"Angst um Kevin De Bruyne", titelt La Dernière Heure. "Tränen und Zweifel für Kevin De Bruyne", so die Schlagzeile von Le Soir. "Doppelter Bruch für Kevin De Bruyne", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Auf eigentlich allen Titelseiten sieht man heute einen weinenden und sichtbar angeschlagenen Kevin De Bruyne. Der Mittelfeld-Star von Manchester City hat sich beim Champions League-Finale verletzt. Der Rote Teufel zog sich einen Nasenbein-Bruch und einen Augenhöhlenbruch zu.
"Wir müssen davon ausgehen, dass De Bruyne bei der EM erst mal auf der Bank bleiben muss", glaubt De Morgen. Aber: "De Bruyne kann es zumindest zur EM schaffen", ist Het Laatste Nieuws überzeugt. "Glück im Unglück für Kevin De Bruyne?", fragt sich denn auch das GrenzEcho. "Kevin wird seine Revanche bekommen bei der EM", hofft Het Belang van Limburg....
Weiter auf dem Weg zu einem neuen Normal
"Keine Regeln mehr für das, was wir zuhause machen", so derweil die Aufmacher-Geschichte von Het Laatste Nieuws. Am Mittwoch nächster Woche treten ja neue Lockerungen in Kraft. Unter anderem sollen dann auch die Kontaktbeschränkungen weitgehend aufgehoben werden. Virologen warnen, dass es gerade wegen der neuen Varianten noch zu gefährlich ist, zu schnell zu viel zu lockern. De Standaard drückt es so aus: "Die Wette des 9. Juni treibt die Politik und die Corona-Experten noch ein bisschen weiter auseinander".
Einige Zeitungen sind dennoch mit den politischen Verantwortlichen einer Meinung. Seit dem Beginn der Pandemie sind wir regelrecht überschwemmt worden mit allerlei Regeln, Verboten und Vorschriften, meint etwa Het Laatste Nieuws. Viele davon waren nötig und haben wohl auch dafür gesorgt, dass Belgien aktuell besser dasteht als viele Nachbarländer. Andere Beschlüsse waren demgegenüber nicht ganz so gut durchdacht, was wohl der Müdigkeit am Verhandlungstisch geschuldet war. Wieder andere von diesen Vorschriften sind bis heute den Beweis für ihren wissenschaftlichen Unterbau und ihren Nutzen schuldig geblieben.
Und dann gab es da noch die Regeln, die gefährlich weit in die Privatsphäre und die persönlichen Freiheiten der Bürger vorgedrungen sind. Und es ist gut, dass die Regierung nun zu dem Schluss gekommen ist, dass es Zeit wird, diese Gesetze außer Kraft zu setzen, um auf diese Weise ein neues Normal herzustellen. Der Staat muss nicht als wie ein Polizist zwischen dem Sofa und dem Fernseher stehen...
Ein Stück Verantwortungsbewusstsein zurück
Die Politik kann den Bürger nicht länger bei der Hand nehmen, meint auch De Standaard. Noch nie hat sich der Staat so stark so tiefgreifend in unser Privatleben eingemischt wie im vergangenen Jahr. Man hat uns vorgeschrieben, wie viele Menschen wir empfangen bzw. knuffeln dürfen. Die übergroße Mehrheit der Menschen hat das auch mehr als ein Jahr über sich ergehen lassen. Diese strikten Regeln waren nötig, auch und vor allem um das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren.
Jetzt, wo die Impfkampagne mit großen Schritten voranschreitet, jetzt waren diese Eingriffe aber nicht mehr länger zu rechtfertigen. Aus rein virologischer Sicht mag es zu früh sein für die Aufhebung vieler Kontaktbeschränkungen. Dem Staat bleibt nichts anderes übrig, als loszulassen, den Menschen ihr Verantwortungsbewusstsein ein Stück weit zurückzugeben, wieder zu lernen, den Bürgern zu vertrauen. Eben diese Bürger müssen jetzt aber auch diesem Vertrauen gerecht werden.
