"Nach dem Regen kommt noch mehr Regen", prognostiziert düster Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Die Möglichkeiten, um sich künftig besser gegen solche Klimakatastrophen zu schützen", titelt sinngemäß La Dernière Heure. "Das Bauen in Risikogebieten muss gestoppt werden", so die Schlagzeile bei De Morgen.
Die Überschwemmungen der vergangenen Tage und deren Folgen sorgen erneut für mehrere Aufmacher in den Tageszeitungen. Auch in den Kommentarspalten spielt das Thema eine Rolle. Dabei geht es vor allem um die Konsequenzen, die aus den Katastrophen gezogen werden sollten.
"Eine Untersuchungskommission muss her", fordert dabei Le Soir. Die Zeitung findet: Die Opfer der Überschwemmungen haben ein Recht, dass die ganze Sache aufgearbeitet wird. Am besten sollte das im Parlament geschehen. In der wallonischen Volksvertretung hat die CDH bereits einen offiziellen Antrag auf die Einrichtung einer Untersuchungskommission gestellt. Vertreter der Regierungsparteien PS, MR und Ecolo haben den Vorstoß begrüßt.
Klar, es muss noch geklärt werden, was genau diese Kommission untersuchen soll. Aber dass so eine Kommission gute Ergebnisse erzielen kann, die auch wirken, hat die Nethys-Affäre gezeigt. Etwas zäh, aber letztlich doch sind die Vorschläge der Untersuchungskommission zur Neuordnung von Nethys umgesetzt worden. Wenn man will, ist das möglich, gibt sich Le Soir hoffnungsvoll.
Erwartungen der Menschen sind hoch
Dass die Aufgabe einer solchen Kommission aber nicht einfach sein wird, macht das GrenzEcho deutlich: Die Erwartungen an die Politik sind hoch. Diese Erwartungen so zu managen, dass die Menschen nach der Katastrophe besser leben können als vorher, wird noch viel schwieriger werden. Denn alles eins zu eins wieder aufzubauen, wäre erstens nicht klug und es würde, zweitens, den Betroffenen nicht nachhaltig helfen. Diese wahrscheinlich oft auseinanderklaffenden Erwartungen zu erfüllen, wird schwer, betont das GrenzEcho.
De Morgen kommentiert: Flandern hat noch einmal Glück gehabt. Die Schäden durch Starkregen halten sich in unserem Landesteil in Grenzen. Aber die Überschwemmungen, die in der Wallonie für so große Verheerungen gesorgt haben, haben Flandern nur durch Zufall verschont. Sie hätten auch uns treffen können. Sie sind ein Warnschuss.
Jetzt ist es Zeit für mutige Politiker. Sie müssen jetzt das machen, was schon lange hätte gemacht werden sollen: Flüssen und anderen Gewässern mehr Raum geben, Grünflächen schützen, Überlaufbecken anlegen, betonierte Flächen wieder aufreißen. Der Klimawandel lässt uns keine Wahl. Die Zeit für halbherzige Maßnahmen ist vorbei, findet De Morgen.
Kassen für Maßnahmen sind leer
La Dernière Heure hingegen rät dazu, einen "kühlen Kopf" zu bewahren und führt aus: Von allen Seiten heißt es jetzt, es müsse wieder aufgeforstet werden, neue Grünanlagen müssten her, die Gewässer brauchten mehr Platz. Aufreißen des Betons, neue Hecken, neue Felder, neue Grasflächen. Alles schön und gut. Wer könnte schon "Nein" sagen zu solch schönen Plänen auf dem Papier?! Doch die Wirklichkeit sieht nun einmal so aus, dass die Kassen leer sind in der Wallonie.
Von jetzt auf gleich die Welt zu verändern, wird nicht gehen. Zunächst muss es deshalb heißen: Wir müssen lernen, mit solchen Katastrophen zu leben. Und wir müssen aufhören, so weiterzuleben, wie bisher. Das wäre bereits ein guter Anfang, schlussfolgert La Dernière Heure.
De Tijd beschäftigt sich mit dem Beschluss der flämischen Regierung, die Ausschüttung staatlicher Fördergelder in Flandern alle fünf Jahre auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen: Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber ein ganz kleiner, urteilt die Wirtschaftszeitung. Das wird nicht dazu führen, dass der Strom von 13 Milliarden Euro staatlicher Fördergelder teilweise trockengelegt wird, was eigentlich notwendig wäre. Eigentlich müssten staatliche Förderungen jedes Jahr auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden. Denn grundsätzlich sind sie eher schädlich für eine Gesellschaft: Sie verhindern die Marktdynamik, erhalten den Status Quo und bremsen eine kreative Erneuerung aus, meint De Tijd.
Immer noch zu schnell unterwegs
L’Avenir schließlich hat viel Sympathie für eine Staatsanwaltschaft für Geschwindigkeitsdelikte, deren Gründung Justizminister Johan Van Quickenborne gestern angekündigt hat: Trotz der zahlreichen Kampagnen gegen zu schnelles Autofahren tritt der Belgier immer noch oft, zu oft zu fest aufs Gaspedal, meint die Zeitung. 644 Menschen sind 2019 auf belgischen Straßen gestorben. Viel zu viele.
Das Institut für Straßenverkehrssicherheit Vias gibt an, dass zu hohe Geschwindigkeit immer noch Grund Nummer eins für einen Toten im Straßenverkehr ist. Das Problem anzupacken ist deshalb gut. Und dabei gilt es zu betonen, dass die Maßnahme des Ministers ja keine neuen Regeln aufstellt. Sondern lediglich dazu dienen soll, dass die bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzungen auch wirklich eingehalten werden, unterstreicht L’Avenir.
Kay Wagner