"USA: Festnahme im Zusammenhang mit Datenleck", titelt das GrenzEcho. "Die Lecks wurden nach Snowden nicht abgedichtet: FBI nimmt amerikanischen Militär fest", so Het Belang van Limburg. "Zwanzigjähriger mit Schwäche für Waffen, Spiele und Gott", fasst De Morgen das Profil des Verdächtigen zusammen. "Im Alleingang leakte er Hunderte Seiten Militärgeheimnisse", so die Überschrift von Het Nieuwsblad über einem Foto des festgenommenen jungen Mannes.
Noch ist unklar, was den festgenommenen Verdächtigen angetrieben hat, kommentiert De Morgen. War es Spionage? Aktivismus? Oder schlicht und ergreifend Naivität? Das wird die Untersuchung zeigen müssen. Fest steht jedenfalls, dass der Umfang des Datenlecks und der dadurch angerichtete Schaden immer größer werden. Und es ist ja nicht der erste amerikanische Vorfall dieser Art, siehe Chelsea Manning und Edward Snowden. Aber auch in Belgien ist die Bedrohung durch Eingeweihte, der sogenannte "Insider threat", durchaus real. Dass es bei den hiesigen Sicherheitsdiensten nicht immer rund läuft, zeigen etwa der Fall des rechtsextremen Soldaten Jürgen Conings und die Terroranschläge von 2016. Was nicht sagen will, dass nichts unternommen wird, im Gegenteil. Aber gleichzeitig posten Politiker weiter fröhlich Filmchen über die chinesische Video-App Tiktok, werden ganze Netzwerke wie in Antwerpen gekapert und nerven uns die ständigen Aufforderungen, unsere Passwörter sicherer zu machen. Wie lange wird es noch dauern, bis wir die Cybersicherheit wirklich ernst nehmen?, fragt De Morgen.
Der Immobilienmarkt entwickelt sich positiv
Auf nationaler Ebene ist aber das neue Immobilienbarometer der belgischen Föderation der Notare (Fednot) heute das wichtigste Thema: Der Immobilienmarkt kühlt ab, fasst De Standaard in seinem Leitartikel zusammen. Die Anzahl an Transaktionen sinkt, die Preise steigen kaum noch. Das ist eine logische Reaktion auf die gestiegenen Hypothekenzinsen. Außerdem hat die Nationalbank erst vor Kurzem festgestellt, dass Wohnungen in Belgien nie unbezahlbarer waren als 2022, dass der Anteil des Nettoeinkommens, der für Wohnraum reserviert werden musste, einen Höchstwert erreicht hatte. In dieser Hinsicht ist eine Abkühlung also nicht nur unvermeidlich, sondern sogar erwünscht. Dadurch stehen Immobilien länger zum Verkauf und müssen die Verkäufer ihre Erwartungen anpassen – das Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern wird also wiederhergestellt. Das ist gesund und hält Wohnraum bezahlbar. Was gerade für Erstkäufer, also junge Menschen, wichtig ist, unterstreicht De Standaard.
Auch die Wirtschaftszeitung L'Echo begrüßt die Entwicklung als positiv: Der belgische Immobilienmarkt bleibt gesund. Zum einen liegt das daran, dass es kein Überangebot gibt. Zum anderen aber auch daran, dass die Einkommen der Kreditnehmer dank Indexierung stabil bleiben, und daran, dass belgische Banken bei der Vergabe der Kredite vorsichtig sind. Gerade für jüngere Käufer ist die Stabilisierung der Preise eine gute Nachricht, auch wenn der Erwerb von Wohneigentum trotzdem schwierig bleibt. Aber die Covid-Zeit hatte zu teils schwindelerregenden Phänomenen geführt, von überstürzten Käufen über Kaufbedingungen bis hin zu unregulierten Versteigerungen. Mittlerweile sind die Käufer realistischer geworden, sie sehen auch, welche Kosten notwendige Renovierungen mit sich bringen, gerade, was Energieeinsparungen betrifft. Das bedeutet, dass es auch wieder mehr Verhandlungsspielraum gibt und der Druck auf dem Immobilienmarkt abgenommen hat, analysiert L'Echo.
Alle werden bluten müssen
Het Laatste Nieuws befasst sich anlässlich der jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds IWF mit den belgischen Haushalts- und Wirtschaftsaussichten: Die Zahlen werden also wahrscheinlich noch bis 2028 tiefrot bleiben. Wir könnten also in den kommenden fünf Jahren zum Versager Europas werden, dem Land mit den höchsten öffentlichen Ausgaben, dem größten jährlichen Haushaltsdefizit, dem zweitschlechtesten Wirtschaftswachstum und den am schnellsten steigenden Staatsschulden. Das sind zwar nur Projektionen, die nicht unbedingt eintreffen müssen, aber Nichtstun und auf das Beste zu hoffen, ist jedenfalls ganz sicher keine Option. Politiker, Spitzenbeamte, Kabinettschefs, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Krankenkassen und Kuppelorganisationen – sie alle sollten sich den IWF-Bericht in ihre Büros hängen. Und auch wir Bürger sollten das ruhig tun. Damit wir endlich begreifen, dass das Hinausschieben der großen, schmerzhaften Reformen aus Rücksicht auf diese oder jene Interessengruppe nicht mehr geht. Alle werden bluten müssen, wettert Het Laatste Nieuws.
KI: nicht von Emotionen blenden lassen
La Libre Belgique blickt derweil auf die Künstliche Intelligenz (KI): Natürlich bietet der technologische Fortschritt Grund zur Freude, aber eben auch zu Fragen und Besorgnis. Egal ob nun bei Texten durch ChatGPT oder bei der Manipulation von Bildern – wir müssen dem unsere ganze Aufmerksamkeit widmen. In Zeiten, in denen Falschnachrichten allgegenwärtig sind in den sozialen Medien, haben Bilder die Macht, unsere Meinungen zu beeinflussen und Menschen zu schaden. Donald Trump, der mit New Yorker Polizisten ringt, ein älterer französischer Demonstrant, der mit Schlagstöcken malträtiert worden ist, der Papst in einer auffälligen Luxusjacke, ein von der Haft geschwächter Julian Assange im Gefängnis – all das waren in den vergangenen Wochen von Maschinen gefälschte Bilder, die auf den ersten Blick extrem realistisch aussahen. Mehr denn je müssen wir deshalb unseren gesunden, kritischen Menschenverstand einsetzen, müssen wir uns ständig fragen, was wir da eigentlich sehen, dürfen wir uns nicht von unseren Emotionen blenden lassen, fordert La Libre Belgique.
Boris Schmidt