Die Frage des Umgangs mit dem Rechtsextremismus
"Die Polizei sucht weiterhin Tag und Nacht nach Jürgen Conings", so derweil die Schlagzeile auf Seite eins von Het Belang van Limburg. Und nach wie vor herrscht große Nervosität. "Der rechtsextreme Berufssoldat könnte es nicht nur auf Marc Van Ranst abgesehen haben", schreibt besorgt Het Nieuwsblad und stellt fest: "Schon rund zehn Menschen bekommen Personenschutz".
Der Fall Jürgen Conings hat aber auch die Debatte über den Umgang mit Rechtsextremismus neu entfacht, stellt Le Soir in seinem Leitartikel fest. Und in diesem Zusammenhang stellt der rechtsextreme Vlaams Belang mehr denn je ein ebenso akutes wie komplexes Problem dar. Die Partei hat in den letzten Jahren versucht, ihre Kanten abzurunden, salonfähig zu werden.
Das gilt aber nur für die offizielle Kommunikation. Beispiel: Während Vlaams Belang-Chef Tom Van Grieken Jürgen Conings verurteilt, stellen sich andere Parteikader "wie ein Mann hinter Jürgen". Auf der einen Seite weist Van Grieken jeglichen Rassismusvorwurf zurück, auf der anderen Seite schwadronierte er am Wochenende in der Zeitung De Tijd von einem "dominant christlichen und weißen Flandern"...
Übelster Populismus
Genau dieses Zitat greift auch Het Belang van Limburg auf: "Europa muss dominant weiß sein, Afrika dominant schwarz". Nein, das ist keine Provokation eines Internet-Trolls, nein, das ist nicht das Gebrabbel eines Betrunkenen, es sind die Aussagen des Vorsitzenden des Vlaams Belang. Der hat nach allen Weichspül-Versuchen dann doch nochmal Klartext geredet. Die Hautfarbe spielt also doch eine Rolle! Bei diesem "dominant-weiß"-Gerede läuft's einem eiskalt den Rücken herunter. Nicht vergessen: Diese Partei repräsentiert aktuell einen von fünf Flamen, laut Umfragen sogar einen von vier. Spätestens an der Wahlurne wird sich zeigen, ob Van Grieken wirklich auch in deren Namen spricht.
Immerhin hat Van Grieken damit nochmal Klarheit geschaffen, meint Het Nieuwsblad. Nach all dem Herumlavieren der letzten Jahre wissen wir jetzt, dass es dem Belang immer noch um das Gleiche geht: Die Weißen gegen die anderen. Diese Klarheit ist aber das einzig Positive, was man diesen Aussagen abgewinnen kann. Inhaltlich sind diese Worte erschütternd und abstoßend. So zu tun, als könne man die Welt davon abhalten, immer vielfältiger zu werden, das ist den Menschen Sand in die Augen streuen. Das ist übelster Populismus...
Verurteilung ohne frontalen Angriff
Inhaltlich sind diese Aussagen letztlich nicht überraschend, meint De Morgen. Überraschend ist aber, dass Van Grieken das so klar sagt. Bis zum Wochenende hatte Van Griekens Vlaams Belang es noch vermieden, das völkische Register zu ziehen, um den Rassismusvorwurf zu entkräften. Die neuerliche Ehrlichkeit von Tom Van Grieken mag wohl auch für Bart De Wever und seine N-VA ein Problem sein. Die N-VA ist ja die einzige Partei, die eine Koalition mit den Rechtsradikalen nicht grundsätzlich auszuschließen scheint.
Bezeichnend war da, wie umständlich De Wever die Aussagen Van Griekens verurteilte. Er wollte es wohl vermeiden, den Vlaams Belang allzu frontal anzugreifen. Dabei wäre es doch viel einfacher gewesen, klar zu sagen, dass man nicht mit Parteien zusammenarbeiten kann, die die Teilnahme an der Gesellschaft abhängig machen von der Hautfarbe. Denn das widerspricht unseren Normen und Werten...
Roger Pint