"Die COP26 – Zwei Wochen, um das Schlimmste zu verhindern", so die große Überschrift bei La Libre Belgique. "Glasgow, ein entscheidender Klimagipfel – aber liefert er auch was ab?", fragt De Standaard. "Weltklimagipfel: Es steht viel auf dem Spiel – noch keine Einigung in Belgien", liest man beim GrenzEcho auf Seite eins.
Dass es in Sachen Bekämpfung des Klimawandels 5 vor 12 ist, weiß man nicht erst seit gestern, kommentiert das GrenzEcho. Dennoch leistet Belgien sich den Luxus, ohne eine klare Absprache zur Verteilung der Lasten zwischen den verschiedenen Regionen des Landes nach Glasgow zu reisen. Zu allem Überfluss bildet die vielköpfige belgische Delegation das Bild der Uneinigkeit zwischen dem Süden des Landes plus Brüssel und Flandern ab.
Dass es Sinn macht, schonender mit den Ressourcen umzugehen, dürfte jedem einleuchten. Und dass es nicht gut sein kann, fossile Brennstoffe auszugraben und zu verfeuern, kann man ebenso nachvollziehen. Gut zu Gesicht stehen würde Europa, wenn es bei den nachhaltigen Technologien vorneweg marschieren würde. Denn dass Ökologie und Ökonomie im Widerspruch stehen, gehört zum alten Denken, das schnell überwunden werden sollte, so das GrenzEcho.
Die föderale Klimaministerin Zakia Khattabi hat ihren Plan für Glasgow seit drei Wochen fertig, erinnert Het Belang van Limburg. Sie ist die Ansprechpartnerin für Belgien beim Gipfel, sie kann allerdings nicht im Namen Belgiens sprechen. Unsere vier Klimaminister haben sich nämlich nicht einigen können – es muss noch immer auf das langsame Flandern gewartet werden, unterstreicht Het Belang van Limburg.
Bei den Treibhausgasen kräftig auf die Bremse treten
Die extremen Klimaphänomene des vergangenen Jahres unterstreichen die Wichtigkeit des Gipfels, meint L'Avenir. Sicher, Naturkatastrophen hat es immer gegeben – aber sie werden immer häufiger, intensiver und zerstörerischer. Und sie treffen nicht mehr nur Länder, die für uns weit weg scheinen. Der Klimawandel ist definitiv da.
Eine der Herausforderungen des Gipfels ist also schon nicht mehr, das Schlimmste zu verhindern, sondern sich ihm anzupassen. Hoffen wir auch, dass den ärmeren Ländern die finanziellen und technologischen Mittel gegeben werden, um sich ebenfalls anzupassen. Das Klima scheint bei den Auswirkungen seines Wandels auf das Gaspedal treten zu wollen. Es ist unerlässlich, dass dieser Gipfel beim Ausstoß der Treibhausgase wirklich kräftig auf die Bremse tritt, fordert L'Avenir.
Die COP26 wird nicht erlauben, die Klimaziele von Paris zu erreichen, schreibt Le Soir. Weder bei der Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad noch bei der finanziellen Hilfe für die Länder, die der Klimawandel am meisten gefährdet. Dennoch: Nur zu klagen hilft nicht, die nächsten zehn Jahre wird sich entscheiden, ob unser Planet noch unwirtlicher wird, noch ungerechter – oder ob die Menschen anfangen werden, die Wunden zu heilen. Gott sei dank haben sich immer mehr entschlossen, zu handeln, um zu retten, was zu retten ist. All diesen Menschen sagen wir: Trotz der Unzufriedenheit, der Wut und der Entmutigung müsst Ihr bereit sein, den Kampf weiterzuführen. Denn: Jedes Zehntel Grad zählt, appelliert Le Soir.
Konstruktives Handeln und Ehrgeiz
Die wichtigste Herausforderung zu diesem Zeitpunkt ist, den Kurs zu halten, betont La Libre Belgique. Der Klimawandel verlangt schwierige Beschlüsse von allen Ebenen, riskante Entscheidungen, die das Leben der Menschen stark beeinflussen können. Der Wandel rüttelt auch an den Fundamenten unserer kapitalistischen und industriellen Gesellschaften. Der Wandel wird auch Verzicht notwendig machen. Dieser freiwillige Verzicht jetzt wird aber sicher weniger schmerzhaft sein als der Verzicht, zu dem wir gezwungen sein werden, wenn wir jetzt nicht handeln. Egal, was kommt, wir sind dazu verdammt, uns vorwärts zu bewegen, ist La Libre Belgique überzeugt.
Die gegenwärtige Situation kann zu verschiedenen Reaktionen führen, glaubt L'Echo: zum Beispiel Resignation oder Wut. Was wir brauchen, ist aber konstruktives Handeln und Ehrgeiz. Wir müssen eine konkrete wünschenswerte Zukunft entwerfen. Es werden tiefgreifende Veränderungen notwendig sein, die unsere Art und Weise zu leben betreffen werden. Damit der große Wandel gelingt, müssen erhebliche Mittel mobilisiert und Maßnahmen vorgesehen werden.
Wir dürfen nicht warten auf neue technische Innovationen – die notwendigen Technologien existieren nämlich bereits. Und wir dürfen auch nicht darauf warten, dass die anderen großen Verschmutzer uns den Weg weisen. Belgien muss sich der Spitzengruppe der Energie-Revolution des 21. Jahrhunderts anschließen, wünscht sich L'Echo.
Klimahemmungen überwinden
Für De Morgen ist Optimismus eine moralische Pflicht – auch in puncto Klima-Herausforderungen. Die Europäische Union kann mit ihrem "Green Deal" zu Recht ehrgeizig auspacken beim Klimagipfel. Das ist aber nur die halbe Miete, denn die nationalen Regierungen müssen diese hübschen Pläne in konkrete Politik verwandeln. Die Angst vor Widerstand bei den Bürgern ist groß. Überall stehen die Populisten bereit, um die Früchte eines solchen Widerstands zu ernten.
Die aktuelle Energiekrise und die auch daraus resultierende steigende Inflation sind wichtige Tests. Wenn es den politisch Verantwortlichen nicht überzeugend gelingt, die Bürger gegen die größten finanziellen und wirtschaftlichen Risiken des Energiewandels zu schützen, dann wird es um das zukünftige Vertrauen schlecht bestellt sein. Dennoch ist es notwendig, dass die Politiker ihre Klima-Hemmungen überwinden. Ja, zu handeln wird etwas kosten – nichts zu unternehmen wird aber noch mehr kosten. Die Politik muss einen verlässlichen Plan zur gerechten Verteilung der Kosten und Belastungen auf den Tisch legen. Und zwar nicht nur hinsichtlich der eigenen Gesellschaften, sondern auf die ganze Welt bezogen, mahnt De Morgen.
Boris Schmidt