"Verdacht auf Nadelstiche auf der Tribüne", titelt La Dernière Heure. "'Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen, danach war ein roter Fleck auf meinem Bein' – Unwohlsein bei 14 jungen Zuschauern während des Spiels des KV Mechelen, nachdem sie von Unbekanntem gestochen worden sein sollen", so Gazet van Antwerpen. "Banges Abwarten, ob und womit junge Fußballfans hinterhältig gestochen worden sind", schreibt Het Nieuwsblad.
Möglicherweise sind diese Menschen Opfer sogenannten "Needle spikings" geworden, kommentiert Gazet van Antwerpen. Also einer Attacke mit Nadeln, mit der Menschen unter Drogen gesetzt werden sollen. So etwas kennt man von Vergewaltigungen und Raub-Delikten. Das trifft in Mechelen aber nicht zu: Weder sind nur Frauen angeblich gestochen worden, noch sind Personen beraubt oder verschleppt worden. Es sind auch keine Täter beobachtet oder Injektionsnadeln gefunden worden, Einstichspuren konnten nicht bestätigt werden, auch erste Blutuntersuchungen haben nichts Verdächtiges zu Tage gefördert.
In Großbritannien sind in den vergangenen Jahren über tausend gemeldete Fälle von angeblichen Nadel-Attacken angezeigt und untersucht worden – ohne dass ein einziger Fall bestätigt werden konnte. Einige Experten glauben deshalb, dass es sich um eine Form der Massenhysterie handelt, die von Geschichten in den Sozialen Medien befeuert wird.
Aber dennoch müssen die Opfer von Mechelen ernstgenommen werden, die sagen, dass sie einen Stich gefühlt hätten. Die Angelegenheit muss gründlich untersucht werden, sowohl gerichtlich als auch medizinisch. Denn Panik führt nur zu mehr Panik und wenn Ängste und Sorgen nicht ernstgenommen werden, führt das zu Frust, mehr Spukgeschichten im Internet und vielleicht noch mehr "Needle spikers". Vor allem aber sollten wir eines tun: die Ruhe bewahren, fordert Gazet van Antwerpen.
"Einfach nicht gesund"
Die Kommentare der frankophonen Zeitungen beschäftigen sich dann vor allem mit der Verlängerung von Kylian Mbappé bei Paris Saint-Germain. Der Fußballstar soll nicht nur eine Rekordsumme bekommen, sondern auch weitreichende Mitspracherechte. Das Ganze ist aus mehreren Gründen unanständig, findet Le Soir: Es ist allein die beispiellose finanzielle Macht Katars, die dem PSG erlaubt, den Star zu halten. Von "Financial Fair Play" kann keine Rede sein. So etwas ist einfach nicht gesund.
Für La Libre Belgique ist die Verlängerung von Mbappé ein weiteres Zeichen für die Maßlosigkeit und für alles, was man am Fußball hasst – diesem Sport, der wirklich vollkommen vom Geld und von ausländischen Mächten korrumpiert worden ist, die sich für Millionen ein gutes Image kaufen wollen. Außerdem zeigt es auch einmal mehr, dass die endlosen Skandale nicht zu mehr Transparenz im Sport geführt haben.
Die katarischen Petrodollars haben nicht gerade zu mehr Siegen bei Paris Saint-Germain geführt, hält La Dernière Heure fest. Armer Fußball, du bist unwiederbringlich einem Geschäft zum Opfer gefallen, das nichts mehr mit schönem oder gutem Spielen zu tun hat – nicht auf dem Platz und auch nicht in den Kulissen. Die Reichen, die hier den Ton angeben, lassen noch nicht einmal mehr die Armen träumen, beklagt La Dernière Heure.
Politisch logisch ist nicht das Gleiche wie juristisch einfach
De Standaard blickt auf die Kosten der Ausweitung des Energie-Sozialtarifs: Weniger als eine Woche, nachdem der Energiekonzern Engie eine Gewinnsteigerung von 75 Prozent bekanntgegeben hat, wird deutlich, dass die Entlastungsmaßnahmen gegen hohe Strom- und Gasrechnungen ein Loch in den Staatshaushalt reißen, das größer als gedacht ausfällt.
Es ist völlig unbestritten, dass die Maßnahmen sinnvoll sind und denen zugutekommen, die sie am dringendsten brauchen. Aber die Frage ist weiterhin nicht beantwortet, wie diese anfangs temporäre, mittlerweile aber wohl strukturell gewordene Hilfe finanziert werden soll. Es ist kaum zu verteidigen, warum Bürger und Staat unter den Energiekosten ächzen sollen, während die Energiekonzerne hunderte Millionen an Mehrgewinnen einfahren. Aber nur weil es politisch logisch scheint, die Übergewinne der Unternehmen anzugehen, so ändert das nichts daran, dass so ein Vorhaben juristisch schwierig ist, erinnert De Standaard.
"Eine Frage der richtigen Prioritäten"
Het Laatste Nieuws kommt zurück auf die Debatte um die Erhöhung der belgischen Verteidigungsausgaben: Munter mitsaufen, aber abhauen, wenn man selbst an der Reihe ist, eine Runde auszugeben – das ist in etwa die Haltung Belgiens. Ausgerechnet das Land, in dem die Nato ihren Hauptsitz hat und das daran auch gut verdient, gibt heute weniger als ein Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für die Landesverteidigung aus. Spätestens Putins Einfall in die Ukraine zeigt doch, dass Verteidigung eben kein unnötiges Relikt aus der Vergangenheit ist.
Neben der europaweiten Steigerung der Militärausgaben kommt auch die Diskussion über eine verstärkte gemeinsame europäische Verteidigung in Gang. Am Verhandlungstisch gibt es aber keinen Platz für ein Land, das sich weigert, seiner Verantwortung gerecht zu werden und das die Zwei-Prozent-Vorgabe der Nato ablehnt. Dass die Grünen die Debatte darüber auf eine Entweder-Oder-Entscheidung zwischen militärischer Sicherheit und Klimaschutz verengen, ist nicht nur intellektuell faul, sondern obendrein noch unehrlich. Beides sind Herausforderungen, die nicht ignoriert werden können – und die beide entsprechende Investitionen und eine angemessene Politik erfordern, wettert Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad schließlich greift die erneuten bitteren Hilferufe der Föderalen Gerichtspolizei auf: Tausend Ermittler fehlen – bei einem Gesamtpersonalbestand von 5.000! Diese Unterfinanzierung sticht besonders grell heraus, wenn man sieht, wie gut gerade in einigen Städten die lokalen Polizeikorps ausgerüstet sind. Anders formuliert: Während das Leben für den kleinen Dealer an der Straßenecke schwieriger wird, bleiben die großen Drogenbarone unbehelligt. Eine Klassenjustiz innerhalb der Kriminalitätsbekämpfung quasi. Bis zum Sommer will die Föderalregierung ein neues großes Abkommen auf die Beine stellen. Die Minister täten gut daran, dabei auch an die Polizei und Justiz zu denken – das ist einfach eine Frage der richtigen Prioritäten, so Het Nieuwsblad.
Boris Schmidt