"König Nadal", titelt einfach Le Soir zu einem Foto des strahlenden spanischen Tennisstars mit dem Pokal in den Händen. "Nadal krönt sich zum Rekordchampion", schreibt das GrenzEcho. "Australian Open: Rafael Nadal, ein großer und meisterlicher 21. Titel", jubelt L'Avenir. "Rafael Nadal verbessert historischen Tennis-Rekord", liest man bei De Standaard.
Neben Tennis beherrschen auch viele Schlagzeilen zu den Fußballergebnissen aus der 1. Division A und zur Radcross-Weltmeisterschaft die Titelseiten. Die Leitartikel befassen sich jedoch mit anderen Themen.
"Money time"
Es wird eine entscheidende Woche für die Föderalregierung, kommentiert Het Belang van Limburg. Wenn das Gekabbel über die Senkung der Energierechnungen der Bürger nicht zu konkreten Maßnahmen führt, dann ist die Blamage für die Vivaldi-Koalition komplett. Es ist "Money time", Zeit zu liefern, wie es der Groen-Fraktionschef Wouter De Vriendt formulierte. "Money time" (etwa: Zeit, das Geld auf den Tisch zu legen) ist es für die belgischen Familien aber schon seit Monaten. Das Leben ist in den letzten zwölf Monaten um 7,6 Prozent teurer geworden. Vor allem die Energiepreise sind dafür verantwortlich. An den Ursachen dafür können wir relativ wenig ändern, außer uns vorzuwerfen, dass wir zugelassen haben, so abhängig von der Mafia-Diktatur Wladimir Putins zu werden. Aber die Föderalregierung verfügt über ausreichend Instrumente, um das Leid der belgischen Familien zu mildern: niedrigere Akzisen, Subventionen für die Familien, eine Senkung der Mehrwertsteuer. Die Diskussion über eine Mehrwertsteuersenkung für Energie steht in schrillem Kontrast zur Geschwindigkeit, mit der damals die Unterstützungen für Firmen wegen der Coronakrise beschlossen wurden. Aber jetzt, wo etwas für die Familien getan werden soll, wird plötzlich mit Sorge auf den Haushalt geschaut, giftet Het Belang van Limburg.
Le Soir greift die Wahl Sergio Mattarellas zum Staatsoberhaupt Italiens auf nach sage und schreibe acht Wahlgängen. Regierungsparteien, die sich gegenseitig zerfleischen, die kurzfristigen Erwägungen den Vorrang vor Reformen geben, die mehr über die Form als über den Inhalt streiten, die immer zuerst an ihre Wähler anstatt an die Bürger denken, die vor allem über die Sozialen Medien miteinander sprechen, die im permanenten Wahlkampf sind - na, erinnert Sie das an etwas?, holt Le Soir zum deutlichen Seitenhieb auf die belgische Regierung aus.
Die Verärgerung wächst
Die Bevölkerung ist erschöpft, schreibt La Libre Belgique. So wie auch die Vivaldi-Regierung. Die Wochen vergehen, ohne dass die Koalitionspartner es schaffen, die Einigungen des letzten Jahres zu konkretisieren. Es ist zwar schön und gut, dass unter anderem die Energiekrise nicht mit einem Notbehelf gelöst werden soll, sondern mit einer langfristigen Perspektive vor Augen. Das Problem ist aber, dass die ermattete, von widerstreitenden Ideologien zwiegespaltene Vivaldi-Regierung keine Zeit mehr hat, sie steht mit dem Rücken zur Wand. Es gibt Qualität und engagierte Minister in dieser Regierung, das steht außer Frage, aber die Unfähigkeit, zu Entscheidungen zu kommen, wird langsam unerträglich. Die Verärgerung darüber in der Bevölkerung und in der Wirtschaft wächst und vergrößert die bereits vorhandenen Risse in der Gesellschaft. Die Regierung muss dringend zeigen, dass sie sich noch einmal aufraffen kann, warnt La Libre Belgique.
De Standaard befasst sich im Energie-Kontext mit dem Thema grüner Wasserstoff. Diese Woche wird in Oman eine Entscheidung fallen, die sich langfristig als viel wichtiger für unsere Energierechnungen erweisen könnte, als das, was unsere Regierung zur Senkung der Rechnungen beschließen könnte oder nicht. Unter der Leitung des Königspaars soll eine Delegation belgischer Industrieller eine Vereinbarung bekräftigen über die Produktion und Lieferung grünen Wasserstoffs. Oman verfügt über die dazu notwendige Sonne und Wind, Belgien über die benötigte Technologie. Mit seiner Infrastruktur, seiner Expertise und seinen Industrie-Akteuren hat Belgien hier viele Trümpfe in der Hand, um sich strategisch auf dem sich entwickelnden Markt positionieren zu können. Die politisch Verantwortlichen müssen diese Trümpfe aber ausspielen – im Interesse unserer Wirtschaft, des Klimas und letztendlich auch unserer Energierechnungen, fordert De Standaard.
"Anti-Randalierer-Gesetz" und unabhängige Zählungen
La Dernière Heure kommt auf einen Vorschlag des Brüsseler Bürgermeisters Philippe Close zurück. Der hat angeregt, ob sich, nach dem Vorbild des erfolgreichen Vorgehens gegen Fußball-Hooligans, Randalierer in Zukunft während Demonstrationen in den zuständigen Polizeikommissariaten melden müssen. Die Liga für Menschenrechte bezweifelt, dass das Fußballgesetz auf Demonstrationen angewandt werden sollte. Die Freiheit zu demonstrieren, seine Meinung zu äußern, sei ein unveräußerliches Recht, das von der belgischen Verfassung geschützt werde. Aber gibt es eine Freiheit zu randalieren? Natürlich müsste man extreme Vorsicht walten lassen zum Schutz der individuellen Freiheiten und von Fall zu Fall entscheiden, was kompliziert würde, meint La Dernière Heure.
Mit dem konkreten Anlass für die Gedankenspiele des Brüsseler Bürgermeisters, den Demonstrationen gegen die Corona-Politik, beschäftigt sich L'Avenir: 1.551 Menschen sind gestern zum siebten Mal in zwei Monaten in der Hauptstadt marschiert. Dabei gab es eine belgische Premiere: Zum ersten Mal ist die Zählung der Teilnehmer von einem spezialisierten Meinungsforschungsinstitut durchgeführt worden – auf Initiative der RTBF und des Verlagshauses IPM, zu dem auch L'Avenir gehört. Damit müssen sich die Medien bei der Berichterstattung nicht mehr verrenken angesichts der manchmal geradezu absurden Unterschiede der Zählungen der Polizei und der Veranstalter selbst. Damit können sie besser ihre Aufgabe erfüllen: über Tatsachen zu berichten. Das ist unerlässlich in dieser Zeit, in der ein Teil der Bevölkerung den Medien so viel Misstrauen und Feindseligkeit entgegenbringt. Die Kollegen der RTBF mussten gestern ihrer Informationspflicht im Beisein von Leibwächtern nachkommen, unterstreicht L'Avenir.
Boris Schmidt