KB Lux-Prozess zu Ende
Fünfzehn Jahre, nachdem der größte Steuerbetrug in unserem Land aufgedeckt wurde, sind die 14 Angeklagten im KB Lux-Prozess wegen Prozedurfehlern freigesprochen worden, schreibt Gazet van Antwerpen im Leitartikel. Es ist verständlich, dass viele Bürger sehr unzufrieden sind, weil sie sich keine teuren Anwälte leisten können, die sie vor Gericht vertreten. Allerdings muss festgestellt werden, dass der Fall KB Lux nicht nur die Superreichen betraf, sondern auch viele kleine Sparer. Festgestellt werden muss aber auch, dass das Finanzamt inzwischen viele Hintertüren für Steuerhinterziehung geschlossen hat.
La Libre Belgique kommentiert: Der Ausgang dieses Verfahrens hinterlässt ein Gefühl der Straflosigkeit bei vielen Bürgern, und die reagieren entsprechend schockiert. Das einzig Positive an diesem Fall war die Tatsache, dass sich die Politik des Problems der massiven Steuerhinterziehung bewusst geworden ist und entsprechend eingegriffen hat. Aber all das reicht noch immer nicht.
Justiz schon wieder überfordert
De Standaard findet: KB Lux ist erneut ein großer Betrugsprozess, der ohne Konsequenzen im Sand verläuft. Die öffentliche Meinung ist jedes Mal entrüstet. Aber es ändert sich nichts. Die belgische Justiz ist einfach überfordert. Das ist ermüdend und macht einen mutlos, so De Standaard.
L'Avenir kommentiert: Die Mitschuld am Scheitern des KB Lux-Prozesses trägt vor allem der damalige Untersuchungsrichter Jean-Claude Leys. Die Frage muss erlaubt sein, was aus dem Mann geworden ist. Nun, er wurde befördert. Wo ist denn hier die Logik, fragt die Zeitung.
Het Belang van Limburg macht die Ermittler für das Scheitern des Prozesses verantwortlich. Sie haben unlautere Methoden eingesetzt, und das darf nicht akzeptiert werden. Man stelle sich vor, die Polizei würde bei Geschwindigkeitskontrollen manipulierte Radarfallen einsetzen, um möglichst viele Geldbußen verteilen zu können. Das würde auch niemand akzeptieren.
Fußballmeisterschaft: Wieder zu 18
Im Fußball führt die erste Division wieder den alten Modus ein, schreibt das Grenz-Echo. "Zu 18 und ohne Playoffs", ist hier der Aufmacher. Das soll schon wieder ab dem kommenden Sommer gelten, schreibt auch L'Avenir.
Die vier Spitzenvereine und die kleineren Clubs haben sich völlig auseinandergelebt. "In Belgien ist sogar der Fußball in der Krise" ist die Schlagzeile in Le Soir. Es herrscht Chaos. Niemand weiß nämlich, wie die nächste Fußballmeisterschaft organisiert werden soll. Es ist damit zu rechnen, dass sich die großen Vereine nächste Woche rächen werden, schreibt die Brüsseler Tageszeitung noch.
Vermutlich werden sie jetzt die Fernsehrechte eigenhändig verkaufen, meint La Dernière Heure im Kommentar. Das wird für die kleinen Mannschaften erhebliche Einkommenseinbußen zur Folge haben. Die sind aber auch Schuld daran, dass der belgische Fußball den europäischen Qualitätsansprüchen nicht mehr genügen kann. Dazu spielen viele der kleinen Mannschaften einfach zu mittelmäßig, meint La Dernière Heure.
Viele Klagen über die Bahn
"Noch nie gab es so viele Klagen über die belgische Eisenbahngesellschaft SNCB" ist der wichtigste Aufmacher in Het Nieuwsblad. "Jeder zweite Zug fährt mit Verspätung", erfahren wir in Het Laatste Nieuws. De Standaard widmet dem Problem mehrere Seiten und kommt zu der Schlussfolgerung: Das Bahn-Management gesteht Ohnmacht ein. "Wut auf dem Bahnsteig" ist hier die Schlagzeile.
Het Nieuwsblad findet: Bei der belgischen Eisenbahn wird dringend eine neue Einstellung gebraucht. Der Bahnreisende muss wieder in den Mittelpunkt gestellt werden. Jetzt ist er zu Recht sehr unzufrieden, weil dauernd Züge abgeschafft werden oder zu spät kommen, und weil es in den überfüllten Zügen keine Sitzplätze mehr gibt. Schuld hieran ist vor allem die Tatsache, dass die alte SNCB in drei verschiedene Filialen, aufgeteilt wurde, an deren Spitze politisch ernannte Manager stehen, die nicht miteinander kooperieren wollen und sich im Gegenteil sogar bekämpfen.
Het Laatste Nieuws kommentiert: So kann es bei der Bahn nicht weitergehen. Die Politik muss dringend eingreifen. Der Zugverkehr kostet die Steuerzahler Unsummen. Wenn sich die Lage nicht schnell bessert, wird zu Recht die Frage gestellt werden, ob diese Steuergelder gut angelegt sind.
Bart De Wever findet Elio Di Rupo charmant
De Tijd führte ein Exklusivinterview mit Bart De Wever. "Ich verstehe, dass die Menschen es leid sind": Mit dieser Schlagzeile wird der N-VA-Chef zitiert. Er gibt zu, dass seine Partei auf den riesigen Wahlsieg nicht vorbereitet war und noch immer Schwierigkeiten hat, diesen zu verarbeiten. Auch gibt De Wever zu, dass er eine völlig andere Einschätzung von Elio Di Rupo entwickelt hat. Das sei ein sehr charmanter Mann mit sehr viel Stil.
Im Kommentar heißt es in der Zeitung: Die Koalitionsgespräche befinden sich in einer Sackgasse. Niemand weiß noch, wie es weitergehen soll. Am besten wäre es, wenn die Verhandlungsteilnehmer jetzt eine Pause machen, damit sie hinterher den Unterschied zwischen Haupt- und Nebensächlichkeiten erkennen können. Politiker sind auch nur Menschen. Das müssen wir einfach begreifen, meint De Tijd.