Welche Zukunft für Belgien?
Jeder zweite Frankophone ist für die Einheit Belgiens, titelt La Libre Belgique. Die Zeitung befragte 2000 Belgier, wie sie sich die Zukunft des Landes vorstellen.
Es wird deutlich, dass Flamen, Wallonen und Brüsseler da andere Ideen haben. Die Hälfte der Französischsprachigen wünscht sich eine Rückkehr zum Belgien vor den Staatsreformen. Das kann sich aber nur noch ein Fünftel der Flamen vorstellen.
Im Kommentar meint die Zeitung: Die Belgier haben zwar andere Vorstellungen von der Zukunft des Landes, sie sind sich aber einig, dass jetzt eine vernünftige und ausgeglichene Lösung für alle Belgier gefunden werden muss. Sie wollen sich nicht auf ein institutionelles Abenteuer mit kaum kalkulierbaren Risiken einlassen.
Brüsseler wollen Wallonen nicht
Auch Le Soir bringt heute die Ergebnisse einer Meinungsumfrage. Wallonen und Brüsseler im gleichen Boot: Die Brüsseler sind dagegen, die Wallonen dafür, das ist hier die Schlagzeile. Demnach ist die Föderation Wallonie/Brüssel für die Hauptstädter keine Perspektive falls Belgien auseinander brechen sollte. Die Brüsseler möchten lieber auf eigenen Beinen stehen oder ein europäischer Distrikt werden.
Im Kommentar stellt Le Soir aber fest, dass die Französischsprachigen sich vor allem als Belgier identifizieren. Es wird nicht leicht sein eine eigene frankophone Identität zu schaffen. Das heute gefeierte Fest der französischsprachigen Gemeinschaft wird wohl noch lange nicht zum neuen Nationalfeiertag, meint Le Soir.
Ecolo wird 30
La Derniere Heure kommentiert den 30. Geburtstag von Ecolo. Die Grünen stehen vor einer großen Herausforderung. Sie müssen jetzt ihre Wahlversprechen vom vergangenen Juni in konkrete Politik umsetzen, und das bedeutet, dass sie auch Risiken nehmen müssen. Vor allem in der Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik. Fest steht, dass die frankophonen Grünen noch lange nicht die Reife der deutschen Grünen entwickelt haben, findet La Derniere Heure.
Fallschirmmord
Gestern wurde das Schwurgerichtsverfahren gegen Els Clottemans eröffnet. Sie wird verdächtigt den Fallschirm Ihrer Freundin und Liebesrivalin sabotiert zu haben. Die Frau stürzte daraufhin in den Tod. Gazet Van Antwerpen kommentiert, dieser Prozess besitzt alles, was für ein echtes Drama gebraucht wird: Liebe, Sex, Eifersucht und Lügen. Aber es gibt kein Geständnis und keine harten Beweise, nur Indizien.
Deshalb sind die Geschworenen nicht um ihre Aufgabe zu beneiden. Het Nieuwsblad meint im Kommentar: Dieser Prozess wird erneut die Debatte über Sinn oder Unsinn des Schwurgerichtes eröffnen. Die Geschworenen werden nämlich erneut zum Spielball erfahrener Rechtsanwälte.
Ärger um Antwerpen
Die Entscheidung der flämischen Regierung, die Antwerpener Ringautobahn mit einem Tunnel auszubauen, beschäftigt die Leitartikler heute ebenfalls. De Standaard kommentiert: Niemand glaubt, dass die Antwerpener die 352 Millionen Euro die die Stadt in das Projekt investieren muss, nicht spüren werden. Die Erfahrung belegt nämlich, das solche Großprojekte immer teurer werden als geplant.
Natürlich befürwortet jeder, dass es endlich eine Lösung für den Verkehrsinfarkt in der Stadt geben soll, aber man darf den Bürgern nicht vormachen, dass es die billigste Lösung ist, die sie nichts kosten wird. Die Entscheidung der flämischen Regierung hat auch Konsequenzen für den Antwerpener Stadtrat. Die flämischen Liberalen Open VLD kündigten den Rücktritt aus der Koalition an. Einer ihrer Schöffen will aber weiter im Amt bleiben.
Open VLD im Abseits
Het Laatste Nieuws kommentiert, weil die Open VLD im flämischen Parlament in der Opposition ist, will sie das nun auch in Antwerpen. Die Partei hat dies schon in der föderalen Regierung vorgemacht, die sie im vergangen Sommer verließ. An den aktuellen Koalitionsgesprächen nimmt sie auch nicht teil. Vermutlich findet die Parteispitze dies alles genial. Unterdessen amüsiert dies vor allem die Beobachter.
Auch De Morgen findet: die Liberalen machen sich in der politischen Debatte immer mehr zum Außenseiter indem sie in Antwerpen, in der flämischen Regierung und bei den föderalen Regierungsverhandlungen nicht mehr mitmischen wollen. Das sorgt vielleicht für eine gehörige Portion Nestwärme, viel mehr wird diese Taktik aber nicht bringen.
Nicht alles Gold, was glänzt
Und zum Schluss noch ein Blick in den Kommentar der Wirtschaftszeitung De Tijd. Wegen der Inflationsangst stürzen sich die Anleger momentan aufs Gold. Der Goldpreis erreicht inzwischen wieder eine Rekordhöhe. Das ist nicht ohne Risiko.
Es kann durchaus sein, dass sich Gold genauso als Blase herausstellt, wie der Immobilienmarkt. Tatsache ist, dass Gold eigentlich wertlos ist. Es ist zwar selten und schön, aber es wird nicht echt gebraucht. Wer 1980 Gold kaufte, hatte erst vor zwei Jahren sein investiertes Geld wieder zurück.
bild:belga