Russland und Katar werden die Fußballweltmeisterschaften austragen, zwei Staaten die bestimmt keine Vorreiter auf den Gebieten der Demokratie und der Menschenrechte sind, bemerkt De Morgen. Die FIFA tut sehr erstaunt, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass sie Gesetze einhalten muss und beispielsweise Steuern bezahlen muss. Sie hat eine Umgebung ausgesucht, die ihr ausgezeichnet passt: keine Regeln, keine Steuern, kein sozialer Schutz, aber uneingeschränkte Geldquellen.
Belgiens Kandidatur war nicht lächerlich
Le Soir meint: Der Fußball ist ein Produkt und die FIFA sein bester Verkäufer. Doch das ganze System kann sich nur halten, weil Milliarden Menschen vom Fußball träumen und durch ihre Leidenschaft diese ungeheuerliche Maschine am Leben halten. Belgien war als Kandidat nicht lächerlich. Weniger jedenfalls als Großbritannien, das nur zwei Stimmen erhielt. Es war ein schöner Traum, der unter dem Gewicht des Geldes und des Erdöls zerdrück wurde.
La Libre Belgique fügt hinzu: Die Fifa hat zweifelsohne Russland auserkoren, weil dieser Teil Europas, seitdem er von den kommunistischen Dämonen befreit ist, von großem geopolitischen Interesse ist. Russland muss sich jetzt dieses Geschenks würdig zeigen. Doch daran darf man zweifeln.
Das Geld war ausschlaggebend
La Derniere Heure ergänzt: Russland ist immerhin das größte Land der Welt mit einem echten Fußball-Hintergrund. Das Geld war ausschlaggebend. Die Russen haben Zeit und Mittel, um alle Infrastrukturen zu errichten, die ihnen heute noch fehlen. Katar ist kleiner als Belgien und besitzt keine Fußballkultur, wohl aber gewaltige Einkünfte aus seinen Ölquellen.
Het Laatste Nieuws behauptet: Die Beschlüsse des Weltfußballverbandes sind immer vorhersehbar. Er entscheidet sich stets für Länder, die Geld anbieten. Kein Mutterland des Fußballs kann sich gegen Petrodollars behaupten. Das kleine Emirat Katar hat noch nie an einem Sportereignis teilgenommen. Man hat sich auch bestimmt nicht auf Grund seiner sportlichen Ausstrahlung für dieses Land entschieden.
Blatter regiert im Kreml
Het Belang van Limburg vertritt die Meinung: Die FIFA entschied sich nicht zufällig für Russland, das alle Bedingungen des Weltfußballverbandes gehorsam ausführen wird. Die Visum-Regeln werden abgeschafft, und die FIFA braucht auf die Eintrittspreise keine Steuern zu bezahlen. Im Kreml wird im Sommer 2018 nicht Putin, sondern Sepp Blatter regieren.
Gazet Van Antwerpen befasst sich mit den Folgen dieser Entscheidung für Belgien. Vier Jahre lang hat Belgien auf die Austragung des größten Sportereignisses der Welt gehofft. Die Politiker und die Fußball-Verantwortlichen haben in den drei letzten Jahren viele große Pläne vorgestellt. Sie sind jetzt die große Herausforderung. Sie dürfen die schönen Modelle nicht verstauben lassen. Ein Land ohne Weltmeisterschaft ist kein Drama. Ein Land ohne moderne Sportinfrastruktur ist das wohl.
Die Armee muss Obdachlosen helfen
Hunderte Asylbewerber und Obdachlose mussten die ersten eisigen Wintertage auf der Straße verbringen. De Standaard nennt das ein beschämendes Spektakel. Zum zweiten Jahr hintereinander konnte Belgien nicht verhindern, dass Menschen im Frost unter freiem Himmel schlafen mussten. Dass sagt viel über das Unvermögen der Politiker dieses Landes. Es hätte längst geregelt sein müssen, wer sich präzise um die Aufnahme dieser Menschen kümmern muss. Jetzt macht einer den anderen verantwortlich. Das ist rundheraus beschämend. Schon seit drei Jahren hat man nicht die Konsequenz aus der Feststellung ziehen können, dass in diesem Lande Nord und Süd sich über zu wenig Dinge einig sind, um eine gemeinsame Politik entwickeln zu können. In Belgien können keine Entscheidungen mehr getroffen werden.
Het Nieuwsblad kommentiert das Zögern des christdemokratischen Verteidigungsministers De Crem, die Armee mit der Aufnahme der Obdachlosen zu beauftragen. Er müsste sich etwas mehr bewusst werden, dass er in einer christlichen Partei ist. Eigentlich hätte er keinen einzigen Lastwagen mehr in den Kasernen lassen dürfen. Der Transport und die Unterbringung von Menschen, die in eisiger Kälte übernachten, wären eine humanitäre Mission im eigenen Lande. De Crem bezeichnet doch gewöhnlich den humanitären Auftrag bei militärischen Einsätzen im Ausland als Markenzeichen unserer Streitkräfte.
Bild: epa