"Restaurants, Familien, Grenzen, Gottesdienste... was man vom Nationalen Sicherheitsrat heute erwartet", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Die schwierigsten Knoten liegen heute auf dem Tisch", so die Schlagzeile in Het Nieuwsblad. "Heute werden neue Lockerungen verkündet", liest man auf der Titelseite des GrenzEchos.
Heute tritt der Nationale Sicherheitsrat zusammen, um den Beginn von Phase drei der Corona-Krise-Exit-Strategie zu bestätigen und diverse Details für verschiedene Sektoren und Bereiche zu diskutieren beziehungsweise zu verkünden.
Dieser Nationale Sicherheitsrat wird der sein, der die Art, wie wir während der Corona-Krise funktionieren, umkehrt, meint L'Avenir. Es wird das Ende der Verbote sein. Stattdessen werden wir zu einem viel offeneren Modus zurückkehren, in dem die Beschränkungen die Ausnahme sind.
Man wird ab jetzt darüber nachdenken müssen, was noch untersagt ist, statt darüber, was schon erlaubt ist. Die Herausforderung für die Kommunikation an diesem Mittwoch wird sein, trotz der Öffnungen und Lockerungen darauf zu bestehen, dass man wachsam bleiben muss, analysiert L'Avenir.
Auch Het Belang van Limburg glaubt, dass es eine schwierige Botschaft für Premierministerin Sophie Wilmès werden wird: Sie weiß, dass es den Menschen immer schwerer fällt, sich an die Regeln zu halten. Sie hat Lockerungen versprochen, und doch müssen die Leute weiter mitmachen.
Da helfen auch die Bilder von den niederländischen Terrassen nicht, die uns glauben machen könnten, dass wir das Coronavirus verbannen und zu unserem früheren Leben zurückkehren können. Das können wir nicht, wir werden noch eine ganze Weile mit dem Virus leben müssen, mahnt Het Belang van Limburg.
Der größte Schock steht uns noch bevor
Heute ist wieder einmal D-Day, Zeit für eine neue Offensive, um neue Schritte Richtung zur Normalität zu machen, zu einem Leben wie früher. Nur wird bei all diesen Schritten Richtung früheres Leben eines vergessen, glaubt Het Nieuwsblad: Dass es nie wieder so wie früher werden kann. Und diese unangenehme Botschaft zu überbringen, ist nicht gerade eine Stärke von Politikern. Der größte Schock steht uns noch bevor: die Erkenntnis, dass es ein Vor- und ein Nach-Corona geben wird.
Selbst wenn ein Impfstoff kommt, es hat eine Wende stattgefunden. Das Virus hat gnadenlos die Schwachstellen unserer Gesellschaft bloßgelegt. Die Pandemie bewirkt eine extreme natürliche Selektion, auch wirtschaftlich. Alte Mittel helfen da nicht, wir werden Antworten auf diese Probleme finden müssen. Jetzt ist der Augenblick, um vorauszuschauen und nicht, um die Vergangenheit wiederzubeleben. Die Zukunft wird anders sein - und das muss nicht heißen schlechter. Jetzt ist nur die Frage, wo wir einen Politiker von Format finden können, der das kommunizieren darf und der die Vision hat, um diese Wende zu einem guten Ende zu bringen, fragt sich Het Nieuwsblad.
Gute Entscheidungen können Wilmès und Co. nicht treffen, hält das GrenzEcho fest. Sie können nur hoffen, weniger schlechte zu fällen. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, müssen die neuen Regeln definiert und verinnerlicht werden. Und genau hier sind mündige Bürger gefragt, die akzeptieren, dass wir bis zur Entdeckung eines Impfstoffs auf Sparflamme leben müssen. Durch Vernunft, Gemeinschaftssinn und Verständnis lassen sich Brücken bauen. Das kostet viel Kraft, aber Demokratie ist nun mal mit Arbeit verbunden. Und Freiheit definiert sich nicht über Egoismus, appelliert das GrenzEcho.
Frei? Oder vogelfrei?
De Standaard blickt in seinem Kommentar auf den Horecasektor. Auf diejenigen, auf die wir uns verlassen, um uns zu entspannen, zu erquicken, und zwischenmenschliche Lebensqualität zurückzubekommen, warten unsichere Zeiten. Ihr Weg zurück zur Normalität wird durch die Hölle führen. Der Staat zieht sich zwar als Verbotsinstanz zurück, aber auch als Retter. Die Freiheit für die Unternehmer droht damit, zu einer Art Vogelfreiheit zu werden.
Bald werden wieder Angebot und Nachfrage den Markt bestimmen. Nur, dass das Angebot erzwungenermaßen beschränkt ist und dass niemand weiß, wie schnell sich die Nachfrage wieder einstellen wird. Das wird auch für viele andere Sektoren unserer Wirtschaft gelten, befürchtet De Standaard.
La Libre Belgique fordert dazu auf, die soziale Distanzierung nicht zur Norm in unserem Verhalten werden zu lassen - weder in unseren Gesten, noch in unseren Köpfen. Wir müssen das Misstrauen gegenüber anderen Menschen überwinden, vermeiden, mit Angst im Bauch zu leben. Was bringt es zu leben, wenn es ein Leben ohne die anderen ist?
Natürlich sollten wird es nicht vermurksen, indem wir uns überstürzt und zu schnell wieder in die Arme unserer Freunde werfen. Aber lasst uns sie innig liebhaben, auch aus der Ferne. Damit wir sie eines Tages wieder fest an unsere Brust drücken können, wünscht sich La Libre Belgique.
Die Gefahr eines historischen Irrtums
De Morgen blickt in seinem Leitartikel nach Amerika, genauer gesagt auf Donald Trump und seine kriegerische Rhetorik gegenüber den Demonstranten. Die Drohung, das Militär einzusetzen, basiert auf einer eiskalten Wahllogik. Aber sie droht, zu einem historischen Irrtum zu werden, der mit Blutvergießen enden kann.
Die Gefahr neuer tödlicher Gewalt zwischen den immer militarisierten Sicherheitskräften und den Demonstranten ist bereits groß. Wenn Trump jetzt auch noch Berufssoldaten schickt, ergibt das einen lebensgefährlichen Cocktail. Eine Berufsarmee setzt man nicht gegen die eigene Bevölkerung ein. Das machen nur unberechenbare Diktatoren. Gegen die die Armee die Bevölkerung schützen muss, so De Morgen.
Boris Schmidt