"Es ist Schulanfang!", titelt La Libre Belgique. "Aber es ist ein angespannter Schulanfang", stellt La Dernière Heure fest.
In der Französischen Gemeinschaft beginnt für die Schüler heute wieder der Ernst des Lebens. Zum ersten Mal müssen sie aber schon im August wieder in die Klassen zurück, denn heute tritt im frankophonen Landesteil die große Unterrichtsreform in Kraft.
Besonders sichtbar ist da der neue Schulferienkalender, der das Schuljahr also von Grund auf neu takten wird. Die Französische Gemeinschaft hat diese Neuordnung im Alleingang durchgesetzt. Die Reform ist aber nicht unumstritten: Das Klima zwischen Schulträgern und Gewerkschaften ist angespannt.
Weiteres Problem: Es fehlen nach wie vor Lehrkräfte. Und da muss man offensichtlich auch nicht auf den Nachwuchs hoffen: "Die Zahl der eingeschriebenen Lehramtsstudenten ist um 17 Prozent gesunken", notiert Le Soir auf seiner Titelseite.
"Es ist kein Schulanfang wie jeder andere", stellt L'Avenir in seinem Leitartikel fest. Der neue Schulferienkalender ist für belgische Verhältnisse eine kleine Revolution. 30 Jahre lang ist darüber debattiert worden. Und jetzt hat also die französische Gemeinschaft endlich ihre Verantwortung übernommen und dabei nicht auf die Kollegen aus Flandern und der Deutschsprachigen Gemeinschaft gewartet.
Jetzt setzt man das um, was Pädagogen schon lange empfehlen. Dem Einen oder der Anderen mag das vielleicht nicht gefallen, aber die Reform ist zum Wohle der Schulkinder.
Was für ein zauberhafter Beruf
Le Soir singt ein Loblied auf die Lehrkräfte. Jeder hatte wohl in seiner Schulzeit eine Lehrerin oder einen Lehrer, die ihn ganz besonders geprägt haben. Jene Lehrperson, die Türen im Kopf geöffnet, die eine Leidenschaft entfacht hat. Was für ein zauberhafter Beruf.
Umso trauriger ist es, dass sich Lehrkräfte nach wie vor nicht wertgeschätzt fühlen müssen. Mit dem Ergebnis, dass sich immer weniger junge Menschen für den Lehrerberuf entscheiden.
Dieser Trend ist regelrecht beängstigend. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Schule eine entscheidende Rolle für die Familien und die zunehmend orientierungslosen Kinder spielt.
De Morgen hakt genau da ein und ärgert sich über den anhaltenden Lehrkräftemangel in Flandern. Zugegeben: Man kann nicht behaupten, die Unterrichtsminister hätten in den letzten Jahren nichts dagegen unternommen. Doch bei allem Respekt: Das waren allenfalls kosmetische Maßnahmen, ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Eigentlich gibt es da kein Vertun: Man muss vor allem die finanzielle Attraktivität des Jobs aufwerten. Und die Laufbahn an sich muss auch anziehender werden. Bei den nächsten Haushaltsgesprächen muss dieser Aspekt auf dem Tisch der flämischen Regierung liegen. Denn das Unterrichtswesen steht an einem Scheideweg.
Der Konzertierungsausschuss ist wieder da
Zweites großes Thema ist einmal mehr der Höhenflug der Energiepreise. "Die Regierung beugt sich über die Energiepreise", titelt etwa das GrenzEcho. Gazet van Antwerpen ist präziser: "Die Regierung will eine Energiepreisbremse", schreibt das Blatt.
Premierminister Alexander De Croo hat ja für diesen Mittwoch einen Konzertierungsausschuss einberufen. Dann werden also alle Regierungen des Landes über Maßnahmen beraten, wie man die hohen Energiepreise abfedern soll.
"Die 'verrückten' Energiepreise zu blockieren, wird zur politischen Priorität", konstatiert denn auch De Standaard auf seiner Titelseite. "Ein Energiepreisdeckel würde Einsparungen von bis zu 770 Euro pro Jahr ermöglichen", präzisieren Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad.
Der Konzertierungsausschuss ist also zurück, stellt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel fest. Diesmal werden die Vertreter aller Regierungen des Landes aber nicht über Corona beraten, sondern über eine Krise, die die Gesellschaft mindestens genauso schwer belastet: Die Energiekrise also. Am besten wäre es natürlich immer noch, wenn die EU das Heft in die Hand nähme.
Notfalls muss Belgien aber vorpreschen und selbst dafür sorgen, dass die Energiepreise gedeckelt werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei eine mögliche Besteuerung der Übergewinne der Energiekonzerne. Einige haben sich hier regelrecht gesund gestoßen. Denn die Strompreise werden auf der Grundlage der Gaspreise berechnet.
Wer seinen Strom aber aus Atom-, Wind- oder Solarenergie bezieht, der macht enorme Gewinne, ohne Gaskosten zu haben. Es ist wie bei Euromillions: Sie werden jeden Tag unverschämt reich. Mit der Betonung auf unverschämt.
Den Bürgern reinen Wein einschenken!
Andere Zeitungen sind da nuancierter. Im Grunde verfügt die Politik hier nur über allzu wenige Instrumente, glaubt etwa Gazet van Antwerpen. Beispiel Energiepreisbremse: Wenn Europa weniger für Gas bezahlen will, dann könnten sich die Hersteller schlicht und einfach dem asiatischen Markt zuwenden.
Und was die Übergewinnsteuer angeht: Wie würde man eine solche Maßnahme zum Beispiel Engie gegenüber rechtfertigen. Wissend, dass das Unternehmen im Zeitraum zwischen 2015 und 2020 in Belgien Verlust gemacht hat. Die einzige Möglichkeit ist wohl, dass die Regierung den Bürgern mehr denn je bei Energiesparmaßnahmen unter die Arme greift.
Het Belang van Limburg sieht das genauso - und genau hier ist in Belgien bislang viel zu wenig passiert. Nicht umsonst rangieren die Belgier in Sachen Wohnungsdämmung in Europa auf dem drittletzten Platz.
Wer jedenfalls am Mittwoch mit ganz konkreten Maßnahmen rechnet, die unsere Energierechnung drastisch senken würden, der geht besser in die nächste Kirche und zündet dort ein Kerzchen an.
Genau hier liegt die Gefahr, warnt De Standaard. Es ist riskant, wenn die Politik demonstrativ nach Lösungen sucht, die es eigentlich gar nicht gibt. Der politische Preis, der im Falle einer Enttäuschung fällig wird, der ist sehr hoch.
Vielmehr sollte man sich an den Ölpreisschock von 1973 erinnern. Damals haben die Regierungen den Bürgern reinen Wein eingeschenkt. Die Botschaft seinerzeit: Die Krise wurde durch externe Faktoren verursacht, gegen die kaum ein Kraut gewachsen ist. Und die einzige mögliche Antwort ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit Energie.
Roger Pint