Mit dem Schrecken davongekommen
"Ein Gasleck verursacht stundenlanges Chaos" titelt heute Het Nieuwsblad. Het Laatste Nieuws hebt auf seiner Titelseite hervor, dass rund tausend Menschen in Rotselaar evakuiert werden mussten.
Het Belang van Limburg konstatiert auf Seite 1: "Rotselaar entgeht einer Katastrophe, die schlimmer gewesen wäre als Ghislenghien". Tatsächlich: Im Gegensatz zu Ghislenghien, wo am 30. Juli 2004 24 Menschen bei einer Gasexplosion getötet wurden, kam die Ortschaft Rotselaar bei Löwen gestern mit dem Schrecken davon.
Gegen 14:00 Uhr gab es einen lauten Knall. In einer neuen Gaspipeline des Betreibers Fluxys war ein Leck entstanden. Aus der Druckleitung trat eine meterhohe Gasfontäne aus. Das Ganze mit einem ohrenbetäubenden Lärm: Es habe sich angehört, als würden fünf Jumbojets gemeinsam starten, wird ein Augenzeuge in Het Nieuwsblad zitiert.
Zu einer Explosion im eigentlichen Sinne kam es nicht. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Die Ursache für den Zwischenfall ist unklar. Dennoch sitzt der Schock tief. Er werde nie wieder ruhig schlafen können, sagt ein Anwohner in Het Laatste Nieuws.
Alkolocks noch diesen Monat
Einige Zeitungen berichten heute über eine neue Maßnahme, um notorische Alkoholsünder am Steuer zur Vernunft zu bringen. Wie De Standaard und Het Nieuwsblad berichten, können Richter an Polizeigerichten künftig einen Verurteilten dazu zwingen, in seinem Wagen einen so genannten Alkolock zu installieren. Die anfallenden Kosten von bis zu 2.000 Euro müsste der Betreffende selbst tragen.
Ist ein Alkolock in einem Auto eingebaut, dann kann das Fahrzeug erst nach einem bestandenen Atemtest gestartet werden, konkret: Bei einem Alkoholspiegel unter 0,2 Promille. Die Maßnahme könnte noch in diesem Monat eigeführt werden, notierte auch De Morgen auf seiner Titelseite. Das entsprechende Gesetz wurde demnach aber schon Mitte letzten Jahres verabschiedet.
Die parlamentarischen Mühlen mahlen hierzulande nach wie vor dramatisch langsam, meint De Morgen dazu in seinem Kommentar. Hinzu kommt: Wenn das Gesetz endlich verabschiedet und veröffentlicht wurde, lassen die Ausführungsbestimmungen dann noch einmal auf sich warten. Das hat dazu geführt, dass die Alkolocks erst jetzt eingeführt werden können. Gerade im Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit sind solche Verzögerungen nicht hinnehmbar.
Kein Geld für Alkoholkontrollen
Stichwort Verkehrssicherheit: Die Verkehrspolizei schlägt Alarm, heißt es auf der Titelseite von Gazet van Antwerpen. Demnach fehlt es den Beamten an personellen und materiellen Mitteln. Alkoholkontrollen müssten naturgemäß vor alle nachts und am Wochenende durchgeführt werden. Dann seien aber die Arbeitsstunden teurer. Und dafür sei kein Geld da, sagt ein Polizeigewerkschafter.
LKW-Maut auf den Schienen?
Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr weiß De Morgen zu berichten, dass die Einführung einer LKW-Maut in Belgien offenbar näher rückt. in der kommenden Woche wollen die Ministerpräsidenten von Flandern, der Wallonie und Brüssel, Peeters, Demotte und Picqué über ein gemeinsames Vorgehen beraten.
Bislang war die Einführung einer Autobahngebühr für Lastwagen insbesondere an Einwänden aus den Niederlanden gescheitert. Jetzt will sich der flämische Ministerpräsident Kris Peeters aber darüber hinwegsetzen, unter der Voraussetzung, dass die Wallonie und Brüssel mitmachen. Der Süden des Landes hat aber schon längst seine Unterstützung für die Einführung einer belgienweiten LKW-Maut signalisiert.
Brink's Belgien auf der Kippe?
Fast alle Zeitungen beleuchten heute den Sozialkonflikt beim Geldtransportunternehmen Brink's. Die Lage hat sich in den letzten Tagen noch einmal dramatisch zugespitzt. Ein Schlichtungsversuch unter der Ägide der föderalen Arbeitsministerin Joëlle Milquet ist gescheitert. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Direktion stecken in einer Sackgasse, konstatiert unter anderem L'Echo.
Jetzt könnte die Direktion ihre Drohungen wahrmachen und das Unternehmen in Konkurs gehen lassen. In diesem Zusammenhang gibt es nur zwei Möglichkeiten, meint La Dernière Heure: Entweder die Unternehmensleitung blufft, oder Brink's Belgien geht gegen die Wand.
Erste Erfolge für Vande Lanotte
In den Verhandlungen über eine neue Staatsreform gibt es unterdessen offenbar Bewegung. Der königliche Vermittler Johan Vande Lanotte hat erste kleinere Abkommen erzielt, titelt etwa De Standaard. Demnach sollen unter anderem große Teile der Arbeitsmarktpolitik sowie die Zuständigkeiten für Mobilität und Verkehrssicherheit an die Teilstaaten übertragen werden.
Auch über eine Vergemeinschaftung des Kindergelds herrscht offenbar Einvernehmen. In den wirklich sensiblen Bereichen gibt es aber nach wie vor keine Fortschritte, meint De Standaard in seinem Kommentar. Die Gefahr von Neuwahlen noch immer nicht vollends ausgeräumt.
Koalitionsstreit über Asylpolitik
Le Soir und La Libre Belgique beleuchten ihrerseits einen handfesten Streit innerhalb der geschäftsführenden Regierung. PS und cdH liegen demnach über Kreuz in der Asylpolitik. Beide werfen sich gegenseitig Doppelzüngigkeit und Inkompetenz vor. Hintergrund ist die Entscheidung, Asylbewerber provisorisch unter anderem in ausgedienten Armeeinfrastrukturen unterzubringen.
Die Stadt Bastogne hat aber der Unterbringung von Asylbewerbern in der örtlichen Kaserne eine klare Absage erteilt und damit einen Streit in der föderalen Koalition ausgelöst. Der nüchterne Kommentar von Le Soir: Die einzige Akte, die die Regierung Leterme II neben der EU-Ratspräsidentschaft angepackt hat, erweist sich gleich als Rohrkrepierer. Das lässt doch tief blicken.
Deutschsprachiger Premier?
De Standaard schließlich bringt heute ein Interview mit dem frankophonen Karikaturisten Pierre Kroll, der ja derzeit in Eupen ausstellt. Kroll ist voll des Lobes für die Deutschsprachigen. Die seien sehr offen und pflegten einen sehr unkomplizierten Umgang mit der Sprache. In diesem Sinne seien die Deutschsprachigen ein Vorbild. Deswegen auch die Frage: Warum nehmen wir nicht einfach einen Deutschsprachigen als Premierminister?
Bild:belga