abgespeckten, oder, wie die Zeitung es nennt, "Light-Version". Da die Sozialpartner ihrer jeweiligen Basis die Primeur zum Inhalt ihres Entwurfs gönnen wollen, seien Details zum Vertragswerk noch nicht bekannt.
Kampf um MR-Spitze
Den Leitartikel widmet La Libre Belgique heute derweil dem Wettlauf um das Amt des Parteivorsitzenden bei den französischsprachigen Liberalen der MR.
Auch wenn die Wahl zwischen den beiden Kandidaten Daniel Bacquelaine und Charles Michel für die Parteimitglieder keine einfache Sache werde, und die beiden Männer auch unterschiedliche Profile aufweisen, hätten sie doch eines gemein: Sie wollten Einigkeit innerhalb der Partei schaffen, und das sei es, so der Leitartikler, was der MR in den letzten Jahren am meisten gefehlt habe.
Le Soir fordert seine Leser heute auf Seite 1 mit der Balkenüberschrift "Äußern Sie sich!" dazu auf, ihre Meinung zur inzwischen 220 Tage dauernden innenpolitischen Krise öffentlich zu machen.
Über den Internetauftritt Belgomaton soll, so der Wunsch der Brüsseler Tageszeitung, die Bürgerinitiative, die ein Ende der politischen Situation fordert, ein Gesicht bekommen.
Gemeinschaftspolitische und ideologische Gräben
Im Leitartikel heißt es heute in Le Soir, alle Parteien am Verhandlungstisch seien für die Sackgasse, in der die Innenpolitik stecke, mit verantwortlich; einige jedoch treffe mehr Schuld als andere. Mit der Forderung, erst über die Staatsreform und dann erst über die Regierungsbildung zu diskutieren, hätten die flämischen Parteien die Verhandlungen vergiftet.
Natürlich gebe es die Aufteilung in Nord und Süd, doch hinter diesem Bruch verstecke sich ein weiterer Spalt, die ideologische Teilung in Links und Rechts nämlich. Und die würde für die nächste Regierung eine Menge Stolpersteine in petto haben.
Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen, Reform des Rentensystems, Justizreform: Alles Bereiche, so der Leitartikler, in denen linke und rechte Parteien andere Ansätze haben werden. Die nächste Legislatur verheiße interessante Debatten über Themen, von denen sich der Leitartikler fragt, ob man sie nicht im letzten Juni schon hätte diskutieren müssen, bevor man sich in institutionelle Verhandlungen stürzte.
Zweifelhafte Spielshows abgesetzt
Eine Reihe flämischer Tageszeitung geht heute auf das Ende von Telefonspielen in so genannten Call-in-Shows im flämischen Fernsehen ein. Nachdem ein VRT-Journalist über Wochen in eine solche Spielshow infiltriert wurde und als "Wolf im Schafsfell" bloßlegte, dass diese Telefonspiele kaum zu knacken sind und damit der Verdacht des Betrugs nahe liegt, habe auch die Politik einschreiten müssen, woraufhin die Privatsender VTM und 2BE gestern beschlossen, die Call-in-Shows zu stoppen, so De Standaard.
Im Leitartikel heißt es bei De Standaard, dass die VRT-Sendung Basta am Montag deutlich gemacht habe, dass diese Telefonspiele noch viel perfider konstruiert sind, als man bislang angenommen hatte.
De Morgen schreibt hierzu, dass das Ende dieser Telefonspiele im Fernsehen zu einem Zwist zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehanbietern in Flandern führe. Im Leitartikel fragt sich der Kommentator: Wusste man, dass diese Telefonspiele Geldmacherein waren und hart an der Grenze zum Betrug lavierten? Wer rief mitten in der Nacht für zwei Euro pro Gespräch an, um kaum lösbare Rechenaufgaben zu knacken? Eine Menge Leute. Getan aber hätten die selbst beim Eindruck des Betrugs nichts.
Gazet van Antwerpen titelt hierzu "Unser Ziel ist erreicht". Bei VTM und 2BE würden alle Call-in-Shows aus dem Programm genommen. Die Fernsehmacher, die zur Aufdeckung der Telefonspiele angesetzt hatten, könnten zufrieden sein.
Das Grenz-Echo notiert hierzu: "Maulwurfmoderator fuhr TV-Quiz gegen die Wand" und meint, dass die journalistische Meisterleistung des infiltrierten Quizmasters die Politik in Zugzwang brachte.
Sozialistischer Gourmandismus und Goldener Schuh
Het Belang van Limburg hat das Thema ebenfalls auf der Titelseite aber berichtet auf Seite 1 auch über eine neue Aufgabe des ehemaligen SP.A Shootingstars Steve Stevaert. Der 56-jährige flämische Sozialist wird nämlich der neue Chef des Gourmet-Führers Gault Millau.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo informiert heute auf Seite 1 unter anderem darüber, dass man in Belgien bald, dank des elektronischen Personalausweises, eine Reihe von Dienstleistungen von Notaren völlig elektronisch wird in Anspruch nehmen und abwickeln können, vermutlich eine Weltpremiere, schreibt L'Echo.
L'Avenir schließlich titelt heute zur Wahl des beste belgischen Fußballers und fragt, wer den Goldenen Schuh bekommt: Lukaku oder Boussoufa.
Bild: Nathalie Bidoul