Dass es gerade von Gesundheitsexperten teils sehr scharfe Kritik gibt, überrascht nicht. Schließlich war der Konzertierungsausschuss nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen gefolgt.
Der Biostatistiker Geert Molenberghs etwa bezeichnete die Wiederöffnung der Friseure als Anlass zu einer gewissen Sorge. Und warnte davor, jetzt zu viel zu öffnen. Der Virologe Johan Neyts nannte die Lage labil, da könne jede Lockerung zu einer schnelleren Ausbreitung des Virus führen.
Dirk Devroey, Professor für Allgemeinmedizin, zeigte sich, Zitat, "schockiert". Man sitze gerade auf einem Pulverfass, das jederzeit explodieren könne. Und die Lockerungen könnten das Feuer an der Lunte zur dritten Welle sein. Außerdem kritisierte er das ausgesandte Signal. Zum einen könnten die Menschen den Eindruck bekommen, dass steigende Zahlen ja kein so großes Problem seien. Und dass man nur laut genug schreien müsse, um Lockerungen zu bekommen.
Der Virologe Marc Van Ranst zeigte sich enttäuscht, dass Menschen, die sich nach der Einreise nach Belgien weigern, einen Corona-Pflichttest abzulegen, erst ab dem 1. April schneller bestraft werden sollen.
Erbost zeigte sich auch der Horeca-Sektor. Von verschiedenen Verbänden wird angeprangert, dass es noch immer keine Perspektiven gibt. Vertreter des Kultursektors zeigten sich diesbezüglich ebenfalls enttäuscht. Der Verband der belgischen Freizeitparks kündigte an, vor den Staatsrat zu ziehen, weil diese Parks im Gegensatz zu den Tierparks nicht wieder öffnen dürften.
Und unter anderem die Selbstständigengewerkschaft SNI und die Mittelstandsvereinigung UCM bezeichneten es derweil als diskriminierend, dass zwischen verschiedenen Kontaktberufen unterschieden werde. Also Frisöre schon öffnen dürften, während etwa Schönheitssalons noch geschlossen bleiben müssten.
Boris Schmidt