Die schwere Explosion, die am Wochenende in Brüssel Tote und Verletzte forderte, sorgt heute in vielen Zeitungen für das Aufmacherthema.
Dramatische Bilanz
Het Laatste Nieuws titelt: „Nach zweieinhalb Stunden unter den Trümmern gerettet“. Drei Tote und siebzehn Verletzte. Die Bilanz der Explosion in Schaerbeek sei dramatisch. Es sei ein Wunder, dass fünf Personen noch lebend aus den Trümmern der durch eine Explosion verwüsteten Häuser in Schaerbeek gerettet werden konnten.
Die Straße, in der sich das Unglück ereignete, habe gestern einen Tag nach der Explosion, wie ein Kriegsgebiet ausgesehen. Die Zeitung notiert, dass die Wucht der Explosion wohl ein Gasleck als Ursache vermuten lasse, dies aber mit Sicherheit noch nicht feststehe. Die Justiz habe einen Sachverständigen eingesetzt, der die Ursache der Explosion jetzt ergründen soll.
Ungeklärte Unglücksursache
Auch La Derniere Heure macht mit der Explosion auf. Auch dieses Blatt geht der Frage nach, welche Ursache das Unglück haben könnte. Nach Angaben der Zeitung wurden die Gasleitungen in der Umgebung des Unfallorts regelmäßig geprüft und konnten keine Beschädigungen festgestellt werden. Die aus Stahl gefertigten Leitungen seien erst 1988 verlegt worden. Sollte es sich dennoch um ein Gasleck gehandelt haben, sei es schwierig dies wegen der enormen Zerstörungskraft der Explosion mit Sicherheit festzustellen. Lag die Ursache nämlich im Inneren eines der zerstörten Häuser, sind Indizien vermutlich zerstört worden.
Glück im Unglück
Auch Het Nieuwsblad spricht von einem Wunder, dass unter den Trümmern der eingestürzten Häuser noch fünf Überlebende gerettet werden konnten. Es sei ein Wunder, dass nicht mehr Menschen ums Leben gekommen seien, meint die Zeitung. Zur Ursache notiert das Blatt, dass gestern in der näheren Umgebung des Unfallorts mehrere Gerüchte die Runde machten. Es sei von einer Abrechnung die Rede gewesen. Dennoch sei höchstwahrscheinlich ein Gasleck die Ursache der Explosion. Mehrere Familien aus der Nachbarschaft der eingestürzten Häuser bestätigten, dass in den vergangenen Tagen Gasgeruch wahrzunehmen gewesen sei.
Den Leitartikel widmet die Zeitung derweil einem anderen Thema, das am Wochenende ebenfalls wie eine Bombe einschlug: dem Vorschlag nämlich, in Flandern Englisch als zweite Sprache einzuführen. Kommentierend meint die Zeitung hierzu, wer in Belgien kein Französisch spreche, könne eine Topkarriere vergessen.
L'Avenir geht ebenfalls auf die Explosion in Schaerbeek ein und vergleicht das Unglück mit der Gasexplosion, die im Januar in Lüttich 14 Tote und 21 Verletzte gefordert hatte. Allerdings, so notiert L'Avenir, sei ausströmendes Gas als Explosionsursache in Brüssel nur eine von mehreren Theorien bei der Suche nach der Unglücksursache.
Unterschiede im Bildungsniveau
De Standaard titelt neben der Explosion in Brüssel zu den Erfolgschancen von Hochschul- und Universitätsstudenten abhängig von deren Vorbildung. Die Hälfte derer, die in dieser Woche ihr erstes Studienjahr an einer Universität beginnen würden, würde dieses nicht bestehen. Wirtschaftswissenschaftler hätten errechnet, dass Absolventen des staatlichen Bildungswesens mit 34% bei Universitätsstudien geringere Erfolgschancen als Absolventen des katholischen Schulwesens hätten, von denen 50% Chancen auf Erfolg haben.
Im Leitartikel kommt auch De Standaard auf den Vorschlag des flämischen Unterrichtsministers Pascal Smet zurück, nicht Französisch sondern Englisch als zweite Sprache an Flanderns Schulen unterrichten zu lassen. Im Zusammenleben sei das Französische im Land unerlässlich. Dies gelte in abgewandelter Form auch für die laufenden Regierungsverhandlungen. Gegenseitiges Verständnis sei das beste Mittel, um zu einer Kooperation zu kommen. Die Sprache des jeweils anderen zu verstehen und zu sprechen helfe. Selbst wenn einige noch Lücken etwa im Niederländischen aufweisen würden, könnte der gute Wille in diesem Bereich etwa zum ersten Mal seit 40 Jahren die Tür für einen französischsprachigen Premier öffnen.
Elio Di Rupo auch in Flandern immer beliebter
Das könnte, glaubt man dem heute von La Libre Belgique veröffentlichten Politbarometer, Elio Di Rupo, werden. Dessen Beliebtheit steige nämlich nicht nur in der Wallonie und in Brüssel, sondern auch in Flandern. Dort stehe der PS-Parteichef in der Beliebtheitsskala auf Platz 2 direkt hinter Bart De Wever, dem Vorsitzenden der N-VA. Im Leitartikel meint La Libre Belgique, dass hieraus eine enorme Verantwortung entstehe. Drei Monate nach den Wahlen verstärkten PS und N-VA ihre Positionen. Di Rupo würde sogar in Flandern eine nie da gewesene Popularität genießen. PS und N-VA sind unangefochtene Spitzenreiter. Ihre Verantwortung sei enorm, kommentiere La Libre Belgique.
Adoptionen aus dem Ausland rückläufig
Le Soir macht mit dem drastischen Rückgang bei Adoptionen ausländischer Kinder auf. Innerhalb von fünf Jahren seien diese in Belgien um 40% zurückgegangen. China, Russland oder Indien würden Adoption und die hierzu gehörenden Verfahren deutlich verschärfen, meint Le Soir.
Im Leitartikel kommt die Brüsseler Tageszeitung derweil auf die Äußerungen von NVA-Parteichef De Wever zurück, die dieser im Zusammenhang mit der Aufarbeitung und Bewältigung der Kollaboration währende des Zweiten Weltkriegs in der Wallonie gemacht hatte.
De Morgen schließlich macht mit dem jüngst angekündigten Speicheltest zum Aufspüren von Drogen am Steuer auf, und meint, dass das Verfahren nicht zuverlässig sei.
Bild: belga