"Wahlen in den USA: Die Demokraten bereiten sich auf das Schlimmste vor", schreibt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. "Republikaner sind Favoriten, um die Halbzeit-Wahlen zu gewinnen", vermeldet die Wirtschaftszeitung L'Echo auf Seite eins. "Das gefährliche Spiel der republikanischen Kandidaten", titelt Le Soir.
Die Wahlen in den USA, die sogenannten "Midterms", bei denen die Abgeordneten des Repräsentantenhauses und ein Drittel der Senatoren neu gewählt werden, sind neben mehreren Aufmachergeschichten auch Thema in den Leitartikeln der Zeitungen. De Standaard hält fest: Noch ist alles möglich. Das Ergebnis steht keinesfalls bereits fest. Auch wenn viele die Republikaner deutlich vorne sehen. Die beiden Parteien, die Demokraten und die Republikaner, sind etwa gleich groß. Nur relativ wenige Wähler werden den Ausschlag geben, um die ein oder andere Partei zum Sieger zu machen. So war es auch oft in der Vergangenheit. Der Unterschied diesmal ist, dass eine kleine Verschiebung in der Wählergunst diesmal deutlich größere Auswirkungen haben könnte als früher. Sollten die Republikaner gewinnen, droht eine lange Blockade der Politik. Unter Trump haben sich die Republikaner zu einer populistischen Partei gewandelt, die kaum Bereitschaft zu Kompromissen zeigt. Das demokratische Spiel droht lahmgelegt zu werden, befürchtet De Standaard.
Droht "Chaos in Amerika"?
De Morgen findet: Die Polarisierung zwischen Demokraten und Republikanern und ihren jeweiligen Wählern ist gar nicht mal das Problem. Das Problem ist vielmehr, dass dank des Ex-Präsidenten Trump die Lüge als Wahrheit in der Politik verkauft werden kann und verkauft wird. Viele der republikanischen Kandidaten sind davon überzeugt, dass ihnen der Sieg bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen gestohlen worden ist. Wenn diese Republikaner jetzt an die Macht kommen, werden sie zwei Jahre lang Zeit haben, mit ihrer neuen Lügenpolitik die Präsidentschaftswahlen vorzubereiten. Das ist ein sehr düsteres Szenario, gruselt sich De Morgen.
L'Echo ist überzeugt: Wenn die Republikaner die Midterms gewinnen, was allgemein erwartet wird, wird der Einfluss von Donald Trump und seiner Bewegung "Make America great again" weiterwachsen. Das alles wirft dunkle Schatten auf die Präsidentschaftswahlen 2024. Trump hat bereits angekündigt, dass er sehr wahrscheinlich Kandidat sein wird. Der aktuelle Präsident Joe Biden hat schon vor einem möglichen "Chaos in Amerika" gewarnt. Das ist leider nicht ausgeschlossen, bedauert L'Echo.
Le Soir notiert: Die Demokratie in den USA könnte bei einem Sieg der Republikaner so gefährdet wie noch nie sein. Der Schriftsteller Douglas Kennedy vergleicht das mögliche Szenario mit der Weimarer Republik in Deutschland: Im Zentrum eine schwache Exekutive, auf die von allen Seiten von einer gewaltbereiten und ungehemmten Opposition eingeschlagen wird. Die Republikaner werden nicht zögern, einen parlamentarischen Guerilla-Krieg gegen Präsident Biden zu führen. Sie werden den Haushalt blockieren, den Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol schließen und irgendeinen Grund finden, um ein Amtsenthebungsverfahren gegen Biden einzuleiten. Das Tor zur Hölle öffnet sich vor Biden, sieht Le Soir schwarz.
Ventilus: Nicht hübsch, aber notwendig
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit der geplanten Hochspannungsleitung Ventilus, die Nordsee-Strom zu flämischen Haushalten bringen soll, und führt aus: Ein neuer Bericht hat jetzt wieder bestätigt, was bereits einmal durch einen Expertenbericht festgestellt wurde: Eine Verlegung der Stromleitung unter die Erde ist keine Alternative für die Hochspannungsleitung. Damit sollte der Streit zwischen der flämischen Regierung und den CD&V-Bürgermeistern aus Westflandern, die sich vehement gegen die Hochspannungsleitung wehren, jetzt endlich beendet sein. Natürlich findet keiner eine Hochspannungsleitung über seinem Kopf hübsch. Aber gerade in Zeiten der Energiekrise muss der Strom von der Nordsee jetzt endlich zu den Haushalten gelangen. Man kann nicht über hohe Energiepreise klagen und gleichzeitig Ventilus blockieren, meint Het Nieuwsblad.
Stolz und Wallonie
L'Avenir kommt zurück auf den Tod von zwei Teenagern bei der Rallye du Condroz und fragt: Wird dieser Unfall jetzt alles beim Rallye-Sport in Frage stellen? Mit Sicherheit nicht. Dafür ist die Faszination bei diesem Sport zu groß. Aber vielleicht werden einige Organisatoren ein bisschen mehr über die Sicherheitsvorkehrungen bei einem solchen Rennen nachdenken. Und vielleicht werden sich einige Zuschauer auch noch einmal der Gefahr bewusst, die bei einer Rallye besteht und mit noch so vielen Sicherheitsvorkehrungen auch nicht aus der Welt zu schaffen ist, behauptet L'Avenir.
La Libre Belgique kommentiert zu den explodierenden Kosten für das neue Abgeordnetenhaus in Namur: Schon wieder gibt es eine Affäre um schlechten Umgang mit öffentlichen Geldern in der Wallonie. Irgendwie hört das nicht auf. Man erinnert sich noch an die Nethys-Affäre. Anderes Beispiel: Die aufgeblähten Kabinette der wallonischen Minister. Die wären nicht nötig, wenn man wie in Flandern mehr Aufgaben der Verwaltung übertragen würde. Die aktuelle Regierung der Wallonie will die wallonische Identität stärken. Gründe, ein stolzer Wallone zu sein, bietet sie wenig, ärgert sich La Libre Belgique.
Kay Wagner