"Inflation auf höchstem Niveau seit 1983", titelt Het Belang Van Limburg. "8,31 Prozent teurer", heißt es bei Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Spargeld verliert in Rekordtempo seinen Wert", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Die Lebenshaltungskosten in Belgien sind im Monat März im Vergleich zum Vorjahr um 8,31 Prozent gestiegen. Den Zeitungen bereitet das Sorgen.
Wie lange noch brennt das Portemonnaie der Belgier?
Le Soir bemerkt: 8,3 Prozent Inflation: So etwas haben wir seit den 80er Jahren nicht mehr erlebt. Ist das schlimm? Ja! Denn die Inflation vernichtet auf der einen Seite die Kaufkraft, besonders derjenigen, deren Gehälter nicht durch die Indexangleichung automatisch mitsteigen. Auf der anderen Seite schadet die Inflation der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Covid-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben eine Bombe gezündet, eine soziale wie politische Bombe. Das Portemonnaie der Bürger "brennt". Das kann schwerwiegende Folgen haben, fürchtet Le Soir.
De Standaard glaubt: Wenn die Inflation nicht bald wieder sinkt, ist ein Konflikt zwischen linken und rechten Kräften innerhalb der Vivaldi-Koalition unvermeidlich. Denn auf der einen Seite werden exportorientierte Unternehmen Lohnkostensteigerungen von zehn Prozent und mehr nicht verkraften, wenn sie international wettbewerbsfähig bleiben wollen. Auf der anderen Seite werden Arbeitnehmer höhere Löhne fordern. Aber Lohnerhöhungen zusätzlich zur Inflation sind für Unternehmen ausgeschlossen. Wenn die Regierung in diesem Konflikt keine Lösung findet, stehen uns schwere Zeiten bevor, prophezeit De Standaard.
Nur keine Angst vor Veränderungen!
Die Französische Gemeinschaft hat gestern einen neuen Schulkalender angenommen. Er folgt dem Rhythmus sieben Wochen Schule, zwei Wochen Ferien – mit Ausnahme der längeren Sommerferien. Dazu kommentiert La Dernière Heure: Über diese Entscheidung könnte man sich uneingeschränkt freuen. Denn sie ist im Interesse der Kinder getroffen worden. Experten und Pädagogen sind sich einig, dass dieser neue Rhythmus zwischen Schule und Erholung der Beste für die Kinder ist. Doch leider führt das dazu, dass der Schulkalender im frankophonen Schulwesen jetzt anders aussehen wird, als im niederländisch- und deutschsprachigen Schulwesen. Statt den Alleingang zu machen, hätten die Frankophonen besser die Regel befolgt: Alle zusammen, oder keiner, findet La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws notiert: Sieh mal einer an: Da tut sich etwas in der Wallonie. Eine solch fortschrittliche Entscheidung hätte man den Parteien dort gar nicht zugemutet. Doch nicht alles, was walsch, also wallonisch ist, ist auch falsch. Kürzere Sommerferien zum Wohl der Kinder, besonders der benachteiligten Kinder, ist eine gute Idee. Auch in Flandern sollte man darüber nachdenken. Und den Widerstand, der vor allem aus den Reihen der Lehrer kommt, nicht allzu schwer gewichten. Denn diese Lehrer haben nur Angst vor Veränderungen, weiß Het Laatste Nieuws.
Umstrittene Geschäftsmodelle
Het Nieuwsblad schreibt zur Reaktion des niederländischen Paketlieferanten PostNL auf die Festnahme ihrer Führungskräfte in Belgien: Als "aggressiv", "unverantwortlich" und "einschüchternd" hat PostNL das Vorgehen der belgischen Justiz verurteilt. Dass irgendetwas nicht richtig gelaufen sein könnte bei PostNL in Belgien, auf diese Idee ist die Chefetage in den Niederlanden nicht gekommen. Das liegt daran, dass Unternehmen wie PostNL bewusst blind sein wollen gegenüber den Missständen, die im Onlinehandel mit den Paketlieferungen bis an die Haustür herrschen. Dieser Markt ist von Anfang an aufgrund fragwürdiger Geschäftsmodelle groß geworden. Ausbeutung gehörte immer dazu. Amazon ist nicht nur durch geniale Ideen zum Riesen geworden. Es ist gut, dass gegen ausbeuterische Praktiken jetzt vorgegangen wird, betont Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique meint zu den aktuellen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine: Selbst wenn es jetzt zu einem Waffenstillstand käme, wäre das nur eine Verschnaufpause für Russland. Die Ambitionen, die der Kreml bezüglich der Ukraine hegt, werden weiter bestehen. Russland wird wieder angreifen. Wenn nicht unmittelbar, dann in fünf, zehn, fünfzehn Jahren. Der Westen sollte das bei seinem künftigen Umgang mit Russland immer beachten, rät La Libre Belgique.
Was sagt Präsident Selenskyj zum belgischen Diamantenhandel?
De Morgen kündigt an: Heute wird der ukrainische Präsident Selenskyj per Videoschalte zu den Abgeordneten in der Kammer sprechen. Bislang hat Selenskyj bei solchen Gelegenheiten immer Klartext gesprochen und den Finger in die Wunde derjenigen gelegt, die mit Worten die uneingeschränkte Unterstützung der Ukraine beteuern, aber bei den Taten schwächeln. Belgien macht da keine Ausnahme. Das Diamantengeschäft ist ein gutes Beispiel. Niemand in Belgien ist bislang bereit, darauf zu verzichten. Obwohl Russland von dem Diamantenhandel profitiert. Wenn Selenskyj das anspricht, wird es peinlich werden heute Nachmittag. Aber vollkommen zurecht, urteilt De Morgen.
Kay Wagner