"Südkorea: Viele Tote bei Massenpanik", meldet das GrenzEcho. "Zertrampelt in kleiner Gasse – mehr als 150 Tote in Südkorea", vermeldet Het Belang van Limburg die furchtbare Bilanz. "Halloween führt zu Tragödie in Seoul", hat Le Soir mehr Hintergründe zum Drama, das sich am Wochenende in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ereignet hat.
Die Titelseiten blicken außerdem auch auf die Präsidentschaftswahlen in Brasilien, die jüngsten Versuche des Kremls, Hunger als Waffe einzusetzen und diverse Folgen der Energiepreis-Krise im Inland. Die Leitartikel befassen sich an diesem Tag zwischen Sonn- und Feiertag mit komplett anderen Themen.
In den flämischen Zeitungen etwa sorgt die regionale Dünge-Politik erneut für sehr viel Wirbel. Aber De Standaard blickt auf das Klima: Wissenschaftler sprechen von einer Herbst-Hitzewelle. Das ist zwar in puncto Gaspreis positiv, aber in jeder anderen Hinsicht alarmierend. Am 6. November beginnt in Ägypten die nächste Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Unter denkbar schlechten Vorzeichen: Der Westen befindet sich auf Kollisionskurs mit China und im Krieg mit Russland.
Der sogenannte "globale Süden" wird noch höhere Entschädigungen fordern angesichts immer verheerenderer Naturkatastrophen, die vor allem ihn treffen. Insgesamt liegt so viel Konfliktstoff auf dem Tisch, dass wohl kaum Fortschritt zu erwarten sein wird. Aber das macht die Verantwortung Europas nicht kleiner: Wenn man es in sechs Monaten geschafft hat, sich größtenteils vom russischen Gas abzukoppeln, in einem Jahr einen Corona-Impfstoff entwickeln konnte, dann müssen Industrie und Politik es auch auf die Reihe bekommen, in drei Jahrzehnten ausreichend CO2-neutrale Alternativen zu Öl, Kohle und Gas zu finden, wettert De Standaard.
"Voll ist voll"
De Morgen beschäftigt sich mit dem politischen Diskurs rund um die Unterbringung von mehr Flüchtlingen: Der Bürgermeister von Jabbeke in Westflandern lehnte ein neues Notaufnahmezentrum in seiner Gemeinde vehement ab, andere hätten schließlich mehr Platz. Die Föderalregierung reagierte darauf mit dem Verweis, dass eben jeder seinen Teil tun müsse. Währenddessen hörte man von der föderalen CD&V-Asylstaatssekretärin Nicole de Moor, dass Belgien viel mehr Asylbewerber aufnehmen müsse als andere EU-Mitgliedsstaaten.
Wo ist da der Unterschied zum Bürgermeister von Jabbeke? Der Open VLD-Vorsitzende Egbert Lachaert wiederholte am Wochenende das Narrativ der ungleichen Verteilung und fügte noch den Satz hinzu: "Voll ist voll." Also letztlich nichts anderes als das, was die flämischen Rechtsextremen seit Jahr und Tag predigen. Die Liberalen sollten aufpassen: Sonst landen sie, bevor sie es merken, bei fremdenfeindlichen Aussagen, für die andere schon verurteilt worden sind, so sinngemäß De Morgen.
Viele städtebauliche Baustellen
Le Soir greift eine Studie der wallonischen Statistikbehörde auf, nach der sich in den vergangenen fünf Jahren das Phänomen der Stadtflucht fortgesetzt hat. Es mag zwar noch dauern, bis sich das in den Statistiken bemerkbar machen wird, aber trotz allem drängt eigentlich alles eher zur Zentralisierung: Freistehende Häuser zu bauen, wird immer schwieriger und teurer. Die steigenden Preise für Baumaterialien werden ebenfalls Renovieren statt neu Bauen fördern.
Auch die Entwicklung der Energiepreise wird Einfluss haben: Das Heizen eines Reihenhauses in der Stadt ist billiger als eines freistehenden Hauses auf dem Land. Hinzu kommen die Kosten fürs Pendeln und so weiter. Aber auch wenn all das Städten zum Vorteil gereicht, so bleibt dennoch viel zu tun, wenn sie ein überzeugendes Gegenangebot zur verlockenden, grüneren Peripherie bieten wollen. Rahmenbedingungen, Dienstleistungen, Grünanlagen, Sicherheit und Kriminalität, Verkehrsberuhigung – es gibt zahlreiche Baustellen. Baustellen, zu deren Bewältigung die Bürger aber überzeugt und miteinbezogen werden müssen, unterstreicht Le Soir.
La Dernière Heure schreibt sich derweil den Kampf für mehr Mittel für die Gemeindeverwaltungen auf die Fahnen: Sie sind die Linie von Behörden und Politik, die den Bürgern am nächsten ist. Egal ob Gesundheits- oder Wirtschaftskrise, sie greifen am schnellsten ein, wenn der Schuh drückt. Aber die Gemeinden bluten aus, ihre Taschen sind so leer, dass immer mehr Lücken entstehen und sie nicht mehr wissen, wie sie ihren Kampf für die Bürger personell überhaupt noch führen sollen. Es ist unabdingbar, den Gemeinden unter die Arme zu greifen. Denn ohne sie drohen gewisse Formen der Anarchie und Unsicherheit zuzunehmen, warnt La Dernière Heure.
Im Osten (des Kongo) nichts Neues
La Libre Belgique blickt resigniert auf die Situation im Ostkongo: Es sind noch immer die gleichen Orte wie vor zehn Jahren, die gleichen Akteure, die gleichen höllischen Zustände und die gleichen Konsequenzen. Zehntausende Zivilisten sind wieder einmal auf der Flucht, das Martyrium der Demokratischen Republik Kongo erlebt seine x-te Neuauflage.
Kinshasa kann zu Recht mit dem Finger auf die Nachbarn zeigen, die von dem Chaos profitieren, um geplünderte Rohstoffe aus der Region zu exportieren. Kinshasa kann auch auf die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft verweisen: Seit über 20 Jahren unterhalten die Vereinten Nationen ihre größte Blauhelm-Mission in der Region. Die kostet pro Jahr mehr als eine Milliarde Dollar und hat bisher nichts erreicht. Aber Kinshasa muss sich vor allem an die eigene Nase fassen: Unfähige beziehungsweise ohnmächtige Streitkräfte, Korruption, mafiöse Verstrickungen – es hat sich nichts geändert mit Félix Tshisekedi. An der Macht sind nach wie vor Chaos, Verzweiflung und Tod, beklagt La Libre Belgique.
Boris Schmidt