"Das Gespenst einer neuen Finanzkrise lässt die Börsen in den Keller rauschen", titelt De Standaard. "Rabenschwarzer Montag für die Banken", so die Schlagzeile von L'Echo. De Tijd ist präziser: "Die Angst vor einer Ansteckung aus den USA versetzt den Bank-Anteilen einen schweren Schlag".
Die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA sorgt weltweit für merkliche Unruhe. Denn da werden düstere Erinnerungen wach: Der Zusammenbruch der amerikanischen Bank Lehman Brothers 2008 hätte damals fast das ganze Finanzsystem mit in den Abgrund gerissen. Und jetzt geht die Angst um, dass sich die Geschichte wiederholt.
"Die Pleite der Silicon Valley Bank lässt einen Hauch von Panik an den Börsen wehen", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Das Resultat steht auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Alle Börsengewinne des laufenden Jahres sind schon wieder weg". Und L'Avenir stellt sich schon eine bange Frage: "Pleite einer US-Bank: Was bedeutet das für Ihr Spargeld?".
Pleite der Silicon Valley ruft düstere Erinnerungen wach
Wie heißt es so schön, meint augenzwinkernd L'Echo in seinem Leitartikel: "Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig". Im Grunde sagen Analysten in diesen Tagen nach dem Crash der Silicon Valley Bank genau das, nämlich: Dass man das nicht mit dem Beginn der Finanzkrise vor 15 Jahren vergleichen könne; dass sich das Problem auf – im vorliegenden Fall – zwei Banken beschränkt.
Mag sein ... Und doch ist hier Vorsicht geboten. Erstens: Die Pleite der Silicon Valley Bank wirft ernste Fragen auf in Bezug auf die Bankenregulierung in den USA. Zweitens: Die wiederholten Zinsanhebungen durch die amerikanische Notenbank erhöhen den Druck derartig, dass auch noch andere Blasen platzen könnten. Und dann wären wir wieder bei den Parallelen zur Finanzkrise von 2008-2009.
Was haben wir aus der Finanzkrise 2008 gelernt?
"Zwei amerikanische Banken, die im Rekordtempo abschmieren, das weckt doch böse Erinnerungen", unkt auch Het Nieuwsblad. Und aller Beschwichtigungen der Analysten zum Trotz: Die Pleite der Silicon Valley Bank kann ein Zeichen an der Wand sein. Das Kreditinstitut war nämlich quasi die Hausbank der Technologie-Branche. Es gewährte Darlehen, die andere Banken nie bewilligt hätten. Oft mit Erfolg, aber eben nicht immer. Einige, auch sehr große Tech-Betriebe schreiben auch nach Jahren immer noch rote Zahlen. Im Silicon Valley liegt also was in der Luft. Wenn die Märkte dann auch noch nervös werden, dann kann das Ganze schnell ganz gehörig schieflaufen.
"Haben wir denn wirklich nichts hinzugelernt?", fragt sich resigniert De Tijd. Der Crash der Silicon Valley Bank zeigt, wie schnell wir die Lehren aus der Banken- und Finanzkrise von 2008-2009 vergessen haben. Die Ursünde wurde 2018 begangen, als der damalige US-Präsident Donald Trump entschied, die Kapital- und Liquiditäts-Vorgaben für mittelgroße Banken zu lockern. Und in der Folge haben es die Notenbank Fed und auch die Bankenaufsicht von Kalifornien versäumt, der Silicon Valley Bank genau auf die Finger zu schauen. Noch scheint das Problem überschaubar zu sein, noch gibt es im Banken-Notfallfonds ausreichend Geldmittel, um den Sparern ihre Einlagen zu erstatten. Aber, was ist, wenn's doch nicht reicht? Deswegen nochmal die Frage: "Wie in Gottes Namen konnte man es trotz der Erfahrungen von 2008 so weit kommen lassen?".
Heilsamer Warnschuss für die belgische Staatsschuld?
Apropos Geld: Auch der belgische Staat hat einen "Anpfiff" bekommen: Die amerikanische Ratingagentur Fitch hat den Ausblick für die belgische Staatsschuld von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Die Entwicklung in Belgien sei "besorgniserregend", hieß es zur Begründung.
"Es ist zwar nur ein Warnschuss, den man allerdings auch nicht unterschätzen sollte", analysiert La Libre Belgique. Für die Föderalregierung sollte die Entscheidung von Fitch in jedem Fall ein Weckruf sein, nach dem Motto: Schluss mit der Aufschieberitis, jetzt muss endlich der Haushalt saniert werden! Denn, welche Regierung kann es sich schon erlauben, auch bei der x-ten Warnung der Außenwelt vor einem Entgleisen der Staatsschuld einfach weiter auf Durchzug zu schalten?
Mit anderen Worten: Die Warnung von Fitch kann heilsam sein, in dem Sinne, dass sie noch zeitig genug kommt, um zu vermeiden, dass Belgien irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wie ein Kaninchen gelähmt vor zwei Autoscheinwerfern steht. Insofern ist der Warnschuss der Ratingagentur eine gute Neuigkeit.
"Königliche Ausbildung" für Prinzessin Elisabeth
Le Soir schließlich beobachtet mit Interesse die Ägyptenreise von Königin Mathilde, die ja von ihrer Tochter, Prinzessin Elisabeth, begleitet wird. Wir werden hier Zeugen einer, im wahrsten Sinne des Wortes, "königlichen Ausbildung", lobt die Brüsseler Zeitung. Schritt für Schritt wird Elisabeth auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet. Das ist ein Bruch mit der Vergangenheit. Denn König Philippe hatte – zumindest nach dem Tod seines Onkels Baudouin – niemanden, der ihn an die Hand genommen hätte.
Seit Elisabeth volljährig geworden ist, haben ihre Eltern die Ausbildung intensiviert. Jetzt nimmt ihre Mutter sie immer häufiger mit auf Reisen, damit die Kronprinzessin auch auf dem Terrain ihre Erfahrungen sammeln kann. Das alles ist wohl überlegt und geht zudem mit einer wohltuenden Diskretion einher. Zwar gibt es eine Öffnung der Presse gegenüber. Mit dem Medienrummel, den andere Königshäuser produzieren, hat das aber glücklicherweise nichts zu tun.
Roger Pint