"Der 'Forscher' Perseverance landet auf dem Mars", so die Schlagzeile von De Tijd. "Sicher auf dem Mars gelandet", notiert auch Het Laatste Nieuws. "Amazing!", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins; "Erstaunlich!". "Perseverance beginnt mit der Suche nach Spuren von früherem Leben", titelt De Standaard.
Der Mars - ein Traum, der inspiriert
Auf vielen Titelseiten sieht man ein seltsames Schwarzweißfoto, das eine steinige Landschaft und einen Schatten zeigt. Es ist der Schatten des Mars-Rovers Perseverance. Das sind nämlich die ersten Bilder, die der "Roboterjeep" zur Erde gefunkt hat. Und spätestens da war auch klar, dass die extrem heikle Landung geglückt war. Jetzt kann der Rover mit seiner Arbeit beginnen: Er soll Beweise finden, die belegen, dass es in einer frühen Phase mal Leben auf dem roten Planeten gab...
Mitten in einer Pandemie, die den ganzen Planeten fest im Griff hat, fliegen wir zum Mars, konstatiert Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Da dürften dem einen oder anderen allerlei zynische Bedenken einfallen, aber letztlich ist das doch faszinierend. Denn das ist eins der schönsten Beispiele dafür, wie groß der Forscherdrang des Menschen ist. Der Mars, das ist ein wunderbarer Traum, der inspiriert.
Wie im 15. Jahrhundert, als die Welt ja noch von Pestepidemien heimgesucht wurde, aber dennoch Menschen die Segel setzten, um zu beweisen, dass man mit Schiffen den Ozean überqueren kann und dass es auf der anderen Seite auch noch Kontinente gibt. Unser eigener Planet beschränkt sich für viele gerade auf ihr eigenes Wohnzimmer. Umso herrlicher ist es, zusammen mit den fantastischen Wissenschaftlern zu träumen und zu hoffen. Um uns in diesem unermesslichen Universum unendlich klein zu fühlen - und zugleich unendlich groß.
Gesundheitsexperten arbeiten an Punktekonto für Lockerungen
Zurück zur Erde, wo man aber anscheinend auch von anderen Dingen träumt... Inzwischen scheinen sich hierzulande Frühlingsgefühle breitzumachen, kann De Morgen jedenfalls nur feststellen. Das Verbrauchervertrauen ist gestiegen; und viele sehen sich schon vor ihrem inneren Auge beim Grillfest mit Familie und Freunden, auf einem Musik-Festival oder auf einer Fernreise.
Und, in der Tat: Die belgischen Zahlen sind ermutigend. Zum Glück gibt es da aber noch die Partyschrecken, mit Namen die Virologen. Die lassen in diesen Tagen keine Gelegenheit aus, um zur Vorsicht zu mahnen. Es muss fast schon grausam sein, die Hoffnungen so vieler Menschen dämpfen zu müssen. Was für ein verdammter Job! Aber, irgendjemand muss ja einen kühlen Kopf bewahren, wenn die anderen in Tagträume verfallen.
"Die Politik bekommt ein 'Budget' für Lockerungen", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Anscheinend arbeiten die Gesundheitsexperten an einem neuen Plan mit Blick auf eine Exitstrategie. Demnach würde jeder Lockerung eine Punktezahl zugeordnet. Auf der Grundlage von Basisdaten wie der epidemiologischen Situation und dem Impfgrad würde der Politik ein Punktekonto zur Verfügung gestellt, wobei dann die gewählten Politiker entscheiden, wie sie lockern, also wie sie die Punkte "ausgeben".
"Ein Exit nach Punkten; sehr gute Idee!", findet Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Der Vorteil wäre vor allem, dass das transparenter wäre. Die Politik kann Lockerungen vornehmen, bis das Punktekonto erschöpft ist. Dann sind es allein die Politiker, die die schweren Entscheidungen treffen müssen, was geöffnet wird und was nicht. Aber dafür wurden sie schließlich gewählt...
Staatsreform ist nötig, aber kompliziert
Viele Zeitungen beschäftigen sich aber auch mit dem Vorstoß der Ministerin für institutionelle Reformen, Annelies Verlinden. Die CD&V-Politikerin hatte vorgeschlagen, dass bei der nächsten Staatsreform ein "2+2"-Modell angestrebt werden sollte, mit Flandern und der Wallonie als Hauptbestandteilen. Brüssel und die Deutschsprachige Gemeinschaft würden demnach zu "untergeordneten Teilgebieten". Eben dort, also in Brüssel und in Ostbelgien, erntete die Ministerin einen Sturm der Entrüstung.
Hier hat man gleich wieder gesehen, wie kompliziert die nächste Staatsreform wird, meint Het Belang van Limburg. Annelies Verlinden und ihr frankophoner Kollege David Clarinval haben Dynamit in Händen. Das Problem ist nicht, dass niemand den Reformbedarf sähe. Im Gegenteil: Spätestens die Corona-Krise hat gezeigt, dass das Land so nicht funktioniert. Nur: Sobald man auch nur anfängt, darüber zu diskutieren, stößt man auf das unlösbare Brüssel-Problem. Die demonstrative Empörung, die einige hier gleich an den Tag gelegt haben, die führt allerdings zu nichts. Das gilt auch und vor allem für die Frankophonen, die besser mal an einer gemeinsamen Strategie arbeiten sollten.
L'Echo sieht das ähnlich. Die Frankophonen kommen ja schon mit ihren jetzigen Institutionen nicht ins Reine. Das gilt in erster Linie für die Französische Gemeinschaft. Viele wollen sie abschaffen, oft würde sie dann aber durch ein Gebilde ersetzt, das auch nicht klarer wäre. Davon abgesehen: Auch die Flamen müssen ihren Standpunkt noch genauer präzisieren. Und auch hier geht es vor allem um die Frage, inwieweit sich der Norden des Landes noch Einfluss auf Brüssel sichern will. Das gemeinsame Ziel sollte aber ein Staat sein, der wirklich funktioniert.
Das GrenzEcho bringt es auf eine einfache Formel: "Zwei plus zwei" ist nun mal weniger als "vier mal eins", meint das Blatt. Gleich, wie es kommt: Die DG will auf Augenhöhe behandelt werden. In Ostbelgien gibt es eine Mehrheit innerhalb der gewählten Volksvertreter, die ein Belgien mit vier Regionen bevorzugen. Wobei: Manche stellen sich hier auch Fragen, etwa, ob man überhaupt dazu in der Lage sein wird, das Ganze zu managen. Noch jedenfalls erscheint die Gefahr sehr weit entfernt, wird von vielen nicht wahrgenommen. Wie so manches, was wir nicht sehen (wollen). Bis es uns ins Gesicht schlägt.
"2+2 ist nicht 4", meint auch De Tijd. Auf den ersten Blick mag das Modell von Annelies Verlinden noch logisch erscheinen. Die Flamen betrachten Belgien als ein Land mit zwei Sprachgemeinschaften. Die Frankophonen sind der Ansicht, dass Brüsseler keine Wallonen sind und umgekehrt, und sie fordern einen Föderalismus zu dritt. Deswegen wirkt die Idee eines Belgien zu viert fast schon wie ein Kompromiss.
Für Verlinden mag die "2+2"-Formel eine logische Weiterführung des Föderalismus zu zweit sein, damit kehrt man dennoch zum Anfangsproblem zurück: Was macht man mit Brüssel? Fazit: Wenn die Corona-Krise gezeigt hat, wie nötig eine Staatsreform ist, so hat der Vorstoß von Annelies Verlinden deutlich gemacht, wie kompliziert das ist...
Roger Pint