Für Le Soir ist Vande Lanotte der Mann der letzten Chance. Er wird seinen Auftrag ausführen, solange er Fortschritte machen kann. Er will das Problem des Finanzierungsgesetzes lösen oder sein Scheitern feststellen und zu Neuwahlen schreiten. Auf jeden Fall will der Vermittler nicht Premierminister werden. Vor allem die flämischen Parteien sind pessimistisch.
L'Avenir notiert: Seitdem Vande Lanotte den Auftrag des Königs angenommen hat, verlaufen die Verhandlungen sehr diskret. Die Sachverständigen arbeiten, und es gibt viele bilaterale Gespräche. Vande Lanotte kennt sich auf dem Gebiet aus. Er hat selbst drei Staatsreformen mitgemacht. Er ist dabei, zum Lieblingskind des Landes zu werden. Er ist einer der wenigen, die den Föderalstaat Belgien noch retten können.
Vande Lanotte wird nicht Premierminister
De Standaard warnt: Auch wenn es dem Vermittler gelingen sollte, ein Abkommen über das Finanzierungsgesetz zu erzielen, steht noch nicht fest, dass er auch die Verhandlungen über B.H.V und die Staatsreform führen wird. Auf jeden Fall wird er nicht Regierungschef. Seine Partei, die SP.a, erzielte nur 15 Prozent der Stimmen. Mit einem solchen Resultat kann sie nicht den Premierminister stellen.
De Morgen unterstreicht: Vande Lanotte macht Fortschritte. Er hat das Format und die Bescheidenheit eines guten Vermittlers. Psychologisch ist er keine Bedrohung für die beiden Wahlsieger Di Rupo und De Wever. Er hat keine Ambitionen und das schafft einen anderen Rahmen als ein Duell zwischen Di Rupo und De Wever.
Het Laatste Nieuws erklärt: Wenn Vande Lanotte B.H.V spaltet und ein Abkommen zwischen den Gemeinschaften erzielt, könnte er weiter machen und einen zweiten und dritten Teil eines Regierungsabkommens aushandeln. Einen sozial-wirtschaftlichen Teil mit Einsparungen von 22 Milliarden Euro und einen gesellschaftlichen Teil mit Abkommen über die Einwanderungspolitik. Dann könnte Vande Lanotte zum Regierungsbildner werden, der ein Kabinett für sich selbst oder für Di Rupo zusammenstellt.
Het Nieuwsblad glaubt sogar, dass Vande Lanotte eine Chance hat. Augenblicklich will niemand provozieren und nur wenige Informationen sickern durch. Niemand stellt die Kompetenz des Vermittlers in Frage. Doch es gibt keine Garantie für den Erfolg. Er hängt von den beiden Politikern ab, die die Hauptrolle spielen: De Wever und Di Rupo. Ein Abkommen kommt nur zustande, wenn sie ein Abkommen wollen. Wenn sie schon Neuwahlen vorbereiten, kann Vande Lanotte nichts ausrichten.
Neuwahlen sind nicht auszuschließen
La Libre Belgique weist darauf hin, dass der Vermittler nicht kurzfristig mit Neuwahlen rechnet. Doch in den anderen Lagern schätzt man seine Erfolgsaussichten nur sehr gering ein. Die N-VA hat schon erklärt, die Revision des Finanzierungsgesetzes, an der er arbeitet, werde wahrscheinlich von den Frankophonen oder von den flämischen Nationalisten abgelehnt. Auch die Spaltung von B.H.V ist noch nicht beschlossen. Die Vorschläge des Vermittlers finden keine Zustimmung. Anfang der kommenden Woche wird man sehen, ob Vande Lanotte erfolgreich ist oder ob er scheitert.
Gazet Van Antwerpen behauptet: Alle Parteien geben Vande Lanotte noch etwas Zeit. Das kann zweierlei bedeuten: entweder sie glauben, dass er tatsächlich in der Lage ist, Kompromisse zu finden und sie wollen ihm dazu die Gelegenheit geben. Oder sie spielen Poker. Sie glauben vielleicht nicht an einen Erfolg von Vande Lanotte, doch sie überlassen es ihm, die Konsequenzen zu ziehen. Dann braucht niemand die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen und für Neuwahlen zu tragen.
De Tijd ist pessimistisch. Es gibt keinen Weg zurück. Die politischen Parteien bereiten sich auf Neuwahlen vor und dadurch werden sie unvermeidlich. Sobald sich die Parteien profilieren wollen, ist jeder gemeinschaftspolitische Kompromiss unmöglich. Genau das hat sich heimlich schon ereignet. Selbst die größten Optimisten schließen Neuwahlen nicht mehr aus.
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