"Frankreich brennt", titelt La Libre Belgique. "Extreme Trockenheit führt zu steigenden Preisen für Lebensmittel", meldet De Morgen auf Seite eins. "Müdigkeit, Aggressivität, Stress: Die Hitze beeinflusst unsere Gesundheit", heißt es im Aufmacher von L'Avenir.
Die anhaltende Hitze und Trockenheit in Europa beschäftigt einige Zeitungen auch in ihren Leitartikeln. L'Avenir hält fest: Die Situation ist alarmierend. Das ist momentan sicherlich jedem bewusst. Aber welche Konsequenzen wird das haben? Werden jetzt mehr Menschen es für nötig halten, etwas gegen den Klimawandel zu tun? In Frankreich ist gestern eine Umfrage erschienen, in der sich 78 Prozent der Franzosen besorgt zeigen angesichts der Hitze und der Trockenheit. 70 Prozent finden, dass die Regierung nicht genug im Kampf gegen die Klimawandel macht. Ist das tatsächlich ein öffentliches Aufbegehren oder nur eine flüchtige Momentaufnahme, die sich bei den ersten grauen und regnerischen Herbsttagen wieder verflüchtigt, fragt L'Avenir?
Klimakrise muss tatkräftig angegangen werden
De Tijd beobachtet: Zu der bereits seit Monaten andauernden Energiekrise gesellt sich jetzt noch die Krise durch Hitze und Trockenheit. Auch diese Krise hat negative Folgen für die Wirtschaft. Das niedrige Wasser im Rhein bedroht die Binnenschifffahrt auf diesem wichtigen Fluss. Die Kernreaktoren in Frankreich sind wegen der hohen Temperatur des Kühlwassers stillgelegt. Der Krieg in der Ukraine sowie der heiße und trockene Sommer zeigen, dass unsere modernen Wirtschaftsmodelle nicht schockbeständig sind. Um die schlimmsten Folgen aufzufangen, müssen jetzt zunächst Energievorräte angelegt werden. Danach muss man schauen, wie man am besten mit den Folgen des Klimawandels umgehen kann, meint De Tijd.
Für De Morgen gibt es angesichts der aktuellen Klimakrise nur eine Lösung: Die Sache muss von der internationalen Politik tatkräftig gemeinsam angegangen werden. Studien haben gezeigt, dass die Weltgemeinschaft zwei bis drei Prozent ihres jährlichen Bruttoinlandprodukts dafür ausgeben muss, um gegen die Extreme des Klimawandels erfolgreich anzukämpfen. Das ist eine Summe, die die Welt durchaus aufbringen kann. Zum Vergleich: Die USA haben 36 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts mobilisiert, um den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Die Corona-Budgets haben zeitweise 14 Prozent betragen. Und alle dreieinhalb Jahre bekommt die fossile Brandstoffindustrie staatliche Unterstützung in Höhe von zwei Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts. Deshalb sind zwei bis drei Prozent als Antwort auf die aktuelle Extremsituation nicht zu viel. Diesen Krieg können wir gewinnen, gibt sich De Morgen optimistisch.
Explosionen in Antwerpen: Das Maß ist voll
Gazet van Antwerpen notiert zu den wiederholten Sprengstoffexplosionen in Antwerpen: Der Bandenkrieg im Antwerpener Drogenmilieu wird immer unerträglicher. Immer mehr Einwohner fühlen sich in ihrer eigenen Stadt unsicher. Das Maß ist voll. Es muss endlich etwas Wirkungsvolles dagegen unternommen werden. Es bringt nichts, immer auf die Verfehlungen anderer zu verweisen. Ein gemeinsames Handeln aller Ebenen ist nötig – von lokal bis föderal. Verantwortlich für die Bündelung der Kräfte müsste Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever sein. Es sind seine Bürger, die leiden, unterstreicht Gazet van Antwerpen.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich und führt aus: Wie gewohnt hat Bart De Wever nach den jüngsten Explosionen wieder gegen die Föderalpolitik gewettert. Dabei weiß er ganz genau, dass dadurch die Probleme nicht gelöst werden. Es scheint so, als ob De Wever schon im Wahlkampfmodus ist. 2024 stehen zwei Wahlen auf seiner Agenda. Angesichts dessen hält De Wever es für lohnender, gegen die politische Konkurrenz zu poltern, statt gemeinsam eine Lösung im Kampf gegen die Drogenmafia zu suchen, analysiert Het Nieuwsblad.
Es bleibt noch einiges zu tun
Dieses Wochenende findet die Antwerp Pride statt. Dazu kommentiert De Standaard: Auf dem jährlich erscheinenden Rainbow-Index der Nichtregierungsorganisation ILGA belegt Belgien den dritten Platz als das am meisten schwulen- und lesbenfreundliche Land Europas. Nur Malta und Dänemark stehen besser da. Das ist natürlich eine positive Nachricht. Es zeigt, dass Belgien sehr fortschrittlich ist bei der Akzeptanz sexueller Orientierungen. Der belgische Gesetzgeber steht auf dem Standpunkt, dass das Privatsache ist und toleriert werden muss. Dabei darf man nicht vergessen, dass Gesetze das eine sind, die gelebte Realität das andere. Und tatsächlich ist die Toleranz in der belgischen Gesellschaft noch nicht so weit gediehen wie die Gesetze. Es bleibt also noch einiges zu tun, was die Toleranz betrifft, erinnert De Standaard.
Le Soir notiert zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar: In hundert Tagen wird der Ball rollen. Dann wird Katar seine Wette gewonnen haben. Das kleine Land am persischen Golf wird dann trotz aller internationalen Kritik kaum etwas im Land verändert haben und nach der WM so weitermachen wie bisher. Zum Beispiel mit der Ausbeutung von Fremdarbeitern oder der Verfolgung von Homosexuellen. Katar weiß nur zu gut, dass gerade Europa auf Gas aus dem Land angewiesen ist. Allzu viele Zugeständnisse gegenüber seinen Kritikern muss das Land deshalb nicht machen, stellt Le Soir fest.
Kay Wagner