Die Bemühungen um einen Ausweg aus der innenpolitische Krise, Arbeitsmarktthemen und die verzweifelte Suche nach zwei vermutlich ertrunkenen Kindern sorgen heute für Aufmacher und Leitartikel in der belgischen Inlandspresse.
La Libre Belgique hat heute neben der Entwicklung der Lage in Tunesien die Suche nach einem Ausweg aus der innenpolitischen Sackgasse auf Seite 1. Vor Sonntag zu siebt am Verhandlungstisch - hieraus werde wohl nichts. Die Hoffnungen der französischsprachigen Parteien, in den kommenden Tagen wieder gemeinsam am Verhandlungstisch Platz zu nehmen, würden von den flämischen Nationalisten der N-VA zunichte gemacht. Bart De Wever ziehe es vor, zu dritt, also mit Vermittler Vande Lanotte und PS-Parteichef Di Rupo, über institutionelle Fragen zu reden.
Die Gespräche zu siebt seien tot, höre man aus den Reihen der N-VA, meint das Blatt. Dennoch traue sich wohl keiner so recht, den Stecker zu ziehen. Und somit bleibe die Lage blockiert und setze Johan Vande Lanotte seine Goodwill-Mission fort. In Flandern sei man derweil wohl schon in einer anderen Welt, einer anderen politischen Konstellation. Die N-VA habe sich jedenfalls in den letzten Tagen auffällig den Liberalen der Open VLD genähert. Die hatten zuletzt Kehrwende gemacht und Abstand von einer Oppositionskur genommen, um dann doch an Verhandlungen zu gemeinschaftspolitischen und sozialwirtschaftlichen Themen im Vorfeld der Regierungsbildung teilzunehmen.
Triumvirat: Milder Optimismus in der Sackgasse
Das Triumvirat glaube wieder an Erfolgsaussichten, schreibt Het Belang van Limburg heute. In den kommenden Tagen würden Vermittler Johan Vande Lanotte und die Parteivorsitzenden Bart De Wever und Elio Di Rupo in aller Diskretion arbeiten. Bei ihrem Treffen gestern Abend sei erneut versucht worden, aus der politischen Sackgasse herauszukommen. Nicht ohne Erfolg, wie dieses Blatt glaubt. Auch wenn in den Wandelgängen des Senats, wo die Dreierbegegnung gestern Abend stattfand, pessimistische Töne zu hören waren, sei nach dem Treffen zu vernehmen gewesen, dass man in konstruktiver Atmosphäre miteinander geredet hat. Und, noch viel wichtiger, meint Het Belang van Limburg, die drei wollen in den kommenden Tagen weiter arbeiten, um zu einer Einigung zu kommen.
Poker und Tarifverhandlungen
De Morgen bringt das Glücksspiel auf die Titelseite und meint, dass, wer an illegalen Glückspielen wie den äußerst populären Pokerturnieren teilnimmt und auf frischer Tat ertappt wird, in Kürze Bußgelder von 100.000 Euro und mehr riskiert. Bislang, so meint De Morgen, seien nur die Organisatoren hinter diesem verbotenen Glücksspiel belangt worden. Das aber soll sich nach Angaben der Justiz jetzt ändern.
Gepokert wird derweil auch am Verhandlungstisch der Sozialpartner. Im Leitartikel geht De Morgen auf die Verhandlungen zu einem Rahmentarifabkommen ein. Was die Politiker nicht hinbekämen, das könnten die Sozialpartner sehr wohl: Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter seien in der Lage zu beweisen, dass sie zu einem guten Kompromiss finden können. Beide Seiten haben auf eine rasche Einigung gedrängt. Kommt sie zustande, wäre dies ein starkes Signal.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo hat Apple-Gründer Steve Jobs auf der Titelseite. Dessen angeschlagener Gesundheitszustand habe einen direkten Einfluss auf den Kurs seines börsennotierten Unternehmens. Als Jobs gestern einen erneuten krankheitsbedingten Rückzug von der Apple-Bühne ankündigte, verlor die Aktie des Computerherstellers in Frankfurt sieben Prozent an Wert.
Richter im Parkrausch
Le Soir bringt neben dem gestürzten tunesischen Staatspräsidenten Ben Ali den Untersuchungsrichter Wim de Troy auf die Titelseite. Der war letztes Jahr wegen der von ihm geführten Ermittlungen im Fall von Sexualstraftaten durch Priester der katholischen Kirche in die Schlagzeilen geraten. Jetzt hatte De Troy von sich reden gemacht, weil er mit seinem Wunsch, den Privatwagen bei einem Besuch im Gefängnis von St. Gilles in Brüssel im Hof der Vollzugsanstalt parken zu wollen, für Unmut sorgte. Im Leitartikel heißt es hierzu, das diese Kapriolen des Richters wohl nur eine Anekdote wären, wenn der Justizbeamte um sein Ziel zu erreichen, nicht deutlich sein Amt missbraucht hätte.
Arbeitsmarkt
Weiteres Titelthema bei Le Soir heute derweil 20.000 neue Jobs, die in den letzten sechs Monaten in Belgien geschaffen wurden.
Ein Arbeitsmarktthema findet sich auch auf der Titelseite von De Standaard. In Flandern würden Frauen zwischen 25 und 40 Jahren inzwischen mehr verdienen als Männer. Ein auffallender Bruch mit einem Trend, der sich seit Jahren in einer deutlichen, geschlechtsspezifischen Lohnkluft zu ungunsten der Frauen zeigt, meint De Standaard.
Suche nach Mädchen in der Maas erfolglos
Het Laatste Nieuws, L'Avenir, Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen titeln heute allesamt auf Seite 1 zur verzweifelten Suche nach zwei vermutlich ertrunkenen Kindern. Den ganzen Tag über, so scheibt Het Laatste Nieuws, hatten gestern Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz nach den Leichen eines zwölf- und eines sechsjährigen Mädchens gesucht, die vermutlich am Sonntag in der Maas in Engis ertranken. Einzige Spur der beiden sei bislang ein gefundener Fahrradhelm, schreibt L'Avenir. Das sorge dafür, dass die Eltern der beiden Kinder wegen der erfolglos verlaufenden Suche dem verzweifeln nahe sind, schreibt Gazet van Antwerpen.
Bild: belga