Politbarometer: Neuwahlen wären sinnlos, PS und N-VA müssen ran
La Libre Belgique veröffentlicht heute ein neues ihrer dreimonatlich erscheinenden Politbarometer. Fänden am nächsten Sonntag Parlamentswahlen statt, dann wäre das Ergebnis des Urnengangs dem vom Juni sehr ähnlich. In der Wallonie würde die PS, in Flandern die N-VA erneut die Wahlen für sich entscheiden. In der Region Brüssel Hauptstadt könnten die französischsprachigen Sozialisten, der jüngsten Umfrage zufolge, sogar die Liberalen der MR knapp überholen und auch dort stärkste Partei werden.
Im Leitartikel meint La Libre Belgique, dass selbst bei auftretenden Gefällen zwischen flämischem und wallonischem Landesteil sich eines bestätigen würde: Neuwahlen würden keine Verschiebung der Kräfte, wie wir sie seit dem letzten Juni kennen, herbeiführen. Sie hätten also keinen Wert. Schlussfolgernd meint der Leitartikler, dass sich deshalb auch bestätige, was seit den Wahlen vom 13. Juni bekannt sei: Die beiden Schwergewichte, PS und N-VA, sind dazu verurteilt, einen Kompromiss miteinander zu finden. Hierzu fehle nämlich die Alternative.
Es ist ein Schnee gefallen…
Le Soir macht wie viele andere Tageszeitungen heute mit dem Schneechaos auf. Die Brüsseler Tageszeitung fragt sich, weshalb es in der Hauptstadt nach den heftigen Schneefällen auf den Straßen zum Ausnahmezustand kam. Es sei schon außergewöhnlich, meint das Blatt, dass seit dem 1. November an 19 Tagen Schneefälle zu verzeichnen waren. Und ein Ende sei noch nicht anzusehen.
Im Leitartikel geht Le Soir auf die Wetterkapriolen der jüngsten Vergangenheit ein und erinnert daran, dass der Klimawandel eine Konsequenz der Blindheit sei, mit der der Mensch geglaubt hat, dass er die Naturgewalten beherrschen könne. Es gelte, Vorsicht walten zu lassen, schlussfolgert der Leitartikler und meint deshalb, dass die Entscheidung der wallonischen Behörden, gestern erneut ein Fahrverbot für LKW zu verhängen, richtig und notwendig war.
Winter vs Verkehr 3:0 - Umsatzeinbrüche im Einzelhandel
Het Laatste Nieuws fürchtet für heute Morgen chaotische Zustände im morgendlichen Berufsverkehr. Gestern sei der Verkehr beinahe landesweit zum Stillstad gekommen. Autos im Schritttempo, Busse festgefahrene und am Brussels Airport in Zaventem tausende gestrandete Flugreisende. Doch Het Nieuwsblad glaubt: Es wird noch schlimmer. Für den Einzelhandel habe der Schnee zu Einbrüchen beim Umsatz geführt, gestern sei der um gut 30 % zurückgegangen. Im Leitartikel fragt sich der Kommentator, wie zu erklären ist, dass man beim schärfsten Winter seit Jahren immer noch von einer Erderwärmung spreche.
Möglicherweise müsse man den Klimawandel langfristig als eine drastische Verkürzung der warmen Jahreszeit verstehen. Doch der strenge Winter mache noch etwas anderes deutlich: Die Schwächen der Europäischen Union nämlich. Da schließen EU-Mitgliedsländer wegen heftiger Schneefälle ihre Grenzen und Flughäfen, und prompt stranden tausende Flugreisende, etwa in Zaventem, können aber nicht in Hotels, weil sie keine Einreisegenehmigung für das Land haben, in dem ihr Flug abrupt endete. Es müsse doch möglich sein, meint der Leitartikler, Transitpassagieren ein Kurzeitvisum auszustellen. Die EU jedenfalls habe noch einige Aufgaben zu lösen, wenn es darum geht, im Fall von Naturkatastrophen zusammenzuarbeiten.
Viele träumen vom alten "Einheits-Belgien" - aber nicht in Flandern
Auch Het Belang van Limburg macht mit den Folgen des strengen Winters auf. Im Leitartikel fragt das Blatt: Gibt es eine weiße Weihnacht? Eine Frage, die alljährlich gestellt werde, doch jetzt wo es beinahe soweit sei, träume wohl niemand wirklich davon. Wovon man wirklich träume, fragt sich der Kommentator: Von einer neuen Regierung? Nun, daran scheiden sich die Geister. Die jüngste Umfrage der Libre Belgique lehre jedenfalls, dass 49 % der Wallonen und 48 % der Brüsseler am liebsten wieder zu einem Einheitsstaat Belgien zurückkehren würden. in Flandern seien dies nur 20 %. Dennoch gebe es etwas, in dem sich Flamen und Wallonen einig seien: Sie wollen keine Neuwahlen. Aber: Eine neue Regierung müsse her, mit einem Koalitionsabkommen. Und das sei nicht anderes als die Quadratur des Kreises.
Frischer "Schnee" aus Kolumbien - zollfrei
Auch De Morgen hat die am Brüsseler Flughafen von Zaventem gestrandete Transitpassagiere auf der Titelseite, informiert auf Seite 1 aber auch darüber, dass über die Gepäckabfertigung und einige derer Mitarbeiter am Brussels Airport Kokain geschmuggelt wurde. Kolumbianische Drogenkartelle, so meldet De Morgen, hätten monatelang Personal der Gepäckabfertigung bestochen, um in Koffern verstecktes Kokain sicher aus dem Flughafen herauszubekommen. Die Polizei habe inzwischen zehn Personen verhaftet, denen man bis zu 30.000 Euro pro Gepäckstück, das unkontrolliert aus dem Flughafen geschmuggelt wurde, gezahlt hat. Im Leitartikel meint De Morgen deshalb, es sei wohl einfacher, Drogen aus unseren Flughäfen zu holen, als Feldbetten hineinzubringen.
Öffnung von Kabelnetzen für Konkurrenten
Auch L'Avenir und Gazet van Antwerpen haben die Folgen der starken Schneefälle auf der Titelseite und informieren über schwierige Verkehrsbedingungen und gestrandete Flugreisen, De Standaard schließlich macht mit dem Vorhaben der Telekom-Regulierungsbehörden des Landes auf, den Zugang zu den Kabelnetzen der TV-, Telefonie- und Internet-Anbieter wie Telenet zu öffnen.