Die Restrukturierung beim Chemieunternehmen Solvay und die politischen Folgen der Entscheidung zum Tunnelbauprojekt am Antwerpener Ring
Stellenabbau bei Solvay
Le Soir macht mit dem geplanten Stellenabbau beim Chemieunternehmen Solvay auf. Die Entscheidung, weltweit 800 Jobs zu streichen und die Entscheidungszentren ins Ausland zu verlagern, beschreibt die Brüsseler Tageszeitung als sozialen und strategischen Elektroschock. Belgien werde von Restrukturierung besonders hart getroffen. 150 bis 160 Jobs gingen hierzulande bei Solvay verloren und das vornehmlich in Brüssel.
Im Leitartikel meint das Blatt hierzu, dass das Unternehmen seiner Vergangenheit den Rücken zukehre. Kommentierend meint Le Soir, dass auf die Frage, wohin Solvay sich entwickle, nur eine sichere Antwort gegeben werden könne - die nämlich, dass die Unternehmensgruppe fest entschlossen ist, sich vom Ballast seiner glorreichen Vergangenheit zu befreien, um eine lebenswichtige Veränderung zu vollziehen.
Übernahmekurs
Auch die Wirtschaftsblätter L'Echo und De Tijd machen mit diesem Thema auf. L'Echo meint hierzu, dass Solvay verspreche, die angekündigten Arbeitsverluste auch in Belgien so sozialverträglich wie eben möglich umzusetzen. Das Unternehmen wolle hierzu unter anderem auf Vorruhestandsregelungen zurückgreifen.
De Tijd notiert hierzu, dass Solvay sich auf eine große Übernahme vorbereite. Die fünfprozentige Reduzierung bei den Beschäftigten und die angekündigten Sparpläne dienten dazu, bis Ende 2012 jährlich 120 Millionen Euro einsparen zu können. Nach dem Abstoßen der Pharmasparte für 4,5 Milliarden Euro läuft nach Angaben von De Tijd bei Solvay der Countdown zur Übernahme eines anderen Chemieunternehmens. Im Gespräch sind nach Angaben der Zeitung die Unternehmen DSM oder Umicore.
Wallonische Koalition nervös
La Libre Belgique macht heute mit der anscheinend aufgetretenen Nervosität innerhalb der wallonischen Regierungskoalition auf. Es knistere zwischen PS, cdH und Ecolo, meint die Zeitung. Hier und da seien sich die Minister am Kabinettstisch des wallonischen Regierungschefs Demotte nicht grün - und das obwohl man sich auf föderaler Ebene anschicke eine gleichgestrickte Koalition zusammenzustellen.
Im Leitartikel kommentiert die Zeitung die von der wallonischen Region geplante neue Vorgehensweise bei der Vergabe von Exportlizenzen für Waffen und meint, die Region täte gut daran, auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der wallonischen Waffenbranche zu hören, dann könne die Wallonie auch dafür sorgen, dass die Region in einer europäischen Verteidigungsindustrie eine führende Rolle spielt.
Neubeginn
De Morgen macht mit der Entscheidung zum Tunnelbauprojekt für ein Schließen des Autobahnrings um Antwerpen auf und meint, dass der politische Beschluss hierzu im Grunde das einzig konkret neue in den Plänen zur Vollendung der Umgehung Antwerpen sei. Alles andere müsse von vorne begonnen werden. Baugenehmigungen und Ausschreibungen müssten alle erneut eingereicht bzw. gestartet werden. Wenn es nach der flämischen Regierung gehe, würde 2014 mit dem Bohren der Tunnel begonnen. Allerdings sei unklar, ob das zeitlich zu schaffen ist, meint De Morgen.
De Standaard hat das Thema ebenfalls auf der Titelseite und schreibt, dass die Entscheidung der flämischen Regierung zu einer Spaltung bei den Liberalen der Open VLD im Antwerpener Stadtrat führt. Die flämischen Liberalen seien mit der Rechnung für das Tunnelbauprojekt nicht einverstanden und scherten deshalb aus der Koalition mit SPA, CD&V und N-VA aus. Doch der Open VLD-Stadtverordnete Ludo Van Campenhoud wolle seinen Sitz nicht aufgeben. Aber auch er müsse sich der Entscheidung seiner Partei unterwerfen. Andernfalls sorge er für einen Selbstausschluss aus der Open VLD, warne deren Parteichef De Croo.
Im Leitartikel heißt es hierzu, dass es zwar eine gute aber natürlich nicht die beste Lösung sei, den Ring um Antwerpen mit einem Tunnel zu beenden. Dennoch müsse man festhalten, dass einer der beiden größten politischen Zankäpfel der letzten Jahre vom Tisch sei. Jetzt müsse nur noch die Staatsreform durchgezogen werden.
Gazet Van Antwerpen veröffentlicht heute eine Umfrage in Bezug auf die Entscheidung zum Autobahnring um die Scheldestadt. Auf die Frage, ob sie bereit wären, für die Nutzung der Umgehung eine Tunnel-Maut zu zahlen, antworteten fast 90% der Befragten mit Nein. Knapp 51% gaben überdies an, mit der Entscheidung der flämischen Regierung nicht zufrieden zu sein. 38,3% der Befragten begrüßten sie.
Lidl vor dem Kadi
Het Laatste Nieuws informiert auf der Titelseite heute über ein Gerichtsverfahren, in dem sich der Discounter Lidl wegen irreführender Reklame-Kampagnen verantworten muss. Bei Untersuchungen war festgestellt worden, dass die Handelskette oftmals Artikel zu Reklamepreisen anpries, in den Filialen dann aber nur geringfügige oder überhaupt keine Vorräte vorhanden waren.
Gleiches Recht für alle?
L'Avenir schließlich titelt heute zu anscheinend flagrant auftretenden Unterschieden beim Recht zur Verteidigung. Verallgemeinernd meint das Blatt, dass es bei ein und selben Vergehen besser sei, in Eupen als in Nivelles verhaftet zu werden. Während in Eupen ein Rechtsbeistand schon den ersten Verhören beiwohne, sei dies in anderen Landesteilen nicht der Fall.
Bild: belga