"Bye, Bye Belgien", titelt La Dernière Heure. "Die Enttäuschung", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "Unrühmlicher Abgang", so die Schlagzeile bei Het Belang van Limburg. Nach einem 0:0 gegen Kroatien ist Belgiens Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar gestern ausgeschieden. Vor dem Turnier hatte Belgien zum erweiterten Kreis der Titelanwärter gezählt.
L'Avenir kommentiert: Das Ausscheiden schon in der Gruppenphase der Weltmeisterschaft ist völlig frustrierend und ja, auch hässlich. Nur ein Tor haben die Roten Teufel in drei Spielen erzielt. Das gab es noch nie in der belgischen Geschichte bei Weltmeisterschaften. Die Spieler werden Doha mit dem Gefühl verlassen, eine Chance verpasst zu haben. Dabei waren die Roten Teufel bereits mit vielen Fragezeichen in Katar angekommen. Um die Abwehr machte man sich genauso viel Sorgen wie um den Gesundheitszustand von Lukaku oder die fehlende Spielpraxis von Eden Hazard. Dann gab es noch interne Streitigkeiten – das war zu viel für eine Mannschaft, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hat und wo die jungen Spieler noch nicht den Platz der älteren eingenommen haben, analysiert L'Avenir.
Die Party ist vorbei
Das GrenzEcho hält fest: Der letzte Tanz ist getanzt. Mit dem Aus von Belgien in der WM-Gruppenphase fand am Donnerstagabend eine Ära ein trauriges Ende. Der allerletzte Traum von einem Triumph mit einer Generation, die man titellos eigentlich nicht als "golden" bezeichnen darf, ist ausgeträumt. Um das Achtelfinale zu erreichen, fehlte viel mehr als nur ein Tor gegen Kroatien. Die nächste Runde hat Belgien gegen Marokko verspielt. Zu viele Dinge stimmten nicht, um wirklich einen Anspruch auf den Titel erheben zu können. Die falsche Einstellung, sinkende Qualität, taktische Fehler und die immer älter werdende Spieler sind Faktoren, die den Weg verbaut haben. Und das nicht erst seit dem Auftakt der WM, weiß das GrenzEcho.
Auch La Dernière Heure hält fest: Die Party ist vorbei. Die Weltmeisterschaft beendet. Es war die letzte der Goldenen Generation. Die Mannschaft, die zehn Jahre lang so viele Tore erzielt hat, schafft bei der WM nur ein einziges. Symbol für das Desaster gestern wurde Romelu Lukaku. Drei Riesenchancen innerhalb von 45 Minuten vergab er. Derselbe Lukaku, der in den vergangenen zehn Jahren zum erfolgreichsten Torschützen der Roten Teufel aufgestiegen war. Am Ende des Spiels verbarg er seinen Kopf unter seinem Trikot, weinte in den Armen von Thierry Henry und zertrümmerte dann die Plexiglasscheibe der Ersatzbank, berichtet La Dernière Heure.
"Es war schön"
Le Soir schreibt: Auch wenn es sich am heutigen Tag etwas komisch anhört, gibt es ein Bedürfnis Danke zu sagen an diese Generation der Roten Teufel. Denn es sind dieselben Spieler, die gleiche Generation, die Belgien vor zehn Jahren aus der quasi Bedeutungslosigkeit ins Rampenlicht des Fußballs geführt hat. Sie hat für ein Zusammengehörigkeitsgefühl und unglaubliche Begeisterung in ihrer Heimat gesorgt. Ein Titel bei einem großen Turnier hat diese Generation zwar nicht gewonnen, aber sie hat viel bewegt in Belgien und ist zum Stolz des Königreichs geworden, erinnert Le Soir.
Ähnlich der Ton bei Het Laatste Nieuws. Es ist Zeit Abschied zu nehmen von der "Goldenen Generation". Es war schön. Vielen Dank. Ein Jahrzehnt lang war es ein Genuss, euch beim Fußballspiel zuzuschauen. Ihr habt ein kleines Land groß gemacht. Alles Gute! Auch Ihnen, Señor Martinez. Die Zeit ist gekommen, um etwas Neues zu beginnen, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Zeichen der Hoffnung
Het Nieuwsblad schreibt zur gesellschaftspolitischen Lage in Belgien: Premierminister Alexander De Croo will beweisen, dass seine Regierung sehr wohl eine Reform-Regierung ist. Er wünscht sich einen allumfassenden Rundumschlag, bei dem alles vom Arbeitsmarkt über Renten bis zum Steuersystem erneuert wird. Das ist sehr ambitioniert und bislang noch nicht von Erfolg gekrönt. Ganz im Gegenteil: Noch im Sommer war von einer großen Reform-Offensive die Rede. Schon bei den Haushaltsdiskussionen hörte man nichts mehr davon. De Croo allerdings hält an seinem Reformkurs fest. Nötig wären diese Reformen. Aber man muss schon sehr optimistisch sein, wenn man an die Umsetzung der Reformpläne durch diese Regierung noch glauben will, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Die Wirtschaftszeitungen De Tijd und L'Echo berichten, dass Demenzkrankheiten mittlerweile die häufigste Todesursache in Belgien sind. Das Gute daran ist, findet De Tijd, dass das auch ein Zeichen dafür ist, wie erfolgreich der Kampf gegen andere Krankheiten geführt wird. Mittlerweile gibt es Medikamente und Behandlungen, die dazu führen, dass Herz-Kreislauferkrankungen sowie Krebsbefall nicht zwangsläufig den Tod bedeuten. Bei Demenzerkrankungen, wie zum Beispiel Alzheimer, ist die Forschung noch nicht so weit. Die Erfolge im Kampf gegen die anderen todbringenden Krankheiten gebe Hoffnung, dass bei weiterer Forschung auch bald Mittel gegen Demenzkrankheiten gefunden werden, wünscht sich De Tijd.
Kay Wagner