So bringt De Morgen die Schlagzeile: "Léonard provoziert schon wieder". Anlass für diese Behauptung ist die Bemerkung des Chefs der belgischen katholischen Kirche: Wo kommen wir hin, wenn man für alles das Gericht anruft? Kommen demnächst auch Klagen über die psychologischen Folgen, die die Kinder tragen müssen, die von zwei Müttern oder zwei Vätern erzogen werden?
Leonard schlägt die Tür zu
De Standaard schreibt auf seiner Titelseite: Léonard schlägt die Tür zu. Seine Weigerung, Schadensersatz zu zahlen, kann die Kirche noch teuer zu stehen kommen. Alle hatten erwartet, dass der Erzbischof im Parlament einen Plan für Entschädigungen vorstellen würde. Doch er kam nicht, im Gegenteil: In aller Deutlichkeit wies er die Auszahlung einer moralischen Entschädigung ab. Unter den Parlamentariern war die Reaktion einstimmig: Von diesem Mann ist keine Geste zu erwarten. Wenn die Kirche selbst nicht bezahlen will, dann muss der Staat einen Weg finden, um sie zum Zahlen zu zwingen, hieß es.
Het Belang van Limburg unterstreicht: Alle Bischöfe hatten Anweisungen erhalten, was sie sagen durften, und was nicht. Man kann das bedauern oder als Skandal betrachten, doch es ist logisch. Auch die Parlamentarier wissen, dass in unserem Recht der Arbeitgeber nicht automatisch einen Schadenersatz für Taten seiner Arbeitnehmer leisten muss; die moralische Verantwortung ist etwas anderes. Hier kann etwas auf freiwilliger Basis geschehen, beispielsweise durch eine Zahlung in einen Fonds für die Opfer eines Missbrauchs.
Es geht nur um Geld
Het Laatste Nieuws meint: Bei sexuellem Missbrauch müsste es vor allem um den moralischen Schaden gehen, der den Opfern widerfahren ist, und die Anerkennung der Kirche, dass sie dies zu lang übersehen hat. Doch es scheint an erster Stelle um Geld zu gehen. Alle wollen wissen, ob, wann und wie viel die Kirche bezahlen will. Als ob psychischer Schaden mit Geld wieder gut gemacht werden könnte. Es ist eine eigenartige Überlegung, dass eine Einrichtung für die Taten eines ihrer Mitglieder aufkommen muss. Das wäre nur möglich, wenn es sich um eine kriminelle Organisation handeln würde, die Verbrechen verübt oder sie verbergen will.
La Libre Belgique ist enttäuscht. Der Nachfolger von Kardinal Danneels machte noch weniger Zugeständnisse. Im Gegensatz zu ihm äußerte er ernste Bedenken, was einen Schadensersatz angeht, wie er von allen Mitgliedern des Ausschuss gefordert wurde. Léonard hat eine neue Polemik entstehen lassen, vor der der gute Wille der Bischöfe verblasst, die vor dem Ausschuss erschienen sind. Selbst wenn die Kirche keine globale Antwort auf die Krise findet, kann man ihr jetzt nicht mehr vorwerfen, nicht zu reagieren.
Van Rompuy : Belgien ist nicht krank
Der Präsident des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, erklärt in einem Gespräch mit Le Soir, wenn er Premierminister geblieben wäre, hätte er alles getan, um Neuwahlen zu vermeiden. Die vorgezogenen Wahlen waren ein großer Fehler. Van Rompuy behauptet auch, die Grundlage der belgischen Wirtschaft sei viel gesünder als manche glaubten. Belgien sei absolut nicht der kranke Mann Europas. Es müsse allerdings seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
L'Echo fragt sich in ihrem Leitartikel, weshalb Finanzminister Reynders sich zu der Erklärung hinreißen ließ, ohne zusätzliche Haushaltsmaßnahmen werde Belgien innerhalb von drei Monaten durch die Spekulation angegriffen. Reynders ist bald nicht mehr MR-Vorsitzender und nicht mehr Finanzminister. Er will seine Partei wieder an die Macht bringen und versucht, die N-VA in die Seile zu drängen. Das ist nicht sehr klug und sogar gefährlicher als die De Wever-Erklärungen im Spiegel. Reynders hat während sechs Monaten dem Europäischen Ministerrat vor gesessen. Wenn er etwas sagt, glaubt man ihm.