Untersuchungsausschuss: Kardinal Danneels fühlt sich unschuldig
De Standaard macht, wie viele andere Blätter heute, mit der Anhörung von Kardinal Danneels vor dem parlamentarischen Sonderausschuss zur Untersuchung von sexuellen Missbrauchsfällen durch Geistliche auf. Danneels habe nicht überzeugt, meint die flämische Tageszeitung und schreibt, dass der Kardinal sich moralisch nicht schuldig fühlt. Im Leitartikel heißt es hierzu, Danneels habe bei seiner Anhörung Respekt für die Opfer zum Ausdruck gebracht, die den Mut hatten, ihre schmerzliche Erfahrung wegen sexuellen Missbrauchs durch Geistliche öffentlich zu machen.
Das Wichtigste in der Aussage des Kardinals sei wohl gewesen, dass Danneels eingesehen habe, dass es schlussendlich beim Verhalten der Priester um eine Form des Machtmissbrauchs ging. Dennoch habe man feststellen müssen, so der Leitartikler, dass der Kardinal auf Fragen nur sehr ausweichend antwortete, vor allem, wenn es um sein eigenes Handeln ging. Er gab an, Schmerz über die Vorfälle empfunden zu haben, doch als Ex-Erzbischof und Kardinal auch persönlich die moralische Verantwortung für die Vergehen von Priestern zu übernehmen, das könne er nicht. Die Kirche, so schlussfolgert der Kommentator, habe als Institution auf menschlicher Ebene kläglich versagt.
Opfer gehen leer aus
Auch für Le Soir müssen die Geständnisse des Kardinals beim Wiegen als zu leicht empfunden werden. In seiner Anhörung vor dem parlamentarischen Sonderausschuss habe Danneels gestern erklärt, in 32 Jahren nur mit sieben pädophilen Priestern konfrontiert worden zu sein, die seiner direkten Aufsichtspflicht unterstanden.
Im Leitartikel meint die Brüsseler Tageszeitung hierzu, dass die Opfer der Vergehen pädophiler Geistlicher wohl mehr verdienen als das, was Danneels gestern bereit war einzugestehen. Diejenigen, die von Priestern sexuell missbraucht wurden, könne der Kardinal nicht damit zufriedenstellen, wenn er erklärt, dass er nie wissentlich versucht habe, sexuellen Missbrauch durch Kirchmänner zu vertuschen oder zu leugnen. Danneels habe deutlich gemacht, dass er die Missbrauchsfälle nicht bekämpfen konnte und auch entstandenen Schaden nicht wiedergutmacht.
Sexueller Missbrauch war Machtmissbrauch
Auch Gazet van Antwerpen ist der Überzeugung, dass das "sorry" von Kardinal Danneels nicht jeden überzeugt. Vor allem, weil der Kardinal weiter dabei blieb, das ihn persönlich keine Schuld treffe. Diese Haltung habe sowohl bei Ausschussmitgliedern wie auch bei Opfern für Unverständnis gesorgt. Das Antwerpener Blatt schreibt, dass ein Priester im Ruhestand, der die Aussage Danneels, er habe nur Kenntnis von sieben Missbrauchsfällen in seiner direkten Zuständigkeit gehabt, hierauf mit den Worten reagiert habe: "Das schmerzt in meinen Ohren".
Auch das Grenz-Echo titelt hierzu auf Seite 1 "Dannels bagatellisiert seine Rolle": Hochmut und Macht seien die Ursache für das jahrelange Schweigen der Kirche gegenüber den Fällen von sexuellem Missbrauch durch Geistliche gewesen, so die deutschsprachige Tageszeitung.
Ausschuss muss schärfer fragen
De Morgen kommentiert hierzu im Leitartikel, Kardinal Danneels habe durch sein Verhalten im Sonderausschuss den Mitgliedern dieses Gremiums Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben. Diese ließen sich nach Angaben von De Morgen so beschreiben, dass die Ausschussmitglieder ihre Fragen an den amtierenden Erzbischof Léonard heute so stellen müssen, dass dieser Farbe bekennt. Und zwar zur Bereitschaft der Kirche zu freiwilliger Wiedergutmachung oder einer anderen Geste. Es sei, so schreibt De Morgen, also jetzt an Erzbischof Léonard und den anderen Bischöfen des Landes, um zu entscheiden, wie sie für das Geschehene bezahlen und damit überzeugen können.
Immerhin Scham und ein Aufruf zur Demut
Für La Libre Belgique, die weniger hart mit Kardinal Danneels ins Gericht geht, waren dessen Aussagen gestern ein guter Anfang. Der Kardinal habe vor den Volksvertretern Scham und Schmerz an die Adresse der Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche ausgedrückt. Danneels habe ein starkes Signal an seine eigene Institution gesandt, als er erklärte, dass die Kirche wieder zu mehr Demut zurückfinden müsse, meint La Libre Belgique.
Flanderns MP "Yeti" Peeters versäumt Haushaltdebatte
In der flämischen Inlandspresse steht heute auch Kris Peeters im Mittelpunkt der Kritik. Flanderns Ministerpräsident, so schreibt Het Nieuwsblad, sei zum Bergsteigen für einen guten Zweck in Südamerika, während im flämischen Parlament eigentlich die Verteidigung seines Haushalts anstand. Selbst in den Reihen seiner eigenen Partei erntete Peeters hierfür Kritik.
Auch der Leitartikler in Het Laatste Nieuws fragt sich, weshalb Peeters gerade jetzt, wo der flämische Etat im Parlament auf der Tagesordnung steht, für wohltätige Zwecke im Ausland weilt.
Im Leitartikel von Het Belang van Limburg relativiert der Kommentator die Kritik und meint, dass man bereits seit Monaten wusste, dass Peeters in diesen Tagen in Argentinien zum Bergsteigen sein würde. Auch die Opposition, die Peeters einen mediengeilen Affen nannte, habe dies gewusst.
WroooOOOM!
Eine Reihe von Zeitungen schließlich bringt heute Jerôme D'Ambrosio, Belgiens nächsten Formel-1-Piloten auf die Titelseite. Nach 17 Jahren gebe es, so schreibt L'Avenir, endlich wieder einen belgischen Fahrer in diesem Prestigesport.