Kritik an Aussagen des Papstes
So heißt es in De Morgen: Der Papst hat die heutige Situation in Spanien mit der in den 30-er Jahren verglichen. Jeder, der auch nur ein wenig die Geschichte dieses Landes kennt, kann so etwas nicht akzeptieren. In den 30-er Jahren wütete in Spanien ein blutiger Bürgerkrieg. Ihm fielen auch viele Priester zum Opfer. Nicht wegen ihres katholischen Glaubens, sondern weil sie sich kompromisslos für die Franco-Diktatur entschieden. Man kann diese Situation nicht mit dem heutigen Spanien vergleichen, wo eine demokratisch gewählte Mehrheit die Meinung vertritt, dass die öffentliche Moral nicht länger von der katholischen Kirche diktiert werden kann.
Für die belgische Kirche, die versucht, den Glauben mit der modernen Zeit zu versöhnen, ist die Stellung des Papstes eine schlechte Nachricht. Eigentlich bestätigt der Papst, dass Erzbischof Léonard völlig auf dem Kurs der Kirche liegt und dass alle, die eine andere Meinung vertreten - in Belgien ist das eine große Mehrheit - vom wahren Glauben abgefallen sind.
Die Kirche hat großen Einfluss auf die belgische Gesellschaft
Die belgischen Bischöfe haben Erzbischof Léonard aufgefordert, bis Weihnachten keine Erklärungen mehr abzugeben, berichtet Het Laatste Nieuws. Die Zeitung kommentiert: Das ist eigentlich eine Nebensache. Es hat nicht mehr viel Bedeutung, den Erzbischof zum Schweigen zu verurteilen, weil jetzt schon jeder weiß, was er wirklich denkt. Weshalb soll er nicht weiterhin sagen dürfen, was er denkt? Es ist vielsagend, dass zahlreiche Bürger, die keine Messe besuchen und nicht zur Kirche gehören, sich über ihn ärgern und seinen Rücktritt fordern. Jetzt wollen hundertausende Mitspracherecht in einem Club, in dem sie nicht Mitglied sind. Das beweist, wie stark der Einfluss der Kirche sich bei vielen Menschen noch bemerkbar macht.
Auch De Standaard fragt: Weshalb sollten der Papst und Erzbischof Léonard nicht das Recht haben, ihre Ansichten zu vertreten? Weshalb sollten sie nicht die traditionelle Kirche unterstützen, wenn das ihre Meinung ist? Weshalb hätten sie nicht das Recht, die traditionelle Familie gegen Scheidungen, Abtreibungen und Homo-Ehen zu verteidigen und Treue und Enthaltung als Waffen gegen Aids zu bezeichnen? Es steht jedem frei, mit der Lehre des Papstes einverstanden zu sein. Das Problem ist, dass diese Standpunkte so verkündet werden, als könne man das Leben auf die Beachtung strenger Regeln reduzieren. Hinzu kommt die schockierende Selbstverständlichkeit, mit der die Kirche Fehler ihrer Diener unter den Teppich kehrt.
Drei Krisen durch politisches Vakuum?
Le Soir spricht in diesem Zusammenhang von mehreren Krisen, die Belgien heimsuchen. Eine institutionelle Krise, die sich zu einer Regimekrise entwickelt, eine Krise der katholischen Kirche mit Pädophilie-Skandalen, die die gesamte Gesellschaft betreffen und die Verantwortung des Staates und der Justiz ansprechen. Hinzu kommt eine Krise in den Streitkräften. Sind diese Krisen nur eine Folge des politischen Vakuums oder resultieren sie aus dem Konflikt zwischen den Institutionen und den Bürgern?
Het Belang van Limburg stellt fest, dass B.H.V und die Revision des Finanzierungsgesetzes die größten Hindernisse für das Zustandekommen eines Regierungsabkommens bilden. Die Nationalbank hat die Vorschläge der verschiedenen Parteien und ihre finanziellen Folgen unter die Lupe genommen und berechnet. Doch man darf bezweifeln, dass diese Arbeit die politischen Verhandlungen erleichtern wird. Das Finanzierungsgesetz ist nämlich keine Rechenaufgabe, sondern eine politische Entscheidung darüber, wie viel fiskale und finanzielle Verantwortung man den Teilstaaten übertragen will, und wie man die Solidarität organisieren soll.
Wallonische Debatte über Fernsehgebühren
Heute findet im wallonischen Parlament eine Debatte über die Fernsehgebühren statt, die nur noch im wallonischen Landesteil erhoben werden. L'Avenir weist darauf hin, dass die Justiz in einem kürzlich gefälltem Urteil sogar eine Ausweitung dieser Steuern auf Computer, Smartphone und die gesamte Technologie, die den Empfang von Fernsehsendungen ermöglicht, in Betracht zieht.