"Schuldig und Zurechnungsfähig", so lautet die Schlagzeile von La Libre Belgique und La Derniere Heure. Damit gemeint ist der 23-jährige Léopold Storme, der für schuldig befunden wurde, seine Eltern und seine Schwester im Juni 2007 mit über hundert Messerstichen ermordet zu haben.
Dazu heißt es im Kommentar von La Derniere Heure, die Geschworenen haben dem Angeklagten seine Geschichte von den drei Männern, die das Geschäft seiner Eltern angeblich überfallen hatten, und dann seine Familienangehörigen erstochen haben sollen, aus guten Gründen nicht geglaubt. Zu oft hat er sich in Widersprüche verwickelt.
Man muss jedoch das Verhalten seiner engsten Familie, die nach wie vor von seiner Unschuld überzeugt ist, zu würdigen wissen. Sie hat es mit Anstand und Würde akzeptiert.
Le Soir schlussfolgert in seinem Leitartikel zum gleichen Thema, die Geschworenen waren überzeugt, dass Léopold Storme gelogen hat. Sie haben ihm seine unglaublich klingenden Geschichten nicht abgenommen und ihn des dreifachen Mordes für schuldig befunden.
Sämtliche Zeitungen verweisen ebenfalls darauf, dass die Jury den Täter sowohl heute als auch zum Tatzeitpunkt für zurechnungsfähig erklärt hat, obwohl mehrere Gerichtspsychiater dazu widersprüchliche Gutachten abgegeben haben. Somit riskiert er bei der heutigen Festlegung des Strafmaßes im schlimmsten Fall lebenslänglich.
Vier Mal mehr Asylbewerber in Belgien als im EU-Durchschnitt
Mehrere flämische Zeitungen befassen sich eingehend mit dem Thema Asylproblematik. So berichtet De Morgen auf Seite eins, dass Belgien eine wahre Flutwelle von albanischen Asylbewerbern befürchtet, nachdem in Albanien über eine Million Landsleute einen Antrag zur Ausreise in die europäische Union gestellt haben.
Sicherlich wird es nicht an Menschenhändlern fehlen, die ein Teil davon unter falschen Versprechungen auch nach Belgien lotsen werden. Vor diesem Hintergrund erinnert die Zeitung daran, dass der für Asyl und Zuwanderung zuständige Staatssekretär Wathelet erst letzte Woche nach Serbien, Mazedonien und in den Kosovo reiste, um von einer Auswanderung nach Belgien abzuraten. Von einer strengeren Asylpolitik hält Wathelet angeblich wenig.
Die Abgewiesenen in ein Flugzeug setzen, hilft seines Erachtens kaum, denn sie werden wiederkommen. Notwendig ist dagegen eine harmonischere EU-Politik in dieser Frage, um die entsprechende Konkurrenz zwischen den Mitgliedsländern abzuschaffen.
De Standaard bemerkt zum gleichen Thema, dass Belgien derzeitig fast wie ein Magnet auf neue Asylbewerber wirkt, zählt unser Land doch viermal mehr Asylbewerber als der europäische Durchschnitt. Das liegt vor allen Dingen daran, dass Belgien bei den Asylsuchenden als ein Land gilt, in dem vieles, wenn nicht gar alles möglich ist.
Gigantische Aufgabe für Brüssel
Die meisten von ihnen zieht es seit jeher nach Brüssel. Dazu heißt es in Het Laatste Nieuws, in den nächsten zehn Jahren wird die hauptstädtische Region mehr als 140.000 zusätzliche Einwohner, ein Großteil von ihnen Asylanten, verkraften müssen.
Dabei lebt heute in Brüssel schon einer von vier Einwohnern unter der Armutsgrenze, einer von vier hat keine Arbeit und eine Besserung ist nicht in Sicht. Die meisten der 140.000 Neulinge werden weder Französisch noch Niederländisch sprechen, so dass auf die Hauptstadt eine gigantische Aufgabe zukommt, für die wir schließlich alle werden bezahlen müssen.
Vom Visionär zum Märchenonkel
Das Grenz-Echo kommentiert die von Ministerpräsident Lambertz propagierte These einer schuldenfreien DG im Jahre 2038. Damit, so heißt es wörtlich, mutiert Lambertz vom Visionär zum Märchenonkel, denn niemand kann heute vorhersagen, wie sich die Dinge bis zum Jahr 2038 entwickeln werden. Man kann nicht einmal mit einiger Verlässlichkeit vorhersagen, was nächstes Jahr sein wird.
Weiter heißt es im Leitartikel des Grenz-Echo, die DG kann bisher nicht einmal über ihre Einnahmen bestimmen und noch steht in den Sternen, welche Zuständigkeiten und vor allem welche Finanzmittel ihr künftig übertragen werden. Abschließend heißt es, Ministerpräsident Lambertz ist ein intelligenter Mensch. Dass gerade er sich auf solch eine Augenwischerei einlässt, kann eigentlich nur bedeuten, dass die Zeiten, die uns bevorstehen, noch viel härter sein werden als bisher angenommen.
Belgien zieht es in die Ferne
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf Het Laatste Nieuws, das auf seiner Titelseite berichtet, dass in den bevorstehenden Allerheiligen-Ferien deutlich mehr Belgier in Urlaub fahren als letztes Jahr. Der Reiseveranstalter Jetair meldet ein Plus von fünf Prozent und auch Thomas Cook spricht von einem nennenswerten Anstieg der Buchungen.
Ziel der meisten Urlauber sind Länder, in denen zu dieser Jahreszeit die Sonne noch mehr oder weniger garantiert ist, nämlich Spanien und Ägypten gefolgt von Tunesien, die Türkei und Marokko.
Bild:belga