Der Fußball und das Wetter teilen sich heute die Titelseiten der Inlandspresse. Mit dem Wetter ist natürlich das Schneechaos gemeint, das gestern Abend den Berufsverkehr weitgehend lahmlegte und dem heute zahlreiche Zeitungen ihre Titelseiten widmen.
Fußball-WM: Belgiens Chancen sind gering …
Die Kommentare gelten überwiegend König Fußball, bzw. der für heute in Zürich erwarteten Entscheidung der FIFA, welches Land im Jahre 2018 die Fußballweltmeisterschaft organisieren wird. Die besondere Aufmerksamkeit rührt natürlich daher, dass Belgien zusammen mit den Niederlanden seine Kandidatur gestellt hat.
Dazu heißt es in Le Soir, diese Bewerbung hat angesichts der starken Konkurrenz von England, Russland und dem anderen Duo, Spanien und Portugal, nur sehr wenig Chancen. Ausgeschlossen ist allerdings nichts. Selbst wenn nichts daraus werden sollte, hat sie zumindest das Verdienst, zu zeigen, dass derjenige, der auf internationaler Ebene mitzählen will, und das gilt nicht nur für den Fußball, Ehrgeiz, Ideen und enormes Selbstvertrauen an den Tag legen muss.
… doch haben wir einige Trümpfe
In ähnlichem Sinne äußert sich auch La Derniere Heure, wenn sie schreibt, selbst wenn der Traum nicht in Erfüllung geht, hat diese Kandidatur der Welt doch gezeigt, dass unser Land noch besteht. Als Pluspunkte für Belgien und Holland wertet die Zeitung u.a. die Tatsache, dass beide Länder bei der Organisation des Euro 2000 wichtige Erfahrungen gesammelt haben, dass Brüssel europäische Hauptstadt ist und dass die Stadien, in denen die Spiele stattfinden würden, relativ nahe beieinander liegen.
Kann Belgien sich eine WM überhaupt leisten?
Het Nieuwsblad zufolge würde Belgien bei einem Zuschlag durch die FIFA funkelnagelneue Stadien bauen müssen, von denen man sich fragen muss, ob sie nach der WM noch sinnvoll zu gebrauchen sind. In Zeiten finanzieller Krise hat ein Land wie Belgien sicherlich andere Prioritäten als die Fußballweltmeisterschaft. Andererseits wäre dieses Weltereignis in unserem Land eine willkommene Gelegenheit, unser lädiertes Image ein wenig aufzupolieren. Vielleicht würde es im eigenen Land bei der Bevölkerung sogar so etwas auslösen wie Glück, Stolz und nationale Identität.
Auch La Libre Belgique geht in ihrem Leitartikel auf dieses Thema ein mit der Aufforderung: Wir müssen an unseren guten Stern glauben. Die institutionelle und politische Krise spricht natürlich nicht für unsere Kandidatur, doch, aufs eigene Land bezogen, wäre die Organisation einer WM sicherlich eine große Chance, nicht zuletzt, weil sich dadurch im Zusammengehörigkeitsgefühl der Belgier einiges zum Guten wenden könnte.
Auch L'Avenir würde sich über die Austragung der Fußball-WM in unseren Stadien freuen, auch wenn die wirtschaftlichen und touristischen Auswirkungen weitaus weniger wiegen als die damit verbundenen Kosten.
Schnee und Eis lenken Aufmerksamkeit auf Asylbewerber
Verschiedene Zeitungen verbinden den drastischen Wintereinbruch mit dem Thema Asylpolitik. Wichtigster Anlass dazu ist die Tatsache, dass zur Zeit mehrere Tausend Asylbewerber trotz Schnee und Frost kein Dach über dem Kopf haben.
Dazu heißt es in De Morgen, das Thema Asyl ist hierzulande sehr wettergebunden. Plötzlich finden Politiker, die sich sonst nie darum kümmern, dass es doch ein Skandal ist, wenn Familien in eisiger Kälte die Nacht draußen verbringen müssen. Menschliche Gefühle kommen bei vielen wohl erst, wenn die Temperaturen unter null sinken. Dann wird den Betroffenen plötzlich alles versprochen, obwohl die Fakten eher das Gegenteil beweisen. Tatsache ist nach Ansicht der Zeitung, dass die Regierung Leterme die Situation der Asylbewerber nie in den Griff bekommen hat.
Wir sind das beste Asyl-Land der Welt
Ganz anderer Meinung ist in dieser Hinsicht Het Laatste Nieuws, das Belgien als das beste Asyl-Land der Welt bezeichnet. Wer von gleich wo auf der Welt zu uns kommt, wird irgendwann Unterschlupf finden. Solange der Asylantrag läuft, ist man ein bis zwei Jahre legal hier, man bekommt einen Anwalt auf Staatskosten, man kann gratis zum Arzt gehen und die Kinder zur Schule schicken. Spätestens nach fünf Jahren gilt es als ausgeschlossen, noch jemanden auszuweisen. Dann wird man regularisiert und schließlich erhält man die belgische Staatsangehörigkeit. Kein Wunder, dass so viele nach Belgien wollen. Zu verdanken haben wir das, der Zeitung zufolge, den Staatssekretären Wathelet und Courard, die hierzulande für die Asylpolitik zuständig sind.
Im gleichen Zusammenhang schreibt Het Belang van Limburg, Courard habe den obdachlosen Asylbewerbern zunächst ausschließlich Kasernen in Flandern zur Verfügung stellen wollen. Wallonische Kasernen kamen deshalb nicht in Frage, weil die örtliche Bevölkerung sich widersetzte. Daraus schlussfolgert die Zeitung, dass die Frankophonen zwar viel über eine humane Asylpolitik reden, doch wenn es darauf ankommt, sind es die Flamen, die es richten müssen.