"Tag 213, Versuch Nr. 6", titelt Het Nieuwsblad heute. Nach dem Informateur, dem Präformateur, dem Vermittler-Duo - jetzt das Triumvirat. Der König habe Johan Vande Lanotte als Vermittler bestätigt, der Weg aus der politischen Sackgasse könne geebnet werden. Der SP.A-Politiker werde indes ab sofort durch Elio Di Rupo und Bart De Wever flankiert.
Ja, heißt es im Leitartikel, die Verhandlungen können fortgesetzt werden, und die Liberalen sitzen weiter in der Ecke und drehen Däumchen. Die Gespräche zu siebt sind dann doch noch nicht endgültig begraben. Doch hat dieses Triumvirat Erfolgschancen? Das fragt sich der Leitartikler.
Zumindest seien in dem Trio die zwei Personen vertreten, die ein Mandat von den Wählern bekommen haben, und wäre auch derjenige mit von der Partie, der die Nuancen in den Positionen der einzelnen Parteien, am besten kenne. Wenn diese drei es nicht schaffen, wer dann?
"Der König versucht, die Dreierformel", so der Aufmachertitel von La Libre Belgique heute. Im Leitartikel heißt es, der gesunde Menschenverstand habe wieder an Boden gewonnen. Albert II., vorsichtig, weise und klug beraten, hat es geschafft. Ein müder Vermittler, der auch noch durch den Verlust seiner Mutter erschüttert wurde, ist wieder im Rennen. Da sage einer, Belgien habe keine Staatsmänner mehr.
Zwei Wahlgewinner …
Auch Het Belang van Limburg titelt: "König setzt Trio ein" und meint, Johan Vande Lanotte bleibe königlicher Vermittler, Bart De Wever und Elio Di Rupo assistierten ihm. Eine neue Art des belgischen Kompromisses, so der Leitartikler. Hierbei ging es bislang um Inhalte, jetzt spiele dabei anscheinend auch die Frage, wer die Kompromisse aushandeln muss, eine Rolle.
Was jetzt zähle, sei, dass Bart De Wever und Elio Di Rupo als die beiden Wahlgewinner zu ihrer Verantwortung stehen. Sie müssen einander tief in die Augen sehen, zusammen ausloten, was geht und was nicht, und das, worauf diese sich einigen bei den flämischen oder französischsprachigen Parteien verteidigen.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo platziert den Neustart Vande Lanottes im Zeichen des immer stärker werdenden Drucks der Finanzmärkte auf Belgien. Vande Lanotte habe zugestimmt, seine Mission zu verlängern, obwohl er letzte Woche das Handtuch geworfen hatte. Dieser Sinneswandel, so meint das Blatt, sei auch durch den steigenden Druck auf die belgische Staatsschuld und das wachsende Risiko für die Wirtschaft des Landes zustande gekommen.
+ 1 tapferer Vermittler
Het Laatste Nieuws schreibt: Vande Lanotte in Trauer, aber dennoch entschlossen, tapfer weiterzumachen. Es müsse eine schwere Zeit am Sterbebett seiner Mutter gewesen sein, heißt es im Leitartikel der auflagenstärksten Zeitung des Landes. Jetzt habe man einen Vermittler mit zwei Assistenten. Einen spezifischen Auftrag gebe es nicht mehr. Das Motto laute: Löst die Probleme! Tut, was nötig ist!
Die Lehren, die aus dem Schauspiel ziehen könne, sei zum einen die Feststellung, dass die Öffnung hin zu den Liberalen ein taktisches Scheinmänöver war, zum anderen, dass der König die Verhandlungen zu siebt, die schon totgeglaubt waren, zum zweiten Mal reanimiert, und schließlich, dass Vande Lanotte jetzt mit zwei Korrektoren, die die wirkliche Macht in Händen halten, seinen Kompromissvorschlag amputieren kann.
Politischen Mut zeigen
Für De Morgen macht Johan Vande Lanotte zwar als Vermittler weiter, doch bekommt er die Parteichefs De Wever und Di Rupo als Sekundanten zur Seite gestellt. Dem Wunsch der N-VA, zusammen mit der PS die Führung in den Verhandlungen zu übernehmen, werde damit teilweise entsprochen, meint das Blatt.
Im Leitartikel heißt es, dass man jetzt vielleicht bereit ist, politischen Mut zu zeigen und endlich eine Einigung zu akzeptieren. Schließlich habe man eine Menge in Sachen Staatsreform oder Spaltung von BHV zusammengetragen. Nie zuvor hätten die Französischsprachigen derartige Zugeständnisse gemacht.
Auch für De Standaard muss das Triumvirat jetzt die politische Blockade durchbrechen. Bart De Wever akzeptiere, dass Vande Lanotte am Ball bleibt, aber er bekomme Elio Di Rupo zur Seite gestellt. Der wiederum bekomme seine Willen, weil Vande Lanotte seinen Auftrag fortsetzt. Damit könne jetzt jeder leben.
Deshalb müsse es jetzt vorangehen, meint Gazet van Antwerpen. Mit Vande Lanotte, Di Rupo und De Wever habe Belgien jetzt sein erstes Triumvirat nach römischem Modell.
Pädophiliefälle: Entschädigungen?
Zweites Aufmacher- und Kommentarthema heute: Die Pädophiliefälle in der katholischen Kirche. Le Soir notiert hierzu, dass die belgische Bischofskonferenz insgesamt 134 pädophile Priester aufgelistet habe, denen sexueller Missbrauch Minderjähriger vorgeworfen wird.
De Morgen notiert hierzu, dass die Kirche finanzielle Entschädigungen für die Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Priester ins Auge fasst. Erzbischof Léonard schließe solche Zahlungen jedenfalls nicht mehr aus, meint das Blatt.
Het Belang van Limburg schließlich informiert über Ermittlungen wegen des sexuellen Missbrauchs durch Nonnen in einem früheren Internat in der Provinz Limburg. Die Justiz gehe einer Klage nach, die Missbrauchsfälle betreffe, die gut 60 Jahre zurückliegen.
Bild:belga archiv