Het Nieuwsblad unterstreicht auf seiner Titelseite: 50.000 Reisende wurden von den Fluglotsen wegen einer Versetzung von zwei Personalmitgliedern von Charleroi nach Brüssel als Geiseln genommen.
So etwas ist absolut unannehmbar, schreibt die Zeitung in ihrem Kommentar. Ihre Aktion steht in keinem Verhältnis zu dem Personalproblem. Die Fluglotsen erweisen sich selbst mit diesem Streik keinen guten Dienst. Sie erscheinen jetzt als korporatistische Gruppe, die das eigene Interesse über den Dienst am Kunden stellt.
Die gleiche Meinung vertritt Le Soir in seinem Leitartikel: Solche Aktionen führen schließlich dazu, dass man andere Dienste dazu verpflichten wird, eine Minimale Dienstleistung aufrecht zu erhalten.
Daher müssen die Fluglotsen auch nicht mit der Solidarität ihrer Kollegen aus anderen öffentlichen Diensten rechnen. Bei solchen Aktionen gibt es nur Verlierer. Die Passagiere haben einen ganzen Tag und einige Illusionen verloren. Die Fluglotsen haben eine Gelegenheit verpasst, die Zwänge ihres Berufs im Wandel zu erklären.
Der Staat muss einen Stock hinter der Tür haben
Man kann sie nicht einmal bestrafen, bedauert De Standaard. Es gibt in Belgien kein einziges gesetzliches Mittel, um gegen solche Aktionen vorzugehen. Das Parlament hatte nicht den Mut, eine Gesetzgebung zu verabschieden, die für solche Fälle das Einschreiten des Staates zulässt. Die großen Gewerkschaften wollten davon nichts wissen, und die Parteien fürchten sich vor den Gewerkschaften. Der Staat muss einen Stock hinter der Tür haben. Belgocontrol ist ein kranker Betrieb, der finanziell nicht in Ordnung ist und auch europäische Richtlinien nicht anwendet.
Die sozialistische Zeitung De Morgen unterstreicht: Die Gewerkschaften haben Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um die Fluglotsen davon zu überzeugen, diese undurchdachte und wilde Aktion nicht zu organisieren. Sie wollten sie auch nicht gutheißen. Doch das hätte juristisch bedeutet, dass man den Streikenden gewaltige Schadenersatzforderungen stellen konnte. Um sie davor zu schützen, haben die beiden Gewerkschaften schließlich die Aktion anerkannt. Die Fluglotsen haben nicht nur den Flughafen und die Passagiere, sondern sogar ihre eigenen Gewerkschaften als Geiseln genommen.
Dieser Streik ist verantwortungslos und skandalös
La Libre Belgique bezeichnet den Streik in ihrem Leitartikel als inakzeptabel, verantwortungslos und skandalös. Für ein winziges Problem die soziale Atombombe zünden, ist unerhört. Die Politiker müssen dringend Unternehmen wie Belgocontrol eine minimale Dienstleistung aufzwingen, so dass sie in Zukunft nicht mehr tausende Menschen als Geisel nehmen können.
Gazet Van Antwerpen warnt die Fluglotsen, sie müssten gut begreifen, dass die Flughäfen und der belgische Luftraum keine Spielzeuge sind, die sie nach Gutdünken bei Sozialkonflikten einsetzen können. Belgocontrol ist ein autonomes Staatsunternehmen, dessen Arbeitnehmer im Dienste der Gemeinschaft stehen und von ihr bezahlt werden. Es wird höchste Zeit, dass der Staat sie zur Dienstleistung verpflichtet.
Die Menschen haben ein Recht auf Mobilität
Het Laatste Nieuws schließt sich dieser Forderung an: Für solche Aktionen gibt es kein Verständnis, und die Entrüstung bei den Passagieren und den betroffenen Betrieben ist zu Recht. In der modernen Welt haben die Menschen Recht auf Mobilität, auch bei der Eisenbahn und in der Luft. Vor allem, wenn es um Monopolbetriebe geht und der Kunde keine Alternative hat. Doch in Belgien gibt es keine politische Mehrheit für die Einführung eines minimalen Dienstes.
De Tijd fügt hinzu: Man hat im Frühjahr mit den Gewerkschaften vereinbart, bei Sozialkonflikten wilde Streiks zu vermeiden. Doch solche Absprachen sind nichts wert, wenn die Gewerkschaften ihre Basis nicht unter Kontrolle haben. Daher muss man erwägen, diese Absprachen zu einer gesetzlichen Verpflichtung zu machen.
Großkundgebung in Brüssel
La Derniere Heure kündigt auf ihrer Titelseite die erwartete Großkundgebung des Europäischen Gewerkschaftsbundes in Brüssel an: 100.000 Demonstranten werden Brüssel ins totale Chaos stürzen.
L'Echo meint, die Verringerung der Defizite der Staaten und ihrer Verschuldung ist in Europa eine Notwendigkeit. Man muss einen Mittelweg zwischen der Ablehnung aller Sparmaßnahmen und der extremen Sparpolitik erreichen, wie sie in Deutschland durchgeführt wird.
bild:belga archiv