Die innenpolitische Situation, der Nato-Gipfel in Lissabon und die geschätzten Kosten der schweren Überschwemmungen vom letzten Wochenende sind heute einige der Aufmacher und Kommentarthemen der belgischen Inlandspresse.
Vandenbroucke: „Faut que ça bouge“
De Morgen veröffentlicht heute ein Interview mit SP.A Spitzenpolitiker Frank Vandenbroucke. Im Gespräch mit der Zeitung präsentiert der flämische Sozialist seine Vision für einen Ausweg aus der politischen Sackgasse. Vandenbroucke appelliert dabei an die französischsprachigen Sozialisten der PS. Die müssten ihre defensive Haltung aufgeben und es wagen den Weg von Reformen einzuschlagen. Gleichzeitig müssten die flämischen Nationalisten der N-VA bereit sein, den Französischsprachigen Sicherheitsmechanismen anzubieten, damit die nicht den Eindruck haben, gerupft zu werden.
Im Leitartikel meint das Blatt, dass Frank Vandenbroucke eine klare Botschaft für die PS parat habe. Es müsse Bewegung in die Dinge kommen: „Il faut que ça bouge“. Das Gleiche gelte für ein progressives Flandern. Nur so komme man voran. Wer immer auf dem Status Quo bestehe, der werde nie weiter kommen und Fortschritte machen. Aus diesem Grund sieht Vandenbroucke die PS jetzt in der Verantwortung. Gelingen oder Missglücken der anstehenden Regierungsbildung werde entscheidend vom Verhalten der PS abhängen.
Nato-Gipfel
La Libre Belgique macht heute mit dem Nato-Gipfel in Lissabon auf. Die Bündnispartner würden heute und morgen bei ihrem Treffen einen schrittweisen Rückzug aus Afghanistan ins Visier nehmen und das strategische Konzept der Nato neu definieren. Im Leitartikel heißt es dazu, dass sich auf der einen Seite 150.000 Soldaten und unter ihnen 500 Belgier in einen Krieg verstrickt sehen, bei dem es keine Gewinner und keine Verlierer gebe. Dem gegenüber stehe die Theorie: ein elfseitiges Dokument, das das neue strategische Konzept der Nato definiert. Doch wird über dieses wichtige Treffen in der belgischen Öffentlichkeit genügend geredet, fragt sich der Leitartikler. Es sei anormal, dass das neue strategische Konzept des Bündnisses bis jetzt vertraulich geblieben sei und dass kein Parlamentarier hierzulande vorab von seinem Recht auf Kritik hat Gebrauch machen können. Aber das sei wohl der Gang der Demokratie, so der Kommentar.
Schadensbilanz
Le Soir macht heute mit den vorläufigen Kosten auf, die durch die Überschwemmungen vom letzten Wochenende entstanden sind. Die Brüsseler Tageszeitung beziffert die vorläufige Schadensbilanz mit 180 Millionen Euro. Dies aber seien nur vorläufige Zahlen.
Den Leitartikel widmet auch Le Soir heute dem NATO-Gipfel in Lissabon. Das Treffen der 28 Staats- und Regierungschefs aus den Nato-Ländern sei äußerst wichtig, kommentiert auch die Brüsseler Tageszeitung. Das strategische Konzept des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses sei seit 1999 nicht mehr aktualisiert worden. Und auch Le Soir bindet die Zukunft der Nato im Leitartikel eng an den Afghanistaneinsatz. Jetzt, wo das Bündnis über seine Zukunft nachdenke, sei es wichtiger denn je, die Lehren aus dem Nato-Einsatz in Afghanistan zu ziehen. Es dürfe nicht sein, dass die Nato erneut an einem Krisenherd zum Einsatz kommt, ohne eine Rückzugsstrategie zu haben.
GM zurück an die Börse
Die Wirtschaftsblätter L'Echo und De Tijd haben heute beide die Rückkehr des Automobilherstellers General Motors an die Börse auf der Titelseite. L'Echo informiert zudem über den wachsenden Steuerdruck in Belgien und De Tijd verweist auf der Titelseite auf die hohen Kosten für Eigenheime, die hierzulande im Verhältnis zu Mietpreisen oder Einkommen weltweit zu den teuersten gehören.
„Farbfernsehen“
De Standaard titelt heute auf Seite 1 zu Quoten, die sich die flämische Rundfunk- und Fernsehanstalt VRT auferlegt. Mehr Frauen und mehr Farbige müssten bei der VRT kurzfristig auf den Bildschirmen zu sehen sein.
Auch Het Nieuwsblad greift im Leitartikel heute das Vorhaben der VRT auf, bei den Präsentatoren und Gästen von Fernsehsendungen zukünftig mehr Farbe ins Spiel zu bringen. Wenn das Fernsehen, so meint das Blatt im Leitartikel, unser Fenster zur Welt sei, dann sei doch wohl immer noch nur ein Stückchen der Welt zu sehen. Man brauche Farbfernsehen, damit das Flandern, das man auf dem Bildschirm sieht, mehr dem Flandern gleiche, dem man im Straßenbild begegnet.
Herausforderung
Im Leitartikel geht De Standaard heute auf die enorme Herausforderung ein, der sich Europa im Finanzbereich zu stellen hat. Nach Griechenland sei nun Irland zu einer für Europa bedrohlichen Gefahr geworden. Die sei zwar erst einmal abgewendet, doch müsse deutlich sein, dass Europa auf der Welt-Finanzbühne äußerst verletzlich ist, wenn es intern keine Einigkeit gibt. Die wirtschaftliche Logik verlange, dass Länder, die die Spielregeln nicht einhalten, bestraft und sanktioniert werden. Für den Leitartikler steht fest: Soll der Euro überleben, dann ist der einzig sinnvolle Weg das Verstärken der politischen Komponente der Währungsunion.
Run auf Hypothekenkredite
L'Avenir titelt heute zum rasant gestiegenen Interesse an Hypothekenkrediten. Niedrige Zinsen machten die interessant meint die Zeitung. Die getroffenen Maßnahmen um die Baubranche zu stimulieren, würden jedenfalls inzwischen Früchte tragen, meint das Blatt.
Gazet Van Antwerpen schließlich titelt auf Seite 1 heute zur stark gestiegenen Zahl von Autoeinbrüchen in Flandern.
Archivbild belga