Schwarzseher
"Mehr als acht von zehn Belgiern sind pessimistisch hinsichtlich der Entwicklung ihrer Lohntüte" titelt heute De Morgen. Demnach glauben nur 16 % der Belgier, dass sich 2011 ihre finanzielle Situation verbessern wird. Dies geht aus einer Studie hervor, die in 24 Ländern auf der ganzen Welt durchgeführt wurde. Die Belgier sind damit nach den Italienern die größten Schwarzseher der Welt. Dieser Pessimismus ist befremdlich, meint De Morgen. Die Belgier sind schließlich diejenigen, die von der Krise bislang am wenigsten mitbekommen haben. Im Unterschied zu den meisten andere europäischen Ländern wurden hierzulande noch keine spektakulären Maßnahmen getroffen, keine drastischen Einschnitte und auch keine Erhöhung des Rentenalters.
Grüne Zertifikate
L'Avenir gibt sich auf seiner Titelseite praxisbezogen. Das Blatt weist auf eine wichtige Neuerung in der wallonischen Region hin: Demnach muss beim Verkauf eines Einfamilienhauses künftig ein "Grünes Zertifikat" vorliegen, das also über die Energiebilanz der Immobilie Auskunft gibt: Wie steht es etwa um die Wärmedämmung und die Heizungstechnik des Hauses? Verfügt ein Hausbesitzer bei Verkauf des Objekts nicht über dieses Zertifikat, dann droht eine Geldbuße von mindestens 250 Euro.
Indignez-vous!
Die Brüsseler Tageszeitung Le Soir macht sich auf ihrer Titelseite den Vorsatz des französischen Diplomaten und Schriftstellers Stéphane Hessel zu Eigen: "Idignez-vous", übersetzt: "Entrüstet Euch!" Dies ist auch der Titel des Manifestes des 93-jährigen Hessel, der unter anderem auch an der Abfassung der Allgemeine Erklärung der Menschenrechte mitgewirkt hat. In dem Manifest ruft er die Bürger dieser Welt dazu auf, angesichts der Ungerechtigkeiten dieser Welt nicht mehr tatenlos zusehen. Das Buch, das nur 14 Seiten enthält, hat sich im französischen Sprachraum schon über 850.000 mal verkauft.
Woche der Wahrheit
Naturgemäß im Mittelpunkt steht aber einmal mehr die innenpolitische Lage. Gazet van Antwerpen fasst es auf ihrer Titelseite kurz und knapp zusammen: "Ein neues Jahr, eine neue Woche der Wahrheit".
La Libre Belgique spricht auf Seite eins vom "letzten Versuch von Vande Lanotte". Der königliche Vermittler soll ja heute seine mit Spannung erwartete Kompromissnote vorlegen. Damit sollen die seit vier Monaten ruhenden Verhandlungen über eine neue Staatsreform wieder angestoßen werden. Über die Erfolgsaussichten gehen die Meinungen auseinander, wie unter anderem Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite hervorhebt. Vande Lanotte selbst glaubt, dass eine Einigung möglich ist. Seine Parteichefin Caroline Gennez ist der Überzeugung, dass ein Abkommen in Reichweite liegt. Demgegenüber gab der N-VA-Politiker Siegfried Bracke zu Protokoll, dass man von einer Einigung noch meilenweit entfernt sei.
Neutral, aber unverbindlich
Die Formel mit dem Vermittler Johan Vande Lanotte hat Vor- und Nachteile, analysiert De Morgen in seinem Kommentar. Auf der einen Seite war er neutral genug, um einen Text zu verfassen, der im Idealfall auf beiden Seiten der Sprachgrenze Tabus bricht, und damit eine wirkliche Grundlage für ein ausgewogenes Abkommen darstellen kann. Auf der anderen Seite ist genau das aber die Schwäche des Entwurfs: Niemand fühlt sich wirklich an den Text gebunden, anders gesagt, jeder kann ohne Probleme nein sagen.
"Nein sagen" muss erlaubt sein, meint indes Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Man braucht keinen Kompromiss nur um des Kompromisses willen; das Ganze muss auch Sinn machen. Die Frankophonen werden niemals Nein sagen, sie wollen den Schwarzen Peter den Flamen überlassen. Das ist aber kein Argument. Es muss einen geben, der nein sagt, wenn es nötig ist.
Quid N-VA
Für Le Soir hängt alles an der Reaktion der N-VA. Die flämischen Nationalisten haben schon im Vorfeld ihre Skepsis zum Ausdruck gebracht. Wenn es eine Partei gibt, deren Reaktion unvorhersehbar ist und die kein Problem damit hätte, die Verhandlungen aus wie auch immer gearteten Gründen abzuschießen, dann ist es die N-VA.
2011 - der Scheideweg
2011 ist ein "Scharnier-Jahr", meint jedenfalls Gazet van Antwerpen. Gleich wie es kommt: Belgien wird sich verändern. Entweder, es gibt ein Abkommen und damit endlich die lang erwartet kopernikanische Revolution, oder aber das Land bleibt ohne Regierung, und dann wird es womöglich Zeit, an der Spaltung des Landes zu arbeiten.
Es kann eigentlich nur einen Vorsatz für 2011 geben, meint De Standaard. Die politische Klasse muss noch einmal alle Kräfte bündeln, um es besser zu machen. Dazu darf man sich auch die Zeit nehmen, die nötig ist. Wir brauchen jedenfalls keine Regierung, die das Resultat ist von geistiger Erschöpfung. Vor allem müssen alle über sich hinaus wachsen und endlich aufhören zu denken, dass ein ausgewogener Kompromiss unmöglich ist: Nichts ist unmöglich.
Gedenken
Unter anderem Het Nieuwsblad erinnert heute an die Opfer des mutmaßlichen Serienmörders Ronald Janssen. Vor exakt einem Jahr wurden die Leichen von Shana und Kevin entdeckt. Wenig später stellte sich heraus, dass Janssen auch schon 2007 die 18jährige Annick Van Uytsel ermordet hatte. Die Schlagzeile von Het Nieuwsblad lautet denn auch schlicht und einfach: "Die ermordete Unschuld".
"Alles muss raus!"
La Dernière Heure und Het Laatste Nieuws läuten heute Winterschlussverkauf ein. Demnach können die Kunden heute mit Rabatten von bis zu 70 % rechnen. Auch das Angebot dürfte größer sein, da viele Kunden den Geschäften in den letzten zwei Wochen wetterbedingt ferngeblieben war.