Het Nieuwsblad bringt die Balkenüberschrift: „Ein Scheitern droht“. Die Atmosphäre ist eisig. Die Regierungsverhandlungen treten in eine entscheidende Phase. In den kommenden Tagen muss der Vermittler Vande Lanotte sein ganzes diplomatisches Talent anwenden, um ein Abkommen durchzusetzen. Doch die N-VA zweifelt offen an der Geste des PS-Präsidenten Di Rupo und in der Presse wird ein bissiges Wortgefecht ausgetragen.
Het Laatste Nieuws erklärt: Die N-VA will nichts von dem Finanzierungsmodell wissen, das Vande Lanotte auf den Tisch gelegt hat. Es ist von PS und cdH eingegeben und enthält eine Steuererhöhung für die Flamen. Sehr schlau von Di Rupo, aber auch Perfide, heißt es bei der N-VA. Dieser Vorschlag muss total abgeändert werden. Der fatale Crash droht.
Stunde der Wahrheit naht
Het Belang van Limburg meint: Der Augenblick der Wahrheit ist angebrochen. Das bedeutet, dass Kompromisse gefunden werden müssen. Bei den Diskussionen über das neue Finanzierungsgesetz gibt es nicht nur gemeinschaftspolitische Gegensätze, sondern auch immer mehr ideologische. Eine Steuererhöhung ist unvermeidlich, doch nicht in alle Ewigkeit, weil wir schon die höchsten Steuern haben.
De Morgen stellt fest: Die Parteien erwecken nicht mehr den Eindruck, dass sie noch miteinander auskommen wollen. Jeder noch so sachliche Vorschlag löst skeptische und feindselige Reaktionen aus. Ein frankophoner Text ist so gut wie unannehmbar für die Flamen und umgekehrt. Es ist bald Zeit für eine neue Phase mit anderen Parteien - oder Neuwahlen.
Gemeinschaftspolitischer Graben und ideologische Kluft
Gazet Van Antwerpen behauptet: Die SP.a-Vorsitzende Gennez und ihr N-VA Kollege De Wever können sich nicht mehr sehen. Neben dem gemeinschaftspolitischen Graben zwischen den sieben Parteien wird immer mehr eine ideologische Kluft sichtbar: Die links gerichteten Parteien gegen die rechte N-VA; Steuererhöhungen oder Steuersenkungen. Man kann verstehen, dass De Wever die Liberalen einladen möchte.
Der FDF-Vorsitzende Olivier Maingain schlägt in einem Interview mit Le Soir eine Föderalregierung ohne die N-VA vor. Diese Regierung solle sich ausschließlich der sozial-wirtschaftlichen Lage widmen. Die institutionellen Probleme sind für später.
Eurokrise pfropft sich auf die belgische Sackgasse
De Standaard analysiert: neben der institutionellen Sackgasse zeichnet sich eine weitaus dramatischere Währungskrise in Europa ab. Europa, das bei einer Auflösung Belgiens unser neues Zuhause werden sollte, droht auseinander zu fallen. In beiden Fällen steht fest, dass der Preis für die Trennung gigantisch ist. Ein fataler Ausgang muss mit aller Kraft verhindert werden. Das bedeutet aber nicht, dass man eine Entgleisung vermeiden kann.
Behandlung der Asylanten: eine Schande
La Libre Belgique widmet ihren Leitartikel der Situation der obdachlosen Asylbewerber. Viele Familien aus tropischen oder anderen Ländern, die glaubten, Belgien sei ein Paradies, zittern in Frost und Schnee. Die Minister müssen aufhören, ihre Hände in Unschuld zu waschen und die Schuld den anderen zuzuschieben. Sie müssen sich endlich zusammensetzen und sich mit diesem Problem befassen. Es ist unmenschlich, über institutionelle Fragen zu verhandeln, während tausende Menschen auf der Straße erfrieren.
